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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Rolle. Doch Ihre sollte das vielleicht. Denn wenn Sie das nächste Mal von Ihren Auftraggebern benutzt werden – und das werden Sie –, wird es sich um eine schmutzigere Angelegenheit handeln. Danach gehören Sie ihnen. Ich will damit nicht andeuten, dass man Sie in Ihrem allerersten Monat an Meineid, Pervertierung der Justiz und Zeugenbestechung arbeiten lässt, aber glauben Sie mir, das wird kommen.«
    »Das sind doch nur wilde Vermutungen, Falco.«
    »Nein. Wir haben es bereits mit mindestens zwei wirklich üblen Morden zu tun. Ihre eingesperrten Klienten stehen in unmittelbarer Verbindung mit dem einen; unser Zeuge hat sie bei der Tat gesehen. Ich selbst habe sie auf dem Grundstück des zweiten Opfers beobachtet – ein Bäcker, der von Erpressern unter Druck gesetzt worden ist –, direkt nachdem er verschwand und sein Gebäude in Brand gesetzt wurde.«
    Popillius sah mich ruhig an, wobei ich allerdings spürte, dass er fieberhaft nachdachte. Ich schätze, dass ihm die Morde neu waren.
    Er hatte die volle Ausbildung durchlaufen. Sein Gesicht blieb undurchdringlich. Am liebsten hätte ich mir die Schriftrolle geschnappt, um zu sehen, was er da geschrieben hatte. Notizen darüber, wie Frontinus ihn abgewiesen hatte? Annahmen, was bei dem formellen Verhör rauskommen würde? Oder nur eine Auflistung seines Stundenhonorars für den Geldsack, der ihn bezahlte?
    War Popillius also nur ein Amateur, den sie in aller Eile beauftragt hatten, das Beste, was Britannien einem Gangster zu bieten hatte, der auf ein unerwartetes Problem gestoßen war? Oder hatten sie ihn mitgebracht und hier als ihren juristischen Vertreter etabliert? Schlimmer noch – und wenn ich dieses ruhige Schwein betrachtete, schien das nach wie vor eine offene Frage zu sein –, war er selbst einer der Anführer der Verbrecherbande?
    »Das reicht jetzt, Falco«, verkündete Popillius, sein Ton so stetig wie mein eigener.
    Ich erhob mich. »Wer bezahlt Sie dafür, Pyro und Spleiß zu vertreten?«
    Seine Augen, haselnussbraun hinter hellen Wimpern, flackerten leicht. »Vertraulich, fürchte ich.«
    »Kriminelle.«
    »Das ist Verleumdung.«
    »Nur, wenn es nicht stimmt. Es gibt noch mehr Zellen, die auf Bandenmitglieder warten, vergessen Sie das nicht.«
    »Aber doch nur, wenn sie etwas angestellt haben, oder?«, höhnte er.
    »Dann überlasse ich Sie jetzt Ihrem Gewissen.«
    Das tat ich. Es setzte voraus, dass er ein Gewissen besaß. Ich sah kein Anzeichen dafür.

XXXIV
     
     
     
    Für die Könige des organisierten Verbrechens läuft meist fast alles zu ihrem Vorteil. In der zynischen Welt, die Petro und ich bewohnten, gewannen Verbrecherkönige immer, wie wir wussten. Sie hatten das Geld auf ihrer Seite. In Rom mussten die Vigiles und die Stadtkohorten ständig darum kämpfen, einen unsicheren Frieden aufrechtzuerhalten. Ohne ihre Hilfe, selbst in den Provinzen, blieb dem Statthalter nur eine Möglichkeit, sich zu wehren. Er benutzte sie. Gleich von Anfang an beschloss Frontinus, den offiziellen Folterknecht einzusetzen.
    Ich wusste, dass diese Handwerker zum Stab ausländischer Botschaften gehörten. Ich hatte mir vorgestellt, sie würden nur als letztes Mittel zum Einsatz kommen. Die Geschwindigkeit, mit der diese Entscheidung hier getroffen wurde, schockierte mich.
    »Amicus!«, nannte mir Hilaris seinen Namen, in hohlem Ton. Frontinus hatte formell angeordnet, diesen Mann zu benutzen, aber uns die Aufgabe überlassen, ihn einzuweisen.
    » Der Freundschaftliche? Das kann doch wohl nur ein Spitzname sein, oder?«
    »Ich habe mich nie zu fragen getraut.« Hilaris lachte kurz auf, obwohl er ernst zu sein schien. »Wenn man ihn hinzuzieht, habe ich immer das Gefühl, als würde ich einen Wagen mit einer gebrochenen Speiche zum Stellmacher bringen. Ich erwarte, dass Amicus sich den Schaden anschaut – den Verdächtigen, meine ich –, dann den Kopf schüttelt und zu mir sagt: ›Prokurator, Sie haben da ein ernstes Problem.‹«
    »Erzähl mir nicht, dass er sich den Ganoven anschaut, der in der Zelle auf ihn wartet, und dann für eine Stunde verschwindet, ›um sein Werkzeug zu holen‹ …?«
    Ein Schauder überlief Hilaris. »In dem Stadium überlasse ich es ihm.« Er war ein freundlicher Mann. »Ich hoffe immer, dass die bloße Bedrohung durch Amicus sie nach Luft schnappen und aufgeben lässt.«
    »Und, funktioniert das?«
    »Er ist ziemlich gut.«
    Also brauchten wir ihn.
    Sobald Amicus eintrat, erkannte ich genau, was Helenas zart besaiteter

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