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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ja zu mir geführt.«
     
    Albia hatte sich gebückt, um Nux loszumachen, die draußen an einen Holzpfahl gebunden war. Das Mädchen warf mir einen verängstigten Blick zu und ließ sich dann von der Hündin weit vor uns herzerren.
    »Vielen Dank für die Rettung.«
    »Ich hörte, du wärst entführt worden!«, gab Helena zurück. »Wenn ich gewusst hätte, dass du zu einem willigen Lustspielzeug geworden bist, hätte ich mich nicht eingemischt.«
    »Beruhige dich.«
    »Wer genau war das, Marcus, mein Liebling ?«
    »Eine höchst beliebte Gladiatorin namens Amazonia.« Ich gestand alles. »In ihrem vorherigen Berufsleben war sie Seiltänzerin.«
    »Ach, die !«
    »Ich hatte schon immer einen guten Geschmack«, grummelte ich. »Darum habe ich mich ja auch in dich verliebt.« Nach wie vor mit dem ganzen Gewicht ihrer aristokratischen Erziehung ließ mich Helena Justina wissen, dass sie unbeeindruckt war.
    Ich fühlte mich wie ein Mann, der gerade eine Entscheidung getroffen hat. Das ist aus irgendeinem Grund immer deprimierend.
    Kein Wunder, dass ich so niedergeschlagen war. Ich trug jetzt zwei müde Kinder durch dunkle Straßen, die mir suspekt waren, begleitet von einer äußerst schweigsamen Ehefrau.

XXVI
     
     
     
    Ich brachte die Kinder ins Kinderzimmer und legte sie selbst in ihre Betten. Das sah nach Strategie aus, was ich aber nicht ändern konnte. Ihre Mutter hatte sich ostentativ zurückgezogen.
    Ich fand Helena später und allein, wie ich erwartet hatte. Sie saß auf einem Korbsessel und tat so, als wäre ihr alles egal. Das war nur Theater. Sie wartete darauf, dass ich kam und sie fand. Ich hatte hastige Vorbereitungen getroffen und sogar rasch gebadet. Man sollte nie einen Streit mit einer Frau anfangen, wenn man weiß, dass sie süß nach Zimt duftet und man selbst stinkt. Damit mein sauberes Aussehen nicht zu kalkuliert wirkte, war ich barfuß zu ihr gelaufen und hatte vergessen, mir das Haar zu kämmen. Der eifrige Liebhaber mit dem liebenswert verstrubbelten Aussehen: Heute Abend musste ich alles, was ich hatte, in eine Waagschale werfen.
    Ich ließ mich auf einer Liege nieder, blieb aber aufrecht sitzen, den Ellbogen auf ein Kopfteil gestützt. »Willst du hören, wie mein Tag gelaufen ist?«
    Ich machte es kurz. Ich hielt mich an die Fakten. Ganz am Anfang, als ich beschrieb, wie ich Albia mit hinausgenommen hatte, unterbrach Helena mich: »Du hast dich nicht mit mir abgesprochen.«
    »Das war ein Fehler«, gab ich zu.
    »Du bist der Mann im Haushalt«, bemerkte sie sarkastisch.
    Ich fuhr mit meiner Geschichte fort. Sie hörte zu, schaute mich aber nicht an. »… Und an dem Punkt haben mich die Gladiatorinnen mit Gewalt in Gewahrsam genommen. Den Rest kennst du.«
    Ich war erschöpft. Es war ein gutes Gefühl, sauber zu sein und eine frische Tunika anzuhaben. Aber auch gefährlich; dies war nicht der Moment, sich zu entspannen und einzunicken. Genauso gut hätte ich mitten beim Liebesspiel einschlafen können. Um an so was zu denken, war ich zwar nicht zu müde, aber dieses Vergnügen würde mir heute Nacht nicht vergönnt sein.
    Als Helena schließlich aufschaute, blickte ich friedvoll zurück. Die Liebe in meinem Blick war aufrichtig, das musste ihr klar sein. Ich hatte nie jemanden wie sie gekannt. Ich betrachtete ihr Gesicht, jede Linie von ihrem trotzig vorgestreckten Kinn bis zu den gerunzelten Augenbrauen war mir vertraut. Nachdem wir heimgekommen waren, hatte sie rasch ihr Haar neu frisiert, was ich an den mit Knötchen versehenen Knochenhaarnadeln erkennen konnte. Sie sah, dass ich es bemerkt hatte, wollte mich für meine Aufmerksamkeit hassen. Auch die Ohrringe hatte sie gewechselt. Von den Bummeldingern aus Lapislazuli schmerzten ihr immer die Ohren; jetzt trug sie kleinere aus Gold.
    »Möchtest du hören, wie mein Tag gelaufen ist?« Stets die Kämpferin, forderte Helena mich heraus.
    »Gerne.«
    »Ich werde dich nicht mit öden Vormittags- und Nachmittagspflichten langweilen.« Jupiter sei Dank dafür.
    »Ich bin immer fasziniert von deiner breiten gesellschaftlichen Palette, Helena«, wies ich sie sanft zurecht.
    »Das klingt überhaupt nicht nach dir.«
    »Nein, es klingt nach einem aufgeblasenen Esel«, sagte ich. »Aber du klingst auch nicht nach dir. Ich vermute, du hast mir Wichtiges zu erzählen.«
    Helena Justina hätte nur allzu gern ein Kissen in meine Richtung geschleudert, aber sie behielt ihre Würde bei. Ihre langen Hände waren fest im Schoß verschränkt, um sich zu

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