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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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armes Ding bei dir hängen geblieben? Kenne ich sie?«, wollte sie misstrauisch wissen.
    »Nein.« Ich war mir dessen sicher.
    »Wie heißt sie?«
    »Helena Justina.«
    »Helena ist griechisch. Ist sie eine Sklavin?«
    »Nur wenn ihr edler Papa ihr seit zwanzig Jahren Lügen erzählt hat. Er ist Senator. Ich bin respektabel geworden.«
    Ich wusste, welch wüste Reaktion das hervorrufen würde.
    Als Chloris zu lachen aufhörte, wischte sie sich Tränen aus den Augen. Dann prustete sie hilflos wieder los. »Oh, ich kann es einfach nicht glauben.«
    »Glaub’s mir«, befahl ich sachlich.
    Mein Ton beendete die Hysterie. »Blas dich nicht so auf, Marcus, Liebster.«
    Ich schenkte ihr ein Lächeln. Ein falsches. Wie so viele Dinge in unserer Beziehung falsch gewesen waren. Es wäre taktlos gewesen, zu sagen, ich sei jetzt verheiratet, weil ich, nachdem sie mit mir Schluss gemacht hatte, endlich die wahre Liebe gefunden hätte. Chloris, ein provozierendes Mädchen, hätte vermutlich gekotzt.
    »Was ist mir dir? Was soll das alles hier?«, fragte ich.
    »Ich konnte mit dem Schwert umgehen.« In ihrem Zirkusakt hatte Chloris Schwerter als Balancestangen benutzt, wenn sie nicht mit Schirmchen oder Federfächern winkte. Den Männern im Publikum hatte die Erregung durch die Schwerter gefallen, obwohl die meisten die Fächer vorzogen, weil es so aussah, als hätte sie darunter nichts an. Ich wusste zufällig – weil sie es mir erzählt hatte –, dass sie Lederunterwäsche trug, um sich an empfindlichen Stellen nicht an den Seilen aufzuscheuern. Ihr Motto war, die Ausrüstung in guter Verfassung zu halten. Ich nahm an, dass sie das immer noch befolgte. »Ich wollte was anderes machen, nachdem ich dich abserviert hatte, Liebling. Ich verlegte mich auf Profikämpfe. Ich kannte die Organisatoren bereits, und sie nahmen mich sehr bald ernst. Ich bin gut!«
    »Das glaube ich dir.«
    Ein Schimmer erhellte ihr Gesicht, halb prahlerisch, halb einladend. Sie richtete sich auf den rutschigen Fellen auf und begann, ihre Stiefel aufzuschnüren – hohe, eng geschnürte Dinger mit harten Sohlen zum Zutreten und dicken Riemen zum Schutz. Der Kontrast zu ihrer fast durchsichtig weißen, femininen Gewandung war verwirrend. Das war immer das Anziehende an ihr gewesen: die kleine, mädchenhafte Figur von jemand unerwartet Starkem. Als sie mit ihren nackten Zehen wackelte, fing ich vor erotischer Erinnerung an zu schwitzen, Chloris besaß Füße, die darin geübt waren, sich an Seilen und Trapezen festzuklammern, und sie konnte sie dazu benutzen, sich fest um so ziemlich alles zu klammern …
    »Erzähl mir von deinem britannischen Unternehmen.«
    »Och, Marcus. Das klingt ja, als wolltest du mich verhören.«
    »Bin nur neugierig. Warum ausgerechnet hier?«
    »Britannien? Ich hab von dir genug darüber gehört. Wir haben eine spezielle Gruppe zusammengestellt, um hierher zu kommen. Viele gelangweilte Männer mit wenigen Möglichkeiten, sich zu amüsieren. Der perfekte Ort. Eine brandneue Arena. Und das Beste daran ist, es gibt keine etablierten männlichen Gladiatorentruppen, die alles an sich reißen und sich zusammentun, um uns von der Arbeit abzuhalten.«
    »Wer ist euer Organisator, euer Lanista?«
    »Scheiß drauf!«
    Falsche Frage. Das hätte ich wissen müssen. Chloris war immer unabhängig gewesen. Verwaltern zum Opfer zu fallen, die keine Ahnung von ihren Fähigkeiten hatten und ihr das Auftrittshonorar klauten, hatte sie schon während ihres Zirkuslebens genervt. Einen Trainer zu haben war wirklich nicht ihr Stil.
    »Wir können uns selbst trainieren«, sagte sie. »Wir üben jeden Tag und beobachten gegenseitig unsere Fortschritte. Frauen sind verdammt gute Analytiker.«
    »Ja, ich erinnere mich, dass du eine Menge Zeit damit verbracht hast, zu analysieren, was mit mir los war … Du führst die Gruppe?«
    »Deine Fehler zu analysieren war zu ermüdend, Liebling!«, warf sie ein.
    »Danke. Du bist die Anführerin?«, wiederholte ich hartnäckig.
    »Wir haben keine Anführerin. Aber ich habe die Gruppe zusammengebracht. Sie hören auf mich. Sie wissen, dass ich die beste Balance habe und am besten durchtrainiert bin. Und ich habe zwei Stilarten drauf – Retiarius und Secutor. Außerdem arbeite ich noch an einem Thraker.«
    Ich stieß einen Pfiff aus. Nicht viele Gladiatoren konnten drei Kampfstile anbieten.
    »Willst du mal gegen mich antreten?«, fragte sie strahlend.
    »Nein. Ich hab für einen Tag genug auf die Mütze

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