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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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angenommen, dass die Bande abhauen wollte. Als sie nachschauten, war die Bande in Panik geraten und hatte sie angegriffen, wobei Firmus ernsthaft verletzt worden war. Dann hatte die Bande das Zollhaus gestürmt, das jetzt unter Belagerung stand.
     
    Wir schlugen den Weg ein, den ich kannte, fanden also nie heraus, ob die Gasse beim ›Goldenen Regen‹ tatsächlich eine Sackgasse war. Ich würde nicht dorthin zurückkehren. Orte, an denen ich fast draufgegangen wäre, stießen mich ab.
    Der Weg war nur kurz. Ich wünschte, wir wären als Erstes hierher gekommen.
    Unten am Fluss übernahmen die Soldaten rasch von der kampfbereiten Zolltruppe. Ein langes Stück des Kais wurde für die Öffentlichkeit gesperrt. Schiffe wurden von ihrem Ankerplatz entfernt. Lager wurden durchsucht. Die Fährboote wurden an Land gezogen. Die Brücke wurde geräumt. Kleine Boote für den täglichen Gebrauch im Hafen wurden flussaufwärts gerudert und vertäut. In den Straßen rund um die Kais trafen mehr Soldaten ein und warteten geduldig auf Befehle.
    Petronius und ich standen auf dem voll gepackten und eingedämmten Holzkai. Wir kehrten dem sich kräuselnden Wasser des großen Flusses den Rücken zu, hatten vor uns die langen Reihen gefüllter Lagerhäuser. Bald lagen keine Schiffe mehr vertäut, waren von den Ankerplätzen im Tiefwasser, wo die Fracht entladen wurde, und sogar vom Kanal draußen weggeschleppt worden. Wir starrten alle auf das Zollhaus, ein hübsches Steingebäude. Dort rührte sich nichts.
    Silvanus ließ seine Männer ausschwärmen, einige entlang der Vorderseiten der Lagerhäuser, andere auf der Straße zum Forum, und ein paar kletterten nach oben und verteilten sich über die Dächer. Sie waren leise und schnell. Sobald sie in Position waren, erstarrten sie. Die Zweite hatte schon immer einen besseren Ruf verdient als ihren jetzigen. Sie war die alte Legion des Kaisers, und das merkte man.
    Jetzt hatten wir das Gebäude umstellt, jeder Ausgang war gedeckt.
    »Ist was mit dir?« Ich stieß Petro an, der in Gedanken versunken dastand.
    »Wir wurden zum ›Goldenen Regen‹ gelockt«, antwortete er argwöhnisch. »Ich frag mich immer noch, warum.«
    »Du glaubst, da war mehr dran, als dass Florius die Adiutrix dafür bezahlt hat, uns aus dem Weg zu räumen?«
    »Nicht sein Stil, Falco. Florius weiß, dass ich hinter ihm her bin, und er will mich haben. Aber es ist eine persönliche Sache. Er will mich leiden sehen. Dann will er mich selbst erledigen. Er hat Maia in seiner Gewalt, und er hätte mich schnappen können. Das ergibt keinen Sinn.«
    Petro war ein zu guter Offizier, um seine Bedenken einfach beiseite zu wischen. Ich vertraute seinen Instinkten.
    »Da ist noch was«, warnte ich ihn. »Wenn er Crixus bedrängt hat, uns in den Hades zu befördern, wird Florius nicht erwarten, dass wir die Sache mit der Übergabe durchführen. Er denkt, wir sind tot …« Ich verstummte. Wenn er dachte, Petronius sei tot, würde Maia als Geisel keinen Zweck mehr erfüllen.
    Unfähig, sich dem Gedanken zu stellen, was sie ihr antun könnten, suchte Petro nach einer Beschäftigung. Firmus lag auf dem Laufgang und wurde von einem Arzt versorgt. Er hatte eine tiefe, klaffende Wunde an der Seite, durch die er zu viel Blut verloren hatte. Wir fragten nicht, ob er durchkommen würde; er war bei Bewusstsein, daher versuchten wir, optimistisch zu sein.
    Petro kniete sich neben ihn. »Sprich nicht zu viel. Sag mir nur, wer da reingegangen ist, wenn du kannst.«
    »Etwa fünfzehn bis zwanzig«, krächzte Firmus. Jemand reichte Petro eine Wasserflasche, die er an die Lippen des Verletzten hielt. »Danke … Schwere Waffen …«
    »Waren auch Frauen dabei, hast du das gesehen?«
    Firmus war kurz davor, ohnmächtig zu werden. So wie er aussah, war es wohl bald mit ihm vorbei. »Firmus!«
    »Warn welche in Röcken …«, krächzte Firmus und sackte weg.
    Petronius erhob sich.
     
    Silvanus erstattete Bericht. »Wir haben alles weiträumig umstellt. Wir können die da drinnen wochenlang festhalten. Zwei Blocks weiter haben wir ein Biwak errichtet, falls ihr was Warmes zu trinken wollt.« Er schaute auf den Zollamtsleiter hinunter und fluchte dann leise.
    Petronius wirkte distanziert. Silvanus – breit, langsam und inzwischen seltsam respektvoll – beobachtete ihn. Petro begann, auf das Zollhaus zuzugehen. Rasch teilte ich Silvanus mit, dass zunächst das Geiseldrama gelöst werden musste. Er wusste vom Statthalter davon. Alle Männer hatten

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