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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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die intellektuelle Fähigkeit, die schiere Wut, die nötig ist, sich solcher Verruchtheit zu stellen.«
    Ich legte meine Arme um sie, verbarg mein Gesicht an ihrem Bauch. Sie stand, ein wenig über mich gebeugt, eine Hand im Halsausschnitt meiner Tunika, um mir den Rücken zu massieren. Ich hörte mich erschöpft stöhnen. »Ich will nach Hause!«
    »Wir können nicht weg, Marcus, bevor du hier fertig bist.«
    »Aber es hört nie auf, Schatz.« Ich lehnte mich zurück und schaute zu ihr auf. »Das organisierte Verbrechen kommt immer zurück. Ein Erfolg bezwingt es nur vorübergehend und eröffnet Möglichkeiten für neue Verbrecherbanden.«
    »Sei doch nicht so entmutigt.«
    Ich lächelte kläglich. »Ich bin müde. Ich hab vor zwei Nächten nicht geschlafen. Meine Freundin hatte Streit mit mir … Liebst du mich?«
    Ihr Daumen streichelte meine Stirn. »Wenn ich dich nicht lieben würde, hätte ich nicht mit dir gestritten.«
    Da erzählte ich ihr – musste ihr erzählen –, dass wir heute Abend wahrscheinlich Chloris in der Residenz sehen würden.
    Helena ließ mich los, aber als ich nach ihren Händen griff, wehrte sie sich nicht. »Krieg das nicht in die falsche Kehle, Liebste. Chloris muss ihre Aussage vor dem Statthalter machen, und sie ist gebeten worden, sich die Essensgäste anzuschauen. Sowohl Norbanus wie auch Popillius sind für heute Abend eingeladen worden, zusammen mit anderen Neuankömmlingen, die die Anführer der Gangster sein könnten. Da geht es um Arbeit, Helena. Ich spiele nicht rum.«
    Helena sagte nur leise: »Was sie tut, ist gefährlich.«
    »Ich weiß«, erwiderte ich knapp. »Sie scheint nicht zu wissen, dass durch ihren Status ihre Aussage nicht vor Gericht verwendet werden kann.«
    »Sie tut es für dich.«
    »Sie tut es, weil sie gern Aufsehen erregt!« Das war schon immer so. Frauen wie sie ändern sich nicht. »Ich bin mir nicht sicher, ob sie begreift, mit welcher Gefahr sie spielt.«
    »Ihr Beruf basiert auf körperlichem Risiko«, wies Helena mich hin.
    »Ja, aber das hat sie selbst so entschieden. Sie genießt den Nervenkitzel, und sie verdient viel Geld. Sie und die anderen Mädchen sind nach Britannien gekommen, weil das Kämpfen im neuen Amphitheater sie lebenslang unabhängig machen wird – falls sie überleben. Aber sich mit Straßenverbrechern einzulassen ist etwas anderes. Die Chancen, zu überleben, sind viel geringer. Wenn ich ein ethischer Mensch wäre, würde ich ihr die Wahrheit sagen.«
    »Aber du brauchst ihre Aussage.«
    »Tja, ich könnte Frontinus berichten, was sie mir erzählt hat, aber er würde nicht auf Grund von Hörensagen handeln.«
    »Sie hat gesehen, was passiert ist«, beharrte Helena. »Berüchtigt oder nicht, wenn Frontinus sie vertraulich befragt und ihr glaubt, wird sie seinen Handlungen Stichhaltigkeit geben.«
    »Urteile, die hinter verschlossenen Türen gefällt werden, zählen nicht zu meinen Favoriten, Helena.«
    »Du bist ein missmutiger alter Republikaner! Oh, ich verabscheue sie auch, Marcus, aber wenn sie geschehen müssen, dann lieber in einem Fall wie diesem.«
    »Schlechte Politik.« Mir war die Situation verhasst. Die claudischen Könige hatten solche Urteile bevorzugt, hatten ihre Feinde geheimen Prozessen im Palast ausgesetzt, statt ihnen im Senat oder im öffentlichen Gericht gegenüberzutreten. Ich hatte gehofft, dass diese Praxis mit unserer flavischen Dynastie aussterben würde. Es war eine Sache für in Panik geratene Anführer, sich eingebildeter Rivalen nach kurzer geheimer Befragen zu entledigen – oft dank erfundener Beweise. Privatermittler, muss ich leider sagen, waren oft die dreckigen Instrumente solcher privaten Prozesse. Ich hatte nie so gearbeitet.
     
    Als wir zum Essen gingen, kam der Prokurator aus einem Büro und gab mir ein Zeichen. Er hatte mir mit Amicus aufgelauert. Helena ging schon voraus, während Hilaris und ich eine rasche Besprechung mit dem Folterknecht abhielten.
    »Titus räumt gerade die Sachen weg …« Ich erwischte Hilaris wieder dabei, bleich zu werden, während Amicus berichtete. »Ich hab die Geschichten der Kellner. Sie stimmen alle überein, hübsch und nett. Angeblich leisten die beiden Männer, die Sie festhalten, hilfreiche Dienste. Sie schrecken Unruhestifter und Diebe ab, die sich die Einnahmen schnappen könnten. Alle Weinschenken begrüßen die zusätzliche Sicherheit und sind gerne bereit, dafür bescheidene Summen zu zahlen.«
    Hilaris und ich sahen ihn erstaunt an.
    »Tja, das

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