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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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bedrohlicher, und die Weinschenken würden mehr Geld in der Kasse haben.
    Bald kehrten sie ins »Ganymed« zurück, und diesmal gingen sie hinein, zweifellos für eine gute römische Siesta. Ich gab auf, war bereit, nach Hause zu gehen. Meine Füße erinnerten mich mit Macht daran, wie viele Stunden ich unterwegs gewesen war. Als ich ein kleines Badehaus sah, trugen mich meine Füße aus eigenem Antrieb in diese Richtung. Ich hielt sie an, da ich Petronius Longus entdeckte, der dort bereits auf der Veranda saß.
    Ich wollte unbedingt mit ihm reden, über die Gangster, aber ich musste ihm auch vom Tod seiner Kinder berichten. Doch ich nahm mir seine Warnung zu Herzen.
    Bisher hatte er mich noch nicht bemerkt. Ich blieb stehen, in einer Art Säulengang – kaum etwas, das in Rom als eine großartige Kolonnade durchgehen würde. Petro schien nicht vorzuhaben, das Badehaus zu betreten, sondern stand auf und unterhielt sich mit dem Kartenverkäufer, der herausgekommen war. Sie schienen einander zu kennen. Sie schauten zum Himmel hinauf, als sprächen sie darüber, ob die Hitzewelle anhalten würde. Als neue Badegäste kamen und der Kartenverkäufer wieder hineinmusste, machte Petronius es sich auf einer kleinen Bank bequem, wie eine Art Zubehör zum Badehaus.
    Die Straße hatte eine leichte Biegung und war so schmal, dass ich mich beim Überwechseln auf die andere Straßenseite dicht an die Mauer halten konnte, ohne dass Petro mich entdeckte. Er kehrte dieser Richtung sowieso leicht den Rücken zu. Ein ordentlicher Stapel Feuerholz, fast vier Fuß hoch – der natürlich den Bürgersteig blockierte –, war an der Begrenzung des Badehauses aufgestapelt. Das machte die Straße fast unpassierbar, bildete aber einen winzigen freien Bereich vor dem Haus nebenan. Das Badehaus hatte keinen Namen, doch die Bruchbude daneben hatte ein gemaltes Schild mit roten römischen Buchstaben und nannte sich die »Alte Nachbarin«. Ich ging an der offenen Tür vorbei und erblickte ein dunkles Inneres, dessen Zweck nicht zu erkennen war. Es sah trotz des Schildes mehr wie ein Privathaus als ein gewerbliches Anwesen aus.
    Was auch immer es war, es bot mir einen handlichen, zerbrochenen Hocker, auf den ich mich mit meinem müden Körper ein paar Fuß von Petronius entfernt niederlassen konnte; jetzt konnte ich versuchen, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Das wäre ideal gewesen, aber gerade, als ich mich außer Sichtweite begab und darauf vorbereitete, laut zu husten, sah ich meine verdammte kleine Schwester wieder, die sich aus der anderen Richtung näherte. Sie blieb abrupt stehen, genau wie ich es getan hatte. Dann, typisch für Maia, warf sie ihre Stola zurück und marschierte direkt auf Petronius zu, der sie schon gesehen haben musste. Ich lehnte mich an den Holzstapel. Wenn das ein romantisches Stelldichein war, würde ich jetzt nicht verschwinden können, ohne meine Anwesenheit zu verraten.
    Aber das Verhalten meiner Schwester hatte mir bereits verraten, dass Petronius sie nicht erwartete. Maia musste sich einen Ruck geben, um zu ihm zu gehen und mit ihm zu sprechen, und ich wusste, warum.

XXII
     
     
     
    »Lucius Petronius!«
    »Maia Favonia.«
    »Willst du sagen, ich soll verschwinden?«
    »Würde das denn was nützen?«, fragte Petro trocken. Maia stand mit dem Gesicht in meine Richtung. Ich musste mich hinter den Holzstoß ducken. Zum Glück war meine Schwester nicht sehr groß. »Maia, du bist hier nicht in Sicherheit.«
    »Warum, was machst du hier?« Typisch Maia: knapp, direkt, schamlos neugierig. Ein Teil davon kam durch die Mutterschaft, obwohl sie schon immer unverblümt war.
    »Ich arbeite.«
    »Oh, die Vigiles haben in den Provinzen doch bestimmt keine Zuständigkeit!«
    »Genau!«, unterbrach Petro sie barsch. »Sei still. Ich darf hier gar nicht sein. Niemand sollte davon erfahren.« Maia senkte die Stimme, gab aber nicht nach. »Du bist hergeschickt worden?«
    »Frag nicht.« Sein Auftrag war offiziell. Der Mistkerl hatte das verschwiegen! Ich hörte, wie ich scharf einatmete, mehr verärgert als überrascht.
    »Na gut, das interessiert mich eigentlich nicht. Aber ich muss mit dir reden.«
    Da änderte Petronius den Ton. Er sprach rasch, mit leiser, schmerzlicher Stimme: »Ist schon gut. Du musst es mir nicht erzählen. Ich weiß von den Mädchen.«
    Ich war so nahe, dass ich Maias Anspannung spüren konnte. Das war nichts im Vergleich zu der Emotion, die ich in Petronius spürte. Ein Einheimischer kam die Straße

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