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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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eine Frau da drinnen.« Der Zenturio sprach rasch, mit leiser Stimme. »Sie ist gefesselt und hatte einen Mantel oder so was über dem Kopf. Den haben sie einen Moment lang abgenommen. Dunkle Haare, das Gesicht voll blauer Flecken …« Er sah uns besorgt an. »Ich würde sagen, dass man sie verprügelt hat, aber regt euch nicht auf. Ich habe schon Schlimmeres gesehen, wenn die Jungs nach einem Gelage die Geduld mit ihren Freundinnen verlieren … Ich fragte sie, ob sie Maia sei, und sie nickte. Rotes Kleid. Sie sieht mitgenommen aus. Ihr holt sie besser schnellstens da raus.«
    »Wie viele?«, murmelte ich.
    »Genug«, knurrte Silvanus.
    Ich wollte näher ran, aber sie hatten daran gedacht. Die beiden Bailisten waren so ausgerichtet, dass sie einen weiten Bogen abdeckten. Niemand konnte sich nähern.
    Oben auf dem Balkon, natürlich sicher vor einem plötzlichen Angriff, schwang Florius eine ihrer Armbrüste. Das verlieh ihm sichtlich ein gutes Gefühl. Er schwenkte sie in Petronius’ Richtung, protzte damit, richtete sie dann direkt auf ihn und drehte langsam die Ratsche. Jetzt konnte er den Bolzen jederzeit abschießen, sobald er die Sperrklinke löste. Petro behielt sein undurchdringliches Gesicht und bewegte sich nicht.
    »Ich bin bereit. Schick sie raus.«
    »Du musst reinkommen.«
    »Schick Maia raus, und ich komme an ihr vorbei hinein.«
    Florius sprach mit jemandem unter ihm. Zwei Gestalten erschienen an der Tür im Erdgeschoss. Die eine – glattes dunkles Haar und gutes Aussehen – war Norbanus Murena. Er führte eine Frau, die halb gegen ihn gesunken war. Die kleine, gepflegt wirkende Gestalt trug ein rotes Kleid, und ihr Kopf und ihre Schultern waren mit Stoff bedeckt, als hätte man ihr die Augen verbunden. Ich sah, dass ihre Hände fest auf dem Rücken gefesselt waren.
    »Wo sind die Kinder?«, krächzte Petronius heiser.
    Eine kurze Pause entstand. »Wir haben sie zurückgeschickt«, behauptete Norbanus mit samtiger Stimme. Es schien lange her zu sein, seit ich diese gebildete Stimme gehört hatte. »Wir haben sie in die Residenz zurückgeschickt.«
    »Maia!«, beharrte Petronius. »Sagen die mir die Wahrheit?« Norbanus zog an ihrem Arm, richtete sie gleichzeitig gerader auf. Sie nickte. Wegen des verhüllten Kopfes musste sie sich desorientiert fühlen. Ihr Nicken war eine langsame Bewegung, aus der ich nicht viel schließen konnte, außer, dass sie, wie Silvanus gesagt hatte, dringend unsere Hilfe brauchte.
    Es war jetzt zwei Tage her, seit ich meine Schwester zum letzten Mal gesehen hatte. Alles Mögliche konnte mit ihr passiert sein. Nach ihrem jetzigen Zustand zu urteilen – und in Erinnerung daran, wie Florius Albia behandelt hatte –, war das wahrscheinlich der Fall.
    »Wir lassen sie jetzt gehen«, verkündete Florius. »Falco, geh zu dem Kran da. Sie wird zu dir rüberkommen. Longus! Du bewegst dich in die andere Richtung, dann kommst du rein.« Ich berührte Petro leicht an der Schulter, dann trennten wir uns rasch. Ich erkannte, worauf sie hinauswollten. Maias und Petronius’ Wege würden sich nur in einiger Entfernung kreuzen. Er hatte keine Chance, sie zu packen. Wenn er irgendwas versuchte, würden sie beide erschossen werden.
    Ich erreichte meine angeordnete Position, weg von Petronius. Norbanus murmelte irgendwas und stieß die rot gekleidete Gestalt auf mich zu. Er schien sie angewiesen zu haben weiterzugehen. Das tat sie, mit schwankenden Schritten, unfähig zu sehen, wohin sie ging oder was unter ihren Füßen war. Instinktiv wollte ich auf sie zugehen, aber Florius schwenkte seine Waffe herum, sodass sie auch mich abdeckte. Ich blieb stehen. Er lachte. Vielleicht war er nervös, aber er genoss mit Sicherheit die Macht.
    »Jetzt komm schon!«, brüllte Florius Petro zu. »Versuch nicht irgendwelche Tricks, Longus! Mach, dass du reinkommst.«
    Petronius näherte sich der Tür, beobachtete die Geisel. Die Frau kam über die Straße, kleine Füße tasteten unsicher den Boden vor ihr ab. Petronius passte sein Näherkommen ihrer Geschwindigkeit an. Schließlich waren sie auf derselben Höhe, gleich weit vom Gebäude entfernt, ein paar Schritte auseinander. Petronius blieb stehen und sagte etwas.
    »Halt die Klappe!«, grölte Florius erregt. »Mach gefälligst – oder ich knall euch beide ab.«
    Die Geisel ging weiter. Vorsichtig schritt ich auf sie zu. Florius hatte die Armbrust auf Petro gerichtet, der immer noch zögerlich blieb: Er schien nachzudenken. Florius drängt ihn mit

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