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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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denn?«, fragte ich, kannte aber bereits die Antwort.
    »Angst.«
    »Hat Petronius nicht versucht, ihn zu finden?«
    »Hat er wohl. Aber vergeblich. Danach ist Petronius verschwunden.«
    Ich sah ihn an. »Wie wollen Sie sich dann mit ihm in Verbindung setzen, wenn irgendwas in diesem Lagerhaus passiert?«
    »Das ist nicht meine Aufgabe«, wehrte sich Firmus. »Wir halten hier nur Wache, um Petronius einen persönlichen Gefallen zu tun.«
    »Sein berühmter Charme!«
    »Er ist ein guter Kerl«, sagte Firmus. Tja, das wusste ich. »Er leistet gute Arbeit, die niemand von uns sonst anpacken würde. Vielleicht ist er dämlich, aber man merkt, er ist einer von denen, die glauben, jemand müsse tun, was sie tun, denn wenn sie es nicht tun, dann tut es niemand.«
    »Stimmt.« Ich sträubte mich, seiner Logik zu folgen, aber seine Gefühle waren eindeutig.
    »Der Zoll hat kein Personal für diesen Einsatz«, beharrte Firmus. »Und wir kriegen auch keine Unterstützung von weiter oben.« Der freundliche, sonnenverbrannte, pummelige Zollamtsleiter klang jetzt bitter. »Man betrachtet uns als belanglose Schreiberlinge, die nur Steuern eintreiben. Wir wissen, was passiert. Wir geben das nach oben weiter. Wir werden mies bezahlt und bekommen nicht mal eine Grundausrüstung an Waffen. Wir haben dem Statthalter gesagt, dass hier eine groß angelegte Operation im Gange ist, Falco. Dieser arme Bäcker wurde in meinem Zuständigkeitsbereich ermordet. Aber ich habe aufgehört, meinen Kopf über die Brustwehr zu strecken.«
    Ich warf ihm einen Blick zu.
    Firmus blieb stur. »Ich kriege keine Gefahrenzulage«, erklärte er unverblümt.
    »Bekommen Sie keine militärische Unterstützung?«
    »Sie machen wohl Witze! Also, warum sollten meine Männer und ich uns abmurksen lassen, während die Soldaten nur rumspielen und von allen Schmiergeld kassieren?«
    »Auch von den Verbrechern?«
    Firmus explodierte. » Vor allem von den Verbrechern!«
    Ich beließ es dabei. Wenn er mir noch mehr erzählte, würde ich vermutlich auch explodieren.
    »Ich sage Petro, dass Sie da waren, wenn ich ihn sehe«, lenkte Firmus ein.
    Ich nickte. »Danke. Jetzt sagen Sie mir eins, Firmus. Wenn sich die ganze kriminelle Aktivität hier auf den Kais abspielt, wieso verbringt mein Freund Petronius Longus dann seine Zeit in einem Badehaus einige Straßen den Hügel hinauf?« Firmus spitzte die Lippen. »Das ist ein nettes Badehaus … Ausgezeichnete Maniküre. Blond. Na ja, in etwa.« Dann gestand er: »Petronius beobachtet jemanden. Jemand, der das stinkende Bordell neben den Bädern benutzt.«
    »Was, als Kunde?«
    »Nein, nein. Der macht in Frischfleisch. Es ist sein örtliches Büro.«
    Ich kapierte. »Und dieser Jemand ist ein großes Tier in der Bande?«
    Ein wachsamer Blick verdüsterte das normalerweise so offene Gesicht des Zollamtleiters. »Ich glaube.« Ich ging ein Risiko ein. »Wir wissen, wer er ist. Ich muss Petro finden, um ihn zu warnen und ihm Rückendeckung zu geben. Wir suchen nach einem Anführer namens Florius.«
    »Tja, wie schön für Sie«, meinte Firmus mit betont ruhiger Stimme. Er hatte es die ganze Zeit gewusst. Ich fragte mich, wie viele andere es ebenfalls wussten, aber zu verängstigt waren, das zu sagen.

XL
     
     
     
    Petronius war nicht in den Bädern. Der Kassierer ließ sich davon überzeugen, dass ich ein Freund war, und sagte, er glaube, Petro sei in die Residenz zurückgekehrt. Dort erzählte mir Helena, dass ich ihn verpasst hatte. »Ich kann mich täuschen, Marcus, aber ich hatte den Eindruck, dass er nach Maia suchte.« Helena beobachtete mich genau.
    »Hat er sie gefunden?«, fragte ich in unverbindlichem Ton.
    »Nein, sie war ausgegangen.«
    Ich sah in den Zimmern der beiden nach. Petros war noch genau so, wie ich es an diesem Morgen vorgefunden hatte, als ich ihm von Pyros Tod erzählen wollte. Maias sah aus, als sei eine Horde wilder Affen hier durchgetobt, was aber nicht ungewöhnlich für sie war. Sie führte einen ordentlichen Haushalt, doch ihr eigenes Zimmer war immer die reinste Müllkippe. So war sie schon als Kind gewesen – Kleider überall verstreut, Kästen, deren Deckel offen standen, und eingetrocknete Gesichtsschminke, die vor Wochen in einer Muschelschale angemischt worden war. Zum Teil lag es daran, dass sie nie Zeit in ihrem Zimmer verbrachte. Bis dieser Drecksack Anacrites aus ihr eine Gejagte und ein zänkisches Weib gemacht hatte, war sie überaus gesellig gewesen, immer tätig und unterwegs.
    Eine

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