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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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vermutlich erfahren, dass Petronius Longus sich freiwillig bereiterklärt hatte, sich Florius zu übergeben. Sie hatten in diesem Gebiet patrouilliert. Sie wussten, wie die Jupiter-Bande vorging. Sie wussten, welches Schicksal Florius für Petronius planen würde.
    Inzwischen war es dunkel geworden. Die Soldaten kamen mit Fackeln, erleuchteten den Kai nach beiden Seiten über lange Stücke mit sanftem Licht. Flackernd spiegelte es sich in Ufernähe im Fluss. Von einem Kran fiel ein langer Schatten über die Bohlen. Manchmal tauchten Gesichter aus den Pfützen der Dunkelheit hinter der Absperrung auf. Dort mussten sich Schaulustige versammelt haben.
    Petronius stand jetzt im Schatten auf der anderen Seite der Straße vor dem Zollamt, gegenüber dem Eingang. Länger zu zögern hatte keinen Zweck. Silvanus gab seinen Männern ein Zeichen, wachsam zu sein, dann marschierte er selbst offen auf die schwere Holztür zu. Er klopfte mit seinem Schwertgriff an.
    »Ihr da drinnen! Hier ist der Zenturio Silvanus. Wir haben das Gebäude umstellt. Wenn Florius da drin ist, kann er mit Petronius verhandeln.«
    Nach kurzer Stille wurde drinnen etwas gesagt.
    Silvanus drehte sich zu uns um. »Sie sagen, ich soll mich zurückziehen.«
    »Dann mach das!« Leichte Ungeduld färbte Petros Befehl.
    Silvanus zog sich außer Reichweite zurück. »In Ordnung!« Eine Ewigkeit schien zu vergehen und nichts geschah. Dann wurde die Tür von innen einen Spalt breit geöffnet. Der Kopf des Mannes, der die Tür hielt, erschien und überprüfte die direkte Umgebung. Mehrere muskulöse Kerle rannten hinaus auf die Straße und sicherten den Vorplatz. Sie verfügten über eine Bewaffnung, mit der niemand von uns gerechnet hatte: zwei Ballisten in voller Größe, die sie rasch über die Türschwelle schoben und zum Schutz des Eingangs aufstellten, dazu mehrere seltene, von Hand gehaltene Armbrüste. Ich hörte die Soldaten nach Luft schnappen. Das war eine gewaltige Feuerkraft. Die meisten Fußlatscher der Legionen waren einer Artillerie selten so nahe gewesen, und niemals, wenn sie sich in der Hand des Gegners befand.
    »Keiner bewegt sich!« Die Warnung ihres Zenturios war kaum nötig.
    Ein fix denkender Soldat reichte Petronius ein Schild. Ich bezweifelte, dass selbst eines aus drei Schichten Furnierholz ihn auf kurze Entfernung vor Ballistabolzen schützen würde. Aber es beruhigte alle anderen. Theoretisch.
    Vor dem ersten Stock über dem Zollhauseingang gab es einen Balkon. Dort erschien eine Gestalt. Petronius ging direkt auf einen zentralen Punkt zu, etwa zwölf Schritte von der Tür entfernt, und schaute hinauf. Die zwei fest stehenden Ballistae schwenkten ständig das gesamte Gebiet ab; sie hatten die üblichen, schweren Eisenrahmen, wurden auf Rollen bewegt und boten durch Drehen ihrer Schwenkarme auf universellen Gelenken gute Zielmöglichkeiten. Das war schlimm genug. Petro wurde darüber hinaus durch die manuell gespannten Armbrüste bedroht. Wenn sie schossen, wäre er sofort tot.
    »Florius!« Seine Stimme war kräftig, viril und anscheinend furchtlos. »Ich bin immer noch da, wie du siehst. Crixus hat dich in Stich gelassen und sitzt jetzt im Kerker.«
    »Du bist schwer zu töten!«, höhnte Florius, seine Stimme unverkennbar. Der Balkon lag im Dunkeln, aber unsere Männer brachten die Fackeln näher, sodass seine Gestalt und der kahl geschorene Kopf vor der offenen Tür in fast unheimlichen Umrissen zu erkennen war.
    »Ich bin noch nicht bereit abzutreten«, antwortete Petro. »Nicht, solange du am Leben bist. Wir hatten eine Vereinbarung wegen eines Austauschs.«
    Florius drehte sich halb um und murmelte einem unsichtbaren Gefährten hinter sich etwas zu.
    »Hör auf, mit mir herumzuspielen!«, brüllte Petro. »Gib sie raus!«
    »Warte hier.« Florius ging wieder nach drinnen.
     
    Wir warteten.
    Florius tauchte wieder auf. »Wir sind bereit.«
    »Ich komme rein«, verkündete Petro, »aber erst will ich Maia Favonia sehen.«
    Florius war kurz angebunden. »Der Zenturio kann reinkommen.«
    »Der kennt sie nicht. Ihr Bruder wird sie identifizieren.«
    »Der Zenturio!«
    Mutig marschierte Silvanus los. Sie ließen ihn fast bis zum Eingang kommen, wo sie ihm befahlen, stehen zu bleiben. Etwas ging in dem Gebäude vor. Wir hörten Silvanus mit jemandem drinnen außer Sichtweite sprechen. Eine Antwort war nicht zu hören. Sofort wurde er weggescheucht. Er kam zu Petronius zurück, und ich schloss mich ihnen an.
    »Sie haben tatsächlich

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