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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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schon immer irritiert. »Wo ist sie?«
    »Nach Hause gegangen.«
    »Ich wollte mit ihr sprechen.«
    »Sie hat dich dabei beobachtet, ein guter Vater zu sein«, murmelte Helena. »Vielleicht hat sie das aus der Fassung gebracht.«
    Aus irgendeinem Grund war mir das peinlich. Ermittler sind harte Männer; wir laufen normalerweise nicht herum und retten erschöpfte Bienen. Wir sind berühmt dafür, von unseren Frauen verlassen zu werden und zu erwarten, dass unsere Kinder als Fremde aufwachsen. Aber da ich darauf bestand, es auf meine Weise zu tun, würde auf meiner Türschwelle auch nie eine unbekannte Fünfzehnjährige, die sich mit Mami gestritten hatten, mit ihrem Gepäck und ihren schlechten Angewohnheiten auftauchen. Julia und Favonia würden ihren Streit direkt mit mir austragen.
    »Und? Was hatte Chloris zu sagen?«
    »Sie hat ihre Aussage gemacht«, erwiderte Helena ruhig. »Dann habe ich ihr die Gäste gezeigt. Hat nichts genützt. Sie konnte den Mann, der sich mit Verovolcus in der Schenke gestritten hat, nicht identifizieren.«
    Also war er nicht Norbanus, nicht Popillius, keiner der Unternehmer, die nach Londinium gekommen waren und sich an den Statthalter gewandt hatten. Während das dem entsprach, was ich die ganze Zeit gesagt hatte – nämlich dass der Bandenführer sich bedeckt halten würde –, hatten wir jetzt keine Ahnung, wer er sein könnte oder wo wir nach ihm suchen sollten.
    Es schien ein ruhiger Abend zu sein, wie Hilaris gesagt hatte. Zu ruhig.

XXXVI
     
     
     
    Ich wurde weggerufen. In einem privaten Büro fand ich Lucius Petronius, der mich sprechen wollte.
    »Ah! Meldest du dich zum Rapport?«
    »Ich nehme Verbindung auf, du holzköpfiger Trottel.«
    »Charmant wie immer.«
    »Halt die Klappe, Falco! Hör auf mit dem Theater – ich hab das Lagerhaus gefunden, in dem der Bäcker vermutlich zusammengeschlagen wurde.«
    »Olympus! Unter all den hunderten …«
    »Wir haben auch genügend durchsucht!«, stöhnte Petro. »Firmus und die Zollamtjungs haben mir dabei geholfen. Auf dem Boden ist Blut, und ganz in der Nähe haben wir schlecht versteckt blutige Stöcke und sogar einen Gürtel gefunden.«
    »Verdammt unvorsichtig! Was war in dem Lager?«
    »Nicht viel. Firmus und seine Assistenten werden es jetzt unter Beobachtung halten. Leute aus der Umgebung sagten, das Lagerhaus sei regelmäßig in Benutzung gewesen – merkwürdige Kisten wurden fast täglich per Boot abtransportiert.«
    »Bargeld? Da wird jetzt erstmal nichts mehr kommen, wo Pyro und Spleiß eingebuchtet sind.«
    »Sei dir da mal nicht so sicher«, meinte Petronius düster. »Die Bande hat sie bereits ersetzt. Ich hab im ›Schwan‹ einen Streit beobachtet, bei dem es höchstwahrscheinlich um die Schutzgeldzahlung ging. Ich nehme an, dass der Besitzer immer nur halbherzig gezahlt hat. Jetzt, wo er weiß, dass die Eintreiber im Knast sitzen, hat er vielleicht versucht, sich vor der Zahlung zu drücken.«
    »Was ist passiert?«
    »Jemand hat ihn an seine Ratenzahlung erinnert. Der Zuhälter aus dem Bordell, der ›Alten Nachbarin‹. Ich habe ihn beobachtet. Die ›Alte Nachbarin‹ gehört zum Jupiterimperium, weißt du.«
    »Wieso das?«
    »Als Zeus hinter Semele her war, hat seine eifersüchtige Frau Hera sich als alte Nachbarin verkleidet, um dem Mädchen Anweisungen zu geben, ihm Fragen nach seiner wahren Identität zu stellen.«
    »Wie gut, dass das nicht jedem passiert«, bemerkte ich trocken. »Ich hasse diesen mythischen Quatsch. Sollen wir den Zuhälter verhaften?«
    »Ich bin nicht wild darauf, Falco. Wenn wir ihn auch noch aus dem Verkehr ziehen, erkennen wir den nächsten Ersatzmann vielleicht nicht mehr.« Petro machte ein nachdenkliches Gesicht. »Er erinnert mich an jemanden. Aber ich komm nicht drauf, an wen.«
    »Er sollte beschattet werden – damit wir rausfinden, wohin er das Geld schickt.«
    »Das wissen wir schon. Zuerst in das Lagerhaus, dann wird es auf ein Boot gebracht und nach Rom verschifft.«
    Wir hörten auf, uns zu zanken, und dachten düster nach. »Das gefällt mir nicht«, gestand ich.
    »Kluger Junge.«
    »Hör zu – der Statthalter benutzt seinen Folterknecht. Amicus lässt sich Zeit damit, die glühenden Eisen einzusetzen; mir geht das alles zu langsam. Du und ich könnten viel rascher vorankommen mit ein paar gut gezielten Fragen.«
    »Lass ihn spielen«, besänftigte mich Petronius. »Wir haben genug zu tun … Übrigens war ein Anwalt da, um sich die Leiche anzuschauen. Er sagte, du

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