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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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haben eine Zeugin, die bestätigt, dass er den Mord befohlen hat.«
    »Was wissen Sie über meine Zeugin?«, fragte ich besorgt.
    »Sie waren unvorsichtig. Sie haben Informationen von einem weiblichen Gladiator namens Amazonia bekommen, in einer Schenke namens ›Die Wiege im Baum‹.«
    Ich war entsetzt. »Erzählen Sie mir nicht, dass die auch der Bande gehört? Aber ich hatte daran gedacht, hatte extra den Namen überprüft. Was hat eine Wiege mit Jupiter zu tun?«
    Amicus war gebildet, ein Leser und Lernbegeisterter, wusste mehr über Mythen als ich. Er gab auch gerne damit an: »Nach alter Überlieferung war der Gott Jupiter der Sohn der Gottheit Kronos. Kronos pflegte seine Kinder zu verspeisen – eine scheußliche Art, die Prophezeiung abzuwenden, dass er eines Tages durch seinen eigenen Sohn verdrängt werden würde. Jupiters Mutter versteckte den Neugeborenen in einer goldenen Wiege, die sie in einem Baum zwischen Erde und Himmel aufhängte, damit er weder auf dem Land noch auf dem Meer von seinem eifersüchtigen Vater gefunden werden konnte.«
    »Oh, verdammt!«
    »Sie und das Mädchen wurden belauscht, Falco.«
    »Dann ist sie in Gefahr …«
    »Natürlich könnten Sie eine Gladiatorin nie vor Gericht erscheinen lassen. Trotzdem wird Florius sie auslöschen wollen.« Amicus schien dieses Ergebnis viel phlegmatischer zu betrachten als ich.
    »Ich muss sie warnen – und das schnell!«
    »Nur noch eines.« Das Verhalten des Folterknechts wurde mürrischer denn je. »Dieser Florius weiß auch von einem römischen Offizier, der ihn beschattet. Falco, sind Sie das?«
    »Nein. Er ist ein Mitglied der Vigiles.«
    Amicus billigte die Vigiles ebenso sehr, wie er mich missbilligte. Petronius war ein Professioneller, ein besoldeter Paramilitär, auf gleicher Ebene wie der Folterknecht; ich war Privatschnüffler, daher nur eine Belastung von niederem Rang. Mein neuer Rittering machte mich bloß zu einem miesen Emporkömmling. »Florius hat geschworen, ihn sich zu greifen.« Amicus hatte mein Gesicht gesehen. »Ein Freund von Ihnen?«
    »Der beste.«
     
    Auf dem Weg, eilends meine Ausrüstung zu holen, begegnete ich Helena. Als hätte sie meine Gedanken gelesen, lief sie mir entgegen, mein Schwert in der Hand. Ihr folgte dieses merkwürdige Mitglied der Gladiatorinnentruppe, das Mädchen, das ein Junge sein wollte. Oder was auch immer.
    »Marcus! Chloris könnte in Schwierigkeiten sein …«
    »Wir brauchen Ihre Hilfe«, sagte das flachbrüstige, androgyne Wesen mit den klaren Augen.
    »Sagen Sie mir, was passiert ist!« Während ich sprach, half mir Helena, mein Schwert umzuschnallen.
    »Der Mann, der uns übernehmen will, hat um ein Treffen mit Amazonia gebeten. Sie wird allmählich nervös wegen ihm. Sie glaubt, er könnte gewalttätig werden.«
    »Da hat sie Recht«, erwiderte ich grimmig. »Er heißt Florius. Er führt eine der schlimmsten kriminellen Banden Roms – sie sind äußerst gefährlich. Außerdem weiß Florius, dass sie gegen ihn ausgesagt hat.«
    Die Botin quiekte. »Sie hat versucht, ihn hinzuhalten. Aber jetzt sagt er, dass er die Arenaveranstalter unter Druck setzen wird. Wir bekämen nie wieder einen Auftritt, wenn wir nicht mitmachen. Sie musste etwas dagegen unternehmen. Sie hat sich für heute Nachmittag mit ihm in der Arena verabredet.«
    »Ist sie hingegangen? Ist sie allein hingegangen?«
    »Ich weiß es nicht …«
    »Trommeln Sie Ihre Gruppe zusammen! Sie wird jeden brauchen, der kämpfen kann.« Zu Helena gewandt, murmelte ich: »Florius wird vermutlich mit seinen Bandenmitgliedern auftauchen. Erzähl das dem Statthalter und deinem Onkel. Wir werden Soldaten brauchen. Wenn sie der Garnison nicht trauen, bitte sie, Auxiliarsoldaten ihrer persönlichen Leibwache zu schicken.«
    Helena war bleich. »Was ist mit Petronius?«
    »Erzähl ihm, was los ist, wenn du ihn siehst. Aber er hat das so genannte Büro im Bordell bei den Bädern sowieso unter Beobachtung gehabt. Ich wette, Petro wusste die ganze Zeit, dass es Florius’ reguläres Versteck war. Wie ich meinen Jungen kenne, hat er Florius abdampfen sehen und wird ihn beschatten.«
    »Ich gehe selbst und sage Petro Bescheid«, beschloss Helena. Ich hatte keine Zeit, mit ihr zu streiten. »Dann sei sehr vorsichtig. Nimm Albia mit, sie weiß, wo es ist.«

XLII
     
     
     
    Die Arena lag im nordwestlichen Teil der Stadt und war brandneu. Rundherum lag kahles Land, wo bisher noch niemand wohnte oder arbeitete. Auf dem Ödland in Richtung

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