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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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meinem Ohr knabbern, während ich einen Ausdruck im Gesicht hatte, der nur als pures schlechtes Gewissen gedeutet werden konnte. Helena war hier.
    Albia, die neben ihr stand, musste sie gefunden und ihr berichtet haben, dass ich ein Gefangener war. Helena würde furchtlos in ein Haus voller Frauen eingedrungen sein. Sie musste sich sehr beeilt haben, denn sie hatte sogar die Kinder mitgebracht. Sie war gekommen, um mich zu retten – aber ihre Augen verrieten mir, dass sie, hätte sie im Voraus von Chloris gewusst, mich meinem Schicksal überlassen hätte.
    »Seht ihr, hier ist er!«, rief Helena Justina, Gefährtin meines Bettes und Herzens. Sie benutzte die Singsangstimme, mit der man kleine Kinder beruhigt, die in fremder Umgebung ängstlich sind und befürchten, ein Elternteil zu verlieren. Sie war eine gute Mutter. Weder Julia, die im Gras saß, noch die kleine Favonia auf Helenas Arm würde spüren, welche Gefühle ihre Mutter hatte. Jetzt war ich wirklich verloren, und ich wusste es.
    Sie sah beeindruckend aus. Eine große, dunkelhaarige Frau, die sich mit diesen Berufskämpferinnen unterhielt, als würde sie sich ständig unter Frauen außerhalb der Gesellschaft bewegen. Wie Albia an ihrer Seite trug sie Blau, aber in mehreren gut gefärbten Schattierungen, den Stoff mit unbewusster Eleganz um ihren Körper gehüllt. Ohrringe mit Lapislazuli und Perlen verkündeten, dass sie Geld hatte; der Mangel an weiterem Schmuck fügte hinzu, dass sie ihren Wohlstand nicht plump zur Schau stellen musste. Sie wirkte selbstsicher und offen.
    »Helena, meine Seele!«
    Ihre dunklen Augen sahen mich durchdringend an. Ihre Stimme war sorgfältig moduliert. »Deine Kinder haben dich vermisst, Marcus! Und hier treibst du dich wie Herkules unter den Frauen von Königin Omphale herum. Pass nur auf. Herkules wurde danach ständig verdächtigt, eine Vorliebe für Frauenkleider zu haben.«
    »Ich trage meine eigenen Sachen«, murmelte ich.
    Sie musterte mich von oben bis unten. »Stimmt«, bemerkte sie in beleidigendem Ton.
    Mit ausgebreiteten Armen und einem Freudenschrei stürzte Julia Junilla auf mich zu. Als ich den kleinen Wonneproppen hochhob, dachte sie sich ein ungestümes Spiel aus, bei dem sie kopfüber in meine Tunika kletterte. Das Ding klaffte sowieso schon am Halsausschnitt auseinander, wo sich die Fäden in breiten Streifen rausgezogen hatten und die Borte gerissen war. Das war die endgültige Demütigung. Ich stand einfach nur da und ließ mich von meiner Zweijährigen als Turngerät benutzen.
    »So!«, rief Helena dann aus, den Blick resolut auf Chloris gerichtet. »Sind Sie fertig mit ihm? Kann ich ihn mit nach Hause nehmen?«
    »Du hast deine Mutter geheiratet!«, warf mir Chloris vor, ohne sich zu bemühen, die Stimme zu senken.
    »Ich glaube nicht«, sagte ich. »Mit meiner Mutter kann ich fertig werden.«
    Als es mir langte, erwürgt zu werden, zog ich Julia wieder hoch. Diesmal gab sie ausnahmsweise nach und blieb in meinem Arm liegen, den dunklen Kopf an meiner Schulter, was sie sehr süß aussehen ließ. Die Frauen streckten die Hände aus, tätschelten und kitzelten sie, machten ›ooh‹ und ›aah‹.
    Die Situation veränderte sich. Chloris war klug genug zu erkennen, dass ihre Gefährtinnen beim Anblick von uns als Familiengruppe die Seiten gewechselt hatten; uns zu trennen würde ihr mehr schaden als gut tun. »Es war schön, dich wiederzusehen, Marcus, aber jetzt gehst du am besten brav mit heim.«
    Chloris brachte uns zur Tür. Sie gab sich große Mühe, die Situation noch zu verschlimmern. »Tja, das mit dem Kindermachen kriegt er gut hin, wie ich sehen kann.« Womit sie andeutete, dass Helena nur eine Zuchtstute war. Wir schluckten beide den Köder nicht. »Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr in Schwierigkeiten gebracht, Marcus, mein Liebling«, sagte sie in süßlichem Ton.
    »Du hast einen immer in Schwierigkeiten gebracht.«
    »Und du hast …«
    »Was?«
    »Ach – das erzähle ich dir, wenn wir das nächste Mal alleine sind.« Helena kochte, genau wie es beabsichtigt war. »Und jetzt fort mit dir, Liebling …«, säuselte Chloris boshaft. »Seien Sie nicht zu hart zu ihm, Helena, meine Liebe. Männer müssen nun mal ihrem Schwanz folgen, wissen Sie.«
    Daraufhin spielte Helena Justina ihre Trumpfkarte aus.
    Schon auf der Straße, erwiderte sie: »Natürlich müssen sie das.« Sie lächelte. Ein höfliches Lächeln. Es zeigte das ganze Gewicht ihrer aristokratischen Erziehung. »Das hat ihn

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