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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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in einem Sonnenschein, der für diese Jahreszeit ungewöhnlich war. In mir aber war alles finster.
    Gut, Hilda war hier gewesen, sie hatte wirklich im >Terminus< gewohnt. Wie aber sollte ich den Namen des Mannes erfahren, der ebenfalls mit ihr hier gewesen war? Den Namen des Mannes mit dem Schmiß?
    Ich verbrachte den Nachmittag damit, mir das Hirn zu zergrübeln. Schon dachte ich an eine Detektei, konnte mich dann aber auch dazu nicht entschließen.
    Die Lösung des Problems kam abends, als ich in meinem Hotelzimmer gerade aß. Sie kam ganz anders, als ich sie erwartet hatte.
    Etwa um halb zehn Uhr klingelte mein Telefon. Die Zentrale unten sagte, es wolle mich jemand sprechen.
    Es knackte in der Leitung, dann hörte ich eine Weile gar nichts, und dann erklang Musik.
    Es war meine >Unvollendete<.
    Ich lauschte atemlos.
    Nach wenigen Sekunden brach die Musik ab.
    »Hallo!« rief der Unbekannte. »Jetzt sind Sie überrascht, nicht wahr?«
    »Keineswegs. Sie sind mir ja nachgefahren. Ich habe Sie sehr wohl bemerkt.«
    »Gratuliere. Aber hören Sie mal Roeder, sowas tut man doch nicht! Sie haben mir ziemlichen Ärger gemacht. Außerdem sind meine Unkosten gestiegen. Dabei habe ich Sie ausdrücklich gewarnt. Aber wer nicht hören will, muß fühlen. Ich möchte jetzt die ganzen zehntausend Mark, nicht wahr?«
    »Ich denke, wir werden uns irgendwie einigen.«
    »Gewiß. Wenn ich die ganzen Zehntausend bekomme, sind wir uns völlig einig.«
    »Wann und wo werden wir darüber verhandeln?«
    »Das überlege ich mir noch. Ich rufe Sie morgen wieder an.« Er hängte ein.
    Ich fuhr mit dem Lift hinunter zur Rezeption. Meine Hoffnung, Mathilde Mueller anzutreffen, erfüllte sich nicht. Ein mir noch nicht bekannter Portier saß am Telefon.
    Ich nannte meinen Namen und sagte:
    »Sie haben gerade einen Anruf in mein Zimmer hinauf verbunden. Können Sie mir sagen, von wo aus telefoniert wurde?«
    Der Mann musterte seinen Klappenschrank, dann schüttelte er den Kopf.
    »Bedaure, mein Herr. Vermutlich kam der Anruf nicht aus einem Hotel, weil der Teilnehmer sofort selber sprach.«
    »Vielen Dank.«
    Ich ging ins Restaurant, in dem etwa ein Dutzend Leute saßen, und bestellte mir ein Viertel vom billigsten Wein. Wieder grübelte ich über die Stimme nach. Ich wußte, daß ich sie schon einmal gehört hatte. Aber wieder konnte ich mich nicht erinnern, wann und wo. Ich erinnerte mich auch dann nicht, als ich mir vorstellte, es sei der graue Herr, der mit dieser Stimme sprach.
    Kurz nach elf ging ich in mein Zimmer und legte mich schlafen.
    Gegen morgen schreckte ich auf. Ich saß steilaufgerichtet in meinem Bett. Der Morgen zeichnete sich bereits am Fenster und der Balkontüre ab.
    Ich hatte von einem Namen geträumt. Von dem Namen, den ich so verzweifelt suchte. Himmel, wie hatte er gelautet? Etwas mit einem »M« und mit einem »E«, ja, so etwas mußte... Me... Me...
    Und da wußte ich es.
    Es war jener Doktor Mertens, den Hilda seinerzeit konsultiert hatte! Und jetzt hörte ich ganz deutlich in der Erinnerung seine Stimme, als er mir dringend riet, Hilda zur Kur nach Davos zu schicken. Als hätten wir gestern erst telefoniert, hörte ich ihn sagen:
    »Lieber Herr Roeder, jetzt im Augenblick ist noch alles zu bessern, völlige Heilung scheint sehr wahrscheinlich. Sie wollen doch nicht, daß Ihre Frau an einer Lungensache stirbt, nicht wahr?«
    Ja, das hatte mir Dr. Mertens am Telefon gesagt. Und ich hatte das Geld beschafft und Hilda nach Davos geschickt.
    Ich kroch noch einmal ins Bett, fand aber keinen Schlaf mehr. Tausend Gedanken zogen an mir vorüber, alle kreisten um Doktor Mertens. Als Arzt konnte er es sich nicht leisten, in eine Erpressungsaffäre verwickelt zu sein. Andererseits würde es natürlich möglich sein, das Tonband mit einem entsprechenden anonymen Brief an die Kriminalpolizei oder den Staatsanwalt zu schicken.
    Ich war zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen, als ich aufstand und mir das Frühstück bringen ließ. Das einzige, was ich wirklich versuchen mußte, war, das Tonband in meine Hand zu bekommen.
    Das Frühstück schmeckte mir, zum ersten Mal seit längerer Zeit. Ich glaubte, meinen Kopf aus der Schlinge ziehen zu können, jetzt, da ich sie kannte.
    Sollte ich nun in meinem Hotel bleiben und warten, bis er anrief?
    Ich entschloß mich, nach ihm auf die Suche zu gehen. Und kurz nach dem Frühstück pilgerte ich wieder zum Hotel »Terminus«. Ich hatte keinen Blick für die Berge ringsum, auf deren Gipfel

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