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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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tauschten Blicke, nervös wegen der kalten, brutalen Gewalt, die sie beschrieb. Vermutlich hatten sie alle Verovolcus gekannt.
    Ich spitzte die Lippen. »Dieser Organisator ist ein durch und durch böser Mann. Wir müssen unbedingt wissen, wer er ist. Zu schade, dass Sie seinen Namen nicht kennen.«
    »Ach ja?«, fragte die Frau, genoss ihre Überlegenheit. Ich hielt inne. »Sie sagten, Sie wüssten nur, dass er aus Rom stammt.«
    »Das stimmt«, sagte Flavia Fronta. »Aber ich kenne seinen Namen.«
    Für einen glückseligen Moment dachte ich, sie würde ihn mir nennen. Aber weit gefehlt. Ihre Arbeit in einer üblen Spelunke hatte diese Dame grundlegende Selbsterhaltung gelehrt. Sie schenkte mir ein neckisches Lächeln. »Also, hören Sie – glauben Sie, ich bin blöd? Wenn Sie Pyro und Spleiß vor Gericht bringen, dann werde ich aussagen, ja. Und nachdem ich sicher in meiner eigenen kleinen Weinschenke weit weg im Süden untergebracht bin, werde ich Ihnen sagen, wer der große Mann ist.«
    Es gelang mir, nicht auszurasten. Ich fragte mich, ob ich diese selbstzufriedene Schlampe nicht Amicus übergeben sollte.
    Aber ich kam aus Rom, daher wusste ich, wie zäh Frauen sein können. Sie war genau von der Sorte, die zu seinem ersten unnachgiebigen Opfer werden und unsere Pläne durchkreuzen konnte.
    »Sie sind sehr klug«, teilte ich ihr bewundernd mit. »Doch ich gebe Ihnen eine Warnung. Pyro ist tot. Er ist letzte Nacht gestorben. Anscheinend hat diese Bande einen langen Arm, und sie haben ihn erwischt, obwohl er in der offiziellen Residenz untergebracht war.« Sie warf mir einen besorgten Blick zu. »Wenn jetzt irgendwas mit Spleiß passiert – oder er unter der Folter freiwillig gesteht –, haben Sie keinen Trumpf mehr.« Nun schaute sie wirklich besorgt. »König Togidubnus wird keinen Grund mehr für Dankbarkeit haben, und es wird keine Weinschenke im Süden geben. Wenn ich in Ihren Schuhen stecken würde …« Ich schaute hinunter, und, ja, die Atrebaten hatte diesem muffigen Weibsbild neues gemustertes Schuhwerk gekauft, in das sie ihre verformten Quadratlatschen quetschen konnte. »Dann würde ich sofort kooperieren.«
    Flavia Fronta betrachtete mich nachdenklich.
    »Wir werden den Mann sowieso finden«, prahlte ich. Vielleicht stimmte das sogar. »Aber es ist Eile geboten. Und da könnte Ihre Hilfe von unschätzbarem Wert sein.« Sie schwieg immer noch. Ich zuckte die Schultern. »Natürlich ist es Ihre Entscheidung.«
    Man sollte nie unterschätzen, welche Anziehungskraft eine freie Entscheidung auf jemanden hat, dem so etwas bisher verweigert wurde. Flavia Fronta bedeckte den Mund halb mit ihrer nervösen Hand. Dann flüsterte sie: »Sein Name ist Florius.«

XXXIX
     
     
     
    Florius! Also ging es tatsächlich wieder um die Balbinus-Bande.
    Florius musste der zweite Mann sein, den Petronius jagte, derjenige, hinter dem er schon so lange her war. Es schien etwas Persönliches zu sein; na ja, er und Florius hatten durchaus Gründe für eine Privatfehde. Petro hatte mit dem kleinen Frauchen von Florius geschlafen – was zwar nicht zum Zusammenbruch von deren Ehe, aber zu dem seiner eigenen geführt hatte.
    Ich zerbrach mir das Hirn, um mich daran zu erinnern, was ich wusste. Ich war Florius begegnet, damals in der Zeit, als er noch wie ein wertloser und harmloser Mitläufer wirkte. Seine Ehe mit der Tochter eines Gangsters war unpassend. Florius, ein watschelnder, schwacher, ungepflegter Fettwanst, der seine Tage bei den Rennen verbrachte, vermittelte den Eindruck, er sei nur als Milvias Bräutigam ausgesucht worden, weil er ein Weichei war, das die Familie herumschubsen konnte. Es hatte wie ein Trick ausgesehen, um das Geld ihres Vaters zu schützen. Sollte man ihren Vater verhaften, würde er seinen Besitz verlieren, aber das römische Recht hat großen Respekt vor der Ehe; falls Milvias Mitgifttruhen die Aufschrift »Laken und Bezüge für die Braut und ihre zukünftigen Kinder« trugen, waren sie vermutlich sakrosankt. Petronius und ich hatten Balbinus, dessen bösartige Banden Rom terrorisiert hatten, zur Strecke gebracht. Wir löschten ihn aus, was uns den Hass seiner Witwe eingebracht hatte. Danach hatte Petro alles noch komplizierter gemacht, als er beschloss, mit der lieben kleinen Milvia ins Bett zu hüpfen. Sie war zehn Jahre jünger als er und dachte, er meinte es ernst, hatte sogar davon geredet, dass sie heiraten könnten. Florius konnte das nicht gefallen haben, falls er davon wusste – was

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