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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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er vermutlich tat, da Milvia dämlich genug war, ihm alles zu erzählen. Und wenn nicht sie, dann hätte ihre boshafte Mutter es getan. Ich hatte gehört, die Mutter habe dann dafür gesorgt, dass das verheiratete Paar zusammenblieb (um das Geld zu schützen), aber das Leben in ihrem Haus musste seitdem nur noch eine einzige Belastung gewesen sein.
    Wenn Florius tatsächlich ein Weichei gewesen wäre, hätte es keine Probleme gegeben. Aber ich erinnerte mich daran, wie er sich aufgerichtet hatte, nachdem sein Schwiegervater gestorben war. Florius’ Augenblick war gekommen. Er schmiedete sofort Pläne, alles zu übernehmen. Reste der alten Balbinus-Organisation existierten immer noch, wenn auch geschwächt. Florius würde willkommen sein. Kumpel aus der Unterwelt lieben die Verwandten von Verbrecherkönigen und haben ein starkes Geschichtsbewusstsein. Seine Schwiegermutter Flaccida hoffte, das Familienimperium wieder zu erneuern, und als Petronius Longus der hübschen Milvia den Laufpass gab, hatte vielleicht sogar Milvia Florius’ neuen Beruf unterstützt. Mit dem Obervollstrecker verheiratet zu sein würde ihr gefallen. Sie hatte stets behauptet, von der Tätigkeit ihres verstorbenen Vaters nichts gewusst zu haben – aber sie liebte das Geld.
    Florius verlegte sich auf Schutzgelderpressung und organisierte Kriminalität. Sein toter Schwiegervater hatte ihm gezeigt, wie man das macht. Florius’ Aufstieg musste rasch erfolgt sein. Die Beschreibung des dritten Mannes, der Pyro und Spleiß befohlen hatte, Verovolcus zu erledigen, während er herzlos sitzen blieb, zeigte einen völlig anderen Charakter als den des schwabbeligen, von seinen Rennlisten völlig in Anspruch genommenen Fettkloßes, der er bei unserer ersten Begegnung gewesen war. Florius war jetzt ein voll ausgewachsener Schurke.
    Ich selbst hob mir das Tändeln mit Verbrecherkönigen für besondere Gelegenheiten auf, für Tage, an denen mir nach Mörderspielen war. Aber Petronius hatte vermutlich ein Auge auf die neu belebte Bande gehabt. Er wollte das beenden, was er und ich begonnen hatten. Er plante, sie auszulöschen. Sie kannten seine Absichten wahrscheinlich.
    Ich hatte Angst um ihn in Britannien. Hier war Petronius auf sich selbst gestellt. In Rom, mit dessen sieben Vigiles-Kohorten, hätte er wenigstens eine Chance gehabt. Die beste Unterstützung, die Londinium zu bieten hatte, war ich. Und ich hatte gerade erst von der misslichen Lage erfahren. Für die alte Balbinus-Bande hatte eine Stunde gereicht, um ein Opfer zusammenzuschlagen und in Stücke zu reißen.
    Florius war also hier. Das bedeutete, dass Petronius Longus praktisch am Tor zum Hades stand, bereit, hinter dem Totenführer mit der abwärts gehaltenen Fackel herzutrotten.
     
    Was sollte ich tun? Ihn finden. Ihm sagen, dass Florius in Britannien war.
    Ich schätzte, das wusste er bereits. Ich hoffte es. Das war vermutlich der Grund, warum er selbst hergeschickt worden war. Also ging es darum, ihn zu finden und ihm Deckung zu geben – aber wo konnte er sein?
    Ich dachte über all unsere Hinweise nach. Der Handlanger Spleiß war von Soldaten in Gewahrsam genommen worden und wartete auf den Folterknecht. Die Hauptverdächtigen Norbanus und Popillius wurden von Männern des Statthalters beschattet. Florius würde Petros Priorität sein. Ich durchquerte die Stadt und ging hinunter zu den Kais. Ich vermutete Petro in dem Lagerhaus, in dem der Bäcker ermordet worden war. Aber da war er nicht. Ich fand Firmus, den Zollbeamten, der mir bereitwillig zeigte, wo seiner und Petros Meinung nach der Mord stattgefunden hatte. Er führte mich zu einem der großen Lager, die sich am Flussufer entlangzogen. Da es völlig anonym unter einer Reihe eng nebeneinander stehender, gleichartiger Gebäude lag, war mir klar, warum die Bande es ausgewählt hatte. Es war solide gebaut, vollkommen sicher zur Unterbringung von Geld oder Konterbande. Leicht zugänglich, vom Wasser oder sogar von der Straße. Alle möglichen Gestalten trieben sich auf den Kais herum. Selbst abgebrühte Kriminelle aus Rom – die sich in Angewohnheiten und Stil deutlich abzuheben pflegen – würden nicht weiter auffallen. Hier unten am Fluss würde sich niemand was dabei denken, wenn sich dort ständig etwas tat. Und wenn jemand umgebracht wurde, würde niemand die Schreie hören.
    »Petronius war im Morgengrauen hier«, sagte Firmus. »Er wollte mit dem Fährmann sprechen – aber der Fährmann ist krank geworden.«
    »Was hat er

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