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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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nicht so dumm, jetzt noch auf Flucht zu hoffen. Und prompt wurde die Situation noch viel schlimmer. Wir hörten den gleichmäßigen Marschschritt weiterer anrückender Soldaten, und damit wir nicht auf dumme Gedanken kamen, empfing die Zweite Adiutrix die Neuankömmlinge jubelnd. Crixus begrüßte den anderen dussligen Zenturio Silvanus mit einem liebevollen Fluch. Silvanus und seine Männer warfen Petronius und mir finstere Blicke zu.
    Und dann geschah das Unerwartete. Ich hörte keinen Befehl, aber die neuen Jungs zückten alle ihre Schwerter und fielen über die sorglosen Drecksäcke her, die uns gefangen hielten. Im nächsten Moment wurden wir wieder gepackt, aber diesmal, um von Hand zu Hand die Gasse hinauf geschleudert zu werden, bis wir das Scharmützel hinter uns hatten.
     
    Der Kampf war diszipliniert und dreckig. Die Crixus-Zenturie nahm ihren Grips zusammen und setzte sich zur Wehr. Das dauerte alles viel länger, als es gesollt hätte. Allmählich wurden Crixus’ Männer jedoch eingekesselt und entwaffnet. Crixus selbst, der wie ein vom Bier besoffener Barbar kämpfte, wurde überwältigt, zu Boden geworfen und unter Arrest genommen. Silvanus las ihm den Befehl vor, der direkt vom Statthalter kam. Crixus war der Verräter, der Spleiß »verloren« hatte. Seitdem hatte er sich in der Gegend herumgetrieben und sorgfältig dem Lager fern gehalten, aber seine guten Zeiten waren vorbei. Es gibt Zenturionen, die jahrelang überleben, die berühmt sind für Korruption und das Annehmen von Schmiergeldern, aber er hatte die Grenze um Meilen überschritten.
    Ob Silvanus selbst sich je hatte schmieren lassen, war unklar. Er hatte heute eine Entscheidung getroffen. Wir konnten sie nur als eine gute betrachten.
    Dafür schien es einen Grund zu geben. Er kam und sprach mit uns. »Ich höre, du warst in der Zweiten, Falco?« Ich atmete tief durch. Das war die große Frage, die Peinlichkeit, die ich bei unserem ersten Treffen vermieden hatte. Einzugestehen, dass man während der Rebellion in der Zweiten Augusta gedient hatte, konnte zu bitteren Vorwürfen führen. »Ja«, sagte ich in gleichmäßigem Ton.
    Aber Silvanus schenkte mir ein wehmütiges Lächeln, voll geteilten Leids. Müde streckte er den Arm aus, um nach Soldatenart erst mein Handgelenk, dann das von Petronius zu umfassen. Das war etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: Silvanus war ebenfalls in der Zweiten Augusta gewesen.
    Es war einer jener Augenblicke, in denen man nur noch vor Erleichterung zusammenbrechen möchte. Aber Petronius und ich konnten das nicht mal in Erwägung ziehen. Wir mussten nach wie vor Maia finden und retten.
    Petronius marschierte zu dem gedemütigten Crixus. »Tu mir einen Gefallen. Sag mir, was man dir zu tun befohlen hat. Ich soll als Geisel gegen Falcos Schwester ausgetauscht werden. Florius ging es nur darum, mich zu schnappen und leiden zu lassen – warum hat er also dich geschickt, um diese Arbeit zu erledigen?«
    »Weil er weiß, dass ich kompetenter bin!«, gab der Zenturio höhnisch zurück.
    Ich schubste Petro mit dem Ellbogen beiseite. Er war zu wütend, verlor die Kontrolle. »Du bist so kompetent, dass du jetzt in Ketten bist, Crixus«, wies ich ihn hin. »Also was sollte das Ganze heute hier?«
    »Ich weiß nicht.« Ich starrte ihn so lange an, bis er wegsah. Er senkte die Stimme. »Ich weiß nicht«, wiederholte er.
    Ich glaubte ihm.

LIV
     
     
     
    Wir blieben stehen und überlegten. »Also, wohin jetzt?«
    »Doch zu ›Cäsars Thermen‹?«, schlug Petro vor.
    »Da sind sie nicht«, mischte sich Silvanus ein. »Ich hatte gerade durch den Statthalter einen Bericht von dort erhalten, als Falcos Frau angerannt kam.«
    Petronius grinste. »Falco weiß, wie man sich eine Frau mit Charakter aussucht.«
    Silvanus verzog das Gesicht, was mir verriet, auf welche Weise mein Mädchen Frontinus fertig gemacht hatte. »Was tut sie denn, wenn du im Schlafzimmer furzt oder deine dreckigen Stiefel auf dem Tisch stehen lässt, Falco?«
    »Keine Ahnung. Ich versuch’s erst gar nicht. Also wohin?«, wiederholte ich, an Petronius gewandt.
    Die Entscheidung wurde uns aus der Hand genommen. Ein Soldat kam gerannt, um Silvanus von drängenden Entwicklungen auf dem Kai zu berichten. Die Zollmänner hatten entdeckt, dass sich bei dem von uns beobachteten Lagerhaus, in dem der Bäcker zu Tode geprügelt worden war, etwas tat. Es hatte ausgesehen, als ob Diebesgut rasch zur Verschiffung zusammengepackt worden war, und sie hatten

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