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Mord in der Vogelkoje

Mord in der Vogelkoje

Titel: Mord in der Vogelkoje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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damals den Doktor Godbersen im Spaß, ob Degenhardt die Reiherente hier vielleicht ansiedeln wollte. Und jetzt kommen mir ernsthafte Vermutungen, ob das nicht möglicherweise wirklich sein Ziel war. Eine Entenart, die kriegerisch genug ist, es mit Möwen und Seeschwalben aufzunehmen, die sich an Lärm nicht stört, die bei Flut nach Muscheln tauchen kann, sofern sie nicht schon bei Ebbe auf Miesmuschel- und Herzmuscheljagd geht, und die in der Koje im Süßwasser leben und nisten kann – das müsste doch ein Paradies sein. Sofern man eine Reiherente ist.«
    »Hört sich verlockend an«, sagte Matthiesen zustimmend. »Für Reiherenten. Woher weißt du, dass sie Muscheln mögen?«
    »Aus den Unterlagen des Zoologen, den Godbersen kennt. Sie schwärmen für Dreiecksmuscheln, das ist eine Wandermuschel, die im Süßwasser lebt. Aber bestimmt lassendie Viecher sich auf Meeresmuscheln umerziehen. Ich vermute, dass der Professor so gedacht hat, denn sie nisten ja bereits an anderen Küsten.«
    »Aber wenn das alles zutrifft, Degenhardt sich aber Petersen gegenüber nicht erklärt hat, dann muss Petersen eine untergeordnete Person sein. Und der Professor wusste darum, dass jemand über Petersen steht.«
    »Und der ihm Anweisungen gibt und die Entscheidungen trifft. Möglicherweise hatte Degenhardt demjenigen einen Vorschlag hinsichtlich der Reiherenten zu machen, um daraus ein Einkommen zu beziehen.« Asmus nickte nachdenklich. »Das ergibt schon einen Sinn.«
    »Petersen ist vielleicht aufs Festland gefahren, um Bericht über Degenhardt zu erstatten. Mit Frau, damit es nach Verwandtenbesuch aussieht.«
    »Wir wissen ja auch gar nicht, mit welchem Anliegen Degenhardt tatsächlich kam«, schränkte Asmus ein. »Jedenfalls würde Petersen uns seine Unterhaltung mit dem Professor bestimmt nicht auf die Nase binden. Spielzeug, von wegen! Vielleicht hat Degenhardt Petersen sogar verschiedene Fragen gestellt, die der gar nicht beantworten konnte oder durfte, sofern sie die Koje wirklich wieder eröffnen wollen. Für uns ist und bleibt die Koje offiziell geschlossen.«
    »Dann wohnt Petersens Hintermann auf dem Festland.«
    »Ja, das ist denkbar«, stimmte Asmus zu. »Eine weitere Möglichkeit wäre noch, dass der Professor auf eigene Faust gearbeitet hat und dem Organisator des Ganzen seinen Plan erst unterbreiten wollte, wenn er über alle örtlichen Bedingungen Bescheid wusste: Ganzjähriger Entenfang wäre doch eine enorme Ausweitung des Geschäfts. Stoßzeiten im Herbst und Winter, wenn die Zugvögel kommen, und in den übrigen Zeiten Reiherenten und Stockenten. Bestimmt gibt es raffinierte Methoden, um die Bestände auszulichten,ohne die Enten zu verjagen. Petersen muss davon nichts gewusst haben.«
    »Aber warum wurde Degenhardt erschossen?«
    »Das ist in der Tat ein Rätsel. Vielleicht Konkurrenz. Oder jemand hat dafür gesorgt, dass einer weniger vom Kuchen etwas abbekommen konnte.«
    In diesem Moment brüllte Sinkwitz durch die Wache: »Asmus! An den Fernsprecher!«
    Asmus sprang auf und rannte in das Büro seines Chefs. Der Telefonhörer baumelte an seiner Schnur. »Ja?«, sagte Asmus.
    »Hier bin ich«, bekam er zu hören, und das dreimalige Tuten eines rückwärts bugsierenden Dampfers ließ ihn darauf schließen, dass er mit Mart sprach. »Der Liebhaber von Raddampfern ist gerade in den Zug nach Westerland gestiegen.«
    »Danke, Mart, du hast bei mir ein Bier gut«, rief Asmus frohlockend, hängte auf und war zurück in seinem Arbeitszimmer, noch bevor Sinkwitz einen Bericht verlangen konnte. »Auf, auf, Lorns, die Arbeit ruft. Unser Hank kommt zurück!«

    Sie liefen zum Bahnhof. Da der Munkmarscher Zug etwa  dreizehn Minuten brauchte, sollten sie es rechtzeitig schaffen.
    Die Kleinbahn dampfte kurz nach ihrem Eintreffen in den Bahnhof. Familien mit Kindern, Kindermädchen und großem Gepäck wurden unter hektischem Geschrei und Streit ausgeladen. Die Kofferträger boten lauthals ihre Dienste an, alle Gäste wurden bedient, und allmählich beruhigten sich die übermüdeten Neuankömmlinge.
    »Da ist er«, raunte Asmus und deutete mit dem Kinn auf einen Mann in gestreifter Hose und schwarzer Jacke überder schwarzen Weste, in der Hand eine braune Reisetasche. Er stieg als Letzter aus der Ersten Klasse und wanderte gemächlich zum Ausgang, wo er sich nach einer Kutsche umsah. Nicht alle Ankömmlinge mochten zu Fuß zum Hotel wandern.
    »Hank Christensen?«, fragte Asmus behutsam, der ihm gefolgt war.
    Christensen

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