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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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was ich bisher übersehen hatte. An der Front zum See, also unterhalb meines Zimmers, lag noch ein großer Berg von roten Ziegelsteinen.
    Dann fuhr ich mit dem Lift in mein Stockwerk hinauf, legte mich zu Bett, und in Ermangelung einer anderen Lektüre blätterte ich in dem Reiseführer.
    Etwa um ein Uhr rief er an.
    »Kommen Sie morgen früh zu mir ins Hotel«, sagte er. »Haben Sie inzwischen schon herausgebracht, wo ich wohne?«
    »Offen gestanden: nein«, sagte ich. »Aber ich weiß, wer Sie sind.«
    »So?« machte Dr. Mertens. Seine Stimme klang wirklich überrascht. »So, das wissen Sie? Alle Achtung. Das hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut. Aber was versprechen Sie sich davon?«
    »Wollen wir darüber nicht morgen reden?«
    »Ganz wie Sie wünschen. Aber bilden Sie sich nur nicht ein, Sie könnten etwas von meiner Forderung herunterhandeln. Zehntausend Mark, nicht wahr?«
    »Das weiß ich. Aber Sie sollten nicht so oft »nicht wahr« sagen, vor allem nicht, wenn Sie anonym zu bleiben wünschen.«
    »Vielen Dank für diesen Tip. Und nun schlafen Sie gut.«
    »Haben Sie das Tonband bei sich? Ohne Tonband würde ich nicht mit Ihnen verhandeln.«
    »Haben Sie denn das Geld? Außerdem, welch törichte Frage, Sie haben die Musik doch schon gehört.«
    Ja, wirklich, das hatte ich. Ich fing schon wieder an, nicht aufzupassen. Ich mußte mich im Gespräch mit diesem Burschen viel mehr konzentrieren.
    »Bis morgen also«, sagte ich.
    »Ja, ist es um zehn Uhr recht?«
    »Ja, ich bin um zehn Uhr in Ihrem... verdammt nochmal, wo wohnen Sie denn?«
    Wieder lachte er leise.
    »Sie sind nervös, mein Lieber. Kein Wunder, zehntausend Mark sind schwer zu verschmerzen, dafür habe ich volles Verständnis. Ich wohne natürlich im >Terminus<, Zimmer 16.«
    Er hängte ein, und ich legte langsam den Hörer auf die Gabel. Ich verfluchte meine Ungeschicklichkeit. Ein anderer hätte sicherlich vom Portier die gewünschte Auskunft erhalten. Ein anderer hätte ihm vielleicht auch eine Hundertfrancnote auf den Tisch legen können...
    Am nächsten Morgen klopfte ich pünktlich um zehn Uhr an die Tür des Zimmers 16 im Hotel »Terminus«.
    Die Tür wurde geöffnet. Ich stand einem Mann gegenüber, den ich noch nie gesehen hatte.
    »Verzeihung«, stammelte ich. Ich war so sicher gewesen, Doktor Mertens anzutreffen, daß ich vor Überraschung kaum wußte, was ich sagen sollte. »Verzeihung, ich... ich habe mich wohl geirrt.«
    Der fremde Mann lächelte. Er war ein südländischer Typ, sehr schlank, nicht allzu groß, salopp gekleidet. Sein Gesicht war auffallend schmal, seine Stirn hoch, und sein dunkles Haar spiegelte vor Glätte.
    Der Mann öffnete die Tür weiter.
    »Treten Sie nur ein, Roeder, Sie sind hier ganz richtig. Wen hatten Sie denn erwartet?«
    »Sie... Sie sind doch Doktor Mertens!« sagte ich, obwohl ich mich nun überhaupt nicht mehr zurechtfand. »Es hat keinen Zweck, zu leugnen, Dr. Mertens. Ihre Stimme habe ich ganz bestimmt wiedererkannt.«
    Er lächelte immer noch.
    »Gut«, sagte er. »Dann ist’s ja recht. Bleiben wir also bei diesem Namen, wenn es Ihnen lieber ist. Ich bin hier allerdings unter einem anderen gemeldet. Aber das tut wirklich nichts zur Sache. Treten Sie doch ein.«
    Ich betrat sein Zimmer. Das erste, was ich entdeckte, war ein offenes Tonbandgerät mit einer Tonbandspule.
    »Sie haben mich also nicht bemerkt«, hörte ich ihn hinter mir sagen. »Ich habe Sie die ganze Strecke über verfolgt.«
    »N-nein«, gab ich zögernd zu. »Ich habe Sie nicht entdeckt.«
    Mein Blick hing gebannt an dem Tonbandgerät. Keine zwei Meter...
    »Bitte nehmen Sie doch Platz«, hörte ich Dr. Mertens sagen. Ich setzte mich und schaute ihn an. O ja, auch er war ein Typ, der Hilda gefallen konnte. Sie hatte eine Vorliebe für Männer mit einem verlebten Gesicht gehabt.
    »So«, sagte ich. »Sie sind also der Mann, mit dem ich meine Frau teilen mußte.«
    »Gott«, antwortete er und schlug die Beine übereinander. »Wie man’s nimmt. Soviel ich weiß, gab es da nicht viel zu teilen.«
    Ich spürte, wie ich rot wurde. Also auch er machte sich über mich lustig, er verhöhnte mich sogar. Keine zwei Meter bis zum Tonband...
    »Also, was wollen Sie?« fragte ich. »Sie wollen die ganze Summe der Lebensversicherung. Zehntausend Mark. Gut. Aber welche Gewähr habe ich, daß ich dann mein Tonband bekomme?«
    Er lächelte entwaffnend.
    »Mein Ehrenwort.«
    »Das ist mir zu wenig.«
    »Machen Sie mir einen Vorschlag.« Er stand auf,

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