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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Schnee lag.
    Der Portier im »Terminus« verzog sein Gesicht, als er mich kommen sah.
    »Nur noch eine Frage«, fing ich an. »Inzwischen habe ich nämlich erfahren, daß ein Bekannter von mir hier wohnt. Er heißt Mertens, Doktor Mertens. Ist er jetzt im Hause?«
    Der Portier brummte etwas, schaute in sein Buch und sagte:
    »Das muß ein Irrtum sein. Ein Doktor Mertens ist hier nicht gemeldet.«
    Natürlich, überlegte ich, so leichtsinnig würde er wohl auch kaum sein, im gleichen Hotel zu wohnen wie damals, zumal er wußte, daß ich hinter ihm her war. Diesen Weg hätte ich mir ersparen können.
    Ich setzte mich in eine der vielen Teestuben und überlegte. Anschließend begab ich mich zur Post, wechselte Kleingeld und fing an, sämtliche Hotels und Pensionen der Reihe nach anzurufen und nach Dr. Mertens zu fragen, der Mittwoch nachts angekommen sein mußte.
    Nirgendwo war ein Doktor Mertens gemeldet.
    Auch das schien mir nun ganz natürlich. Sicherlich hatte er sich unter einem falschen Namen eingemietet, denn auch er mußte sich ja gesagt haben, daß ich ihn suchte. Aber hatte er denn gewußt, daß ich seinen Namen kannte? Oder war er nur besonders vorsichtig gewesen?
    Das Mittagessen nahm ich aus Ersparnisgründen in meinem Hotelzimmer ein. Mathilde Mueller empfing mich mit der Nachricht, ein Herr habe schon zweimal angerufen und nach mir gefragt. Ob ich denn einen Bekannten hier getroffen hätte?
    »Ja, einen alten guten Bekannten. Reiner Zufall. Verbinden Sie gleich hinauf, falls er sich wieder melden sollte.«
    In meinem Zimmer wartete ich auf diesen Anruf. Es war mir, als müsse das Telefon jeden Augenblick klingeln. Aber es blieb stumm.
    Nach meinem einfachen Essen legte ich mich aufs Bett und verschränkte die Arme unter dem Kopf. Ich starrte die Decke an und dachte nach. Und ich wartete.
    Ich hätte auch noch etwas versuchen können. Ich hätte alle Hotels abklappern und nach einem Herrn fragen können, der Mittwoch nacht angekommen war.
    Wieso eigentlich Mittwoch nacht? Er war doch mit dem direkten Wagen weitergefahren, also mußte er schon nachmittags in Davos angekommen sein. Und ich sollte überall herumlaufen und nach einem Herrn fragen, der Mittwoch nachmittag angekommen war? Von dem ich nicht wußte, unter welchem Namen er sich angemeldet hatte?
    Ich blieb in meinem Zimmer und wartete auf seinen Anruf.
    Zwischendurch schlief ich ein, wachte wieder auf, machte Licht, weil es dunkel geworden war, und schlief abermals ein.
    Kurz nach neunzehn Uhr ging ich ins Restaurant hinunter, um zu essen. Ich war froh, unter Menschen sein zu können. Dieses Warten kostete Nerven. Ob er gerade dies beabsichtigte? Wollte er mich nervös machen, um dann desto leichteres Spiel mit mir zu haben?
    Ich leistete mir ein ausgezeichnetes Essen, sparte nicht und trank zwei Viertel Wein dazu. Zwischendurch musterte ich immer wieder die Gäste. Aber den eleganten Herrn im grauen Anzug mit dem Schmiß, diesen Herrn Doktor Mertens, konnte ich nirgends entdecken. Wie hatte er überhaupt herausbekommen, daß ich hier wohnte? Es war doch ein reiner Zufall gewesen, daß mich Mathilde Mueller hierher mitgenommen hatte?
    Also mußte er doch irgendwo am Bahnhof auf mich gewartet haben. Welches Risiko für ihn! Ich hätte genausogut in Davos-Platz aussteigen können.
    Vielleicht hatte er eine Fahrkarte, wartete, und wenn ich nicht ausgestiegen wäre, würde er mit nach Davos-Platz gefahren sein?
    Aber wozu sollte ich mir den Kopf zerbrechen. Er würde sich schon melden.
    Jedesmal, wenn draußen in der Rezeption das Telefon summte, schreckte ich zusammen und wartete darauf, daß man mich an den Apparat rufen würde. Aber ich wurde nicht gerufen.
    Als ich kurz vor Mitternacht das Restaurant verließ, entdeckte ich eine Tür neben der Rezeption, die offen stand. Eine Treppe führte nach unten.
    Ich möchte beschwören, daß ich zu dieser Zeit keineswegs den Plan hatte, Dr. Mertens zu töten. Aber irgend etwas trieb mich, diese Treppe hinunterzusteigen. Mir war, als könne das eines Tages für mich von Bedeutung sein.
    Ich stieg also hinunter und kam in den Heizraum. Ein großer Kessel stand da, Rohrleitungen liefen an den Wänden entlang, und ein Gebläse surrte leise.
    Ich ging durch einen langen Korridor, kam an eine andere Treppe, stieg hinauf und stand vor einer Tür, die nicht verschlossen war. Sie führte an der Schmalseite des Hauses ins Freie. Ein idealer Notausgang, wenn man einmal einen brauchte.
    Ich ging ums Haus und entdeckte,

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