Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
allerdings unausgebildet und möglicherweise ein Sicherheitsrisiko in einem Fall, wo es um professionelle Verbrecher ging.
    »Es ist uns gelungen, ihre Anwesenheit zu überleben«, sagte der König mit lobenswerter Toleranz. Die Jungs hatten eine Vorliebe für üble Kaschemmen. Wenn es irgendwo Ärger gab, stürzten sie sich mit Wonne direkt hinein. »Ich möchte, dass Larius bleibt und für mich malt.« Mein Neffe war ein begabter Freskenmaler. Er war nach Britannien gebracht worden, um am Palast des Königs zu arbeiten. Vielleicht brachte der Gedanke an das Projekt, bei dem Verovolcus sein Verbindungsmann gewesen war, Togidubnus wieder auf die sich hinziehende Ermittlung. »Meine Männer haben Befragungen durchgeführt, genau wie Sie, Falco.«
    »Hatten sie Erfolg?«
    Das war nur eine Höflichkeitsfrage, doch der König überraschte mich erneut. Dieser Tag versprach anstrengend zu werden. Die ganze Zeit hatten die Atrebaten in ernsthaftem Wettstreit mit Petro und mir gelegen – und ihnen war ein Bravourstück gelungen. Der König prahlte freundlich: »Ich glaube, Sie werden beeindruckt sein, Falco! Wir haben die Schankkellnerin aus dem ›Goldenen Regen‹ überredet, uns alles zu erzählen, was sie weiß.«
    Ich verschluckte mich an der Ziegenmilch. »Ach?«
    »Wir haben sie in einem sicheren Haus untergebracht«, teilte mir Togi mit einem Zwinkern mit. »Angesichts dessen, was mit Ihrem Zeugen passiert ist, sollte ich Ihnen wohl besser Zugang zu unserer ermöglichen, nicht wahr?«

XXXVIII
     
     
     
    Es gelang den Atrebaten, ihr höhnisches Grinsen zu unterdrücken. Insgesamt waren es vier der Gefolgsmänner des Königs, schlaksige Krieger mit flatterndem rotem Haar. In der Sommerhitze hatten sie ihre farbenfrohen, langärmeligen Tuniken ausgezogen und waren barbrüstig (mit Sonnenbrand). Alle trugen Goldarmbänder und Halsketten. Ein Bündel Speere lehnte an der Wand, während ihre Besitzer in einem Hof herumlümmelten. Sie versteckten ihren Schatz auf einem Bauernhof nordöstlich der Stadt. Als ich gebracht wurde, um mit ihrer Zeugin zu sprechen, belebte das für die Burschen wenigstens ihren langweiligen Tag.
    »Wir müssen sie natürlich schützen«, hatte der König zu mir gesagt. »Sobald sie ihre Aussage gemacht und dabei geholfen hat, eine Verurteilung zu erreichen, wird sie in meiner Stammeshauptstadt, weit weg von hier, ihre eigene Weinschenke bekommen. Vielleicht billigen Sie die Art nicht, wie wir mit ihr umgegangen sind«, meinte Togidubnus etwas vorsichtig. Ich grinste. »Wenn man mit Menschen zu tun hat, deren Hauptbeschäftigung Unzucht und Schutzgelderpressung ist, scheint es nur gerecht, das mit Bestechung zu vergelten.«
    Er fuhr hoch. »Ich bezahle sie nicht dafür, dass sie lügt, wissen Sie!«
    »Natürlich nicht, Majestät.« Selbst wenn er das tat, würde mein Gewissen damit fertig werden, solange sie unerschrocken alles ausplauderte und mit dem nötigen Eifer bei ihrer Geschichte blieb.
     
    Sie war immer noch zu stämmig, zu hässlich und zu schwer von Begriff für meinen Geschmack. Sie war immer noch vier Fuß groß. Aber sie war mit neuen Kleidern versorgt worden, was sie wie eine Ladenbesitzerin aus der Mittelschicht aussehen ließ – eine Rolle, die sie, mit dem königlichen Versprechen einer neuen Weinschenke in Noviomagus, auch einzunehmen gedachte.
    Die ehemalige Kellnerin hatte bereits einen Ausdruck großer Ehrbarkeit angenommen. Sie erinnerte mich an meine Mutter, wenn sie ihre Arbeitskleidung für ein Fest ablegte, sich das Haar in einem schicken Stil kämmte (der ihr nicht stand) und sich plötzlich in eine Fremde verwandelte. Bei solchen Gelegenheiten pflegte Mama zu viel zu trinken und sich indiskret über ihre Nachbarn zu äußern. Die hier war im Moment nüchtern und wollte sicherlich höflich erscheinen.
    Als ich von den leicht grimmig schauenden Atrebatenkriegern zu ihr geführt wurde, bot sie mir nicht gerade Zimtbrötchen und Borretschtee an, aber sie setzte sich, die Knie eng zusammen und die Hände fest im Schoß verschränkt, wartete darauf, mich mit ihrem neu gefundenen Status zu beeindrucken. Sie freute sich anscheinend auf ein Leben, in dem sie nicht mehr mit Gästen schlafen musste; oder zumindest, sagte sie, nur wenn sie es wollte . Das klang fast, als hätte ein gerissener Anwalt sie über die gesetzlichen Rechte von Schankwirtinnen aufgeklärt. Als solche, nahm ich an, würde sie der reinste Terror sein. Sie schien besonders angetan von der Vorstellung,

Weitere Kostenlose Bücher