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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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war die dämliche Geschichte des Tages.« Amicus schnaubte verächtlich. »Morgen werde ich die Daumenschrauben ein bisschen mehr anziehen. Sie glauben, sie seien damit durchgekommen. Wenn ich mit dem Sack wieder auftauche, werden sie reif sein, mir ihre Lebensgeschichten in zehn Bänden ausgesuchtester Lyrik zu erzählen. Übrigens, der Barbier ist mit überhaupt nichts rausgerückt. Ich wusste es. Miese Kerle!« Dann wollte er besorgt wissen: »Besteht irgendein Grund zur Eile?«
    »Momentan scheint alles ruhig zu sein«, sagte Hilaris mit einiger Vorsicht.
    Amicus wandte mir plötzlich seine Aufmerksamkeit zu. »Falco! Haben Sie einen Zeugen für die Morde?«
    Ich überlegte, warum er wohl danach fragte. »Möglicherweise für den Mord an dem Briten. Wollen Sie Einzelheiten wissen?«
    »Nein. Ich möchte diese elenden Schwindler nur warnen, dass ich Bestätigung bekommen kann.«
    Ich wollte diesem Profi nur ungern verraten, dass ich Chloris benutzte. Es war auf jeden Fall besser für sie, wenn ich ihren Namen geheim hielt.
    Hilaris lud Amicus ein, mit uns zu speisen. Er lehnte barsch ab. Offenbar begeben sich Folterknechte nicht gern in Gesellschaft.
     
    Heute hatten wir mehr Gäste als zu anderen Gelegenheiten, daher gab es ein Büfett statt einem formellen Mahl auf Speiseliegen. Wir verteilten uns vom Esszimmer in den Garten, wurden mit Musik von Hilaris’ Tibiaspieler und Norbanus’ Harfenist unterhalten. Der Tibiaspieler war ausgezeichnet, musste wohl viel Zeit zum Üben haben hier im langweiligen Britannien; der Harfenist, vermutlich in Rom ausgebildet, wo es mehr Ablenkung gab, war einfach nur ausreichend. Der Abend blieb ruhig. Jeder, der auf halb nackte, geschmeidige Tänzerinnen gewartet hatte, wurde enttäuscht.
    Wegen des Klimperns und Tutens entwickelten sich kaum Gespräche. Norbanus hing bei Maia rum, wie gewöhnlich. Doch irgendwann kam er mit einer bestimmten Absicht auf mich zu; ich saß mit Helena zusammen, unterhielt mich altmodischerweise mit meiner Frau.
    »Ich müsste kurz mit Ihnen sprechen, Marcus Didius. Über Ihre Schwester …« Ich hob die Augenbraue. Sein Verhalten war offen, freundlich, sogar aufrichtig. Es gelang ihm, sich nicht wie ein Fiesling aufzuführen, und obwohl er Geschäftsmann war, eindeutig daran gewöhnt, sich in den meisten Dingen durchzusetzen, war er in diesem Fall äußerst höflich. »Es kann Ihnen nicht entgangen sein, dass ich Maias Gesellschaft genieße. Aber wenn Sie Anstoß an meiner Aufmerksamkeit nehmen, werde ich mich natürlich zurückziehen.« (Sein trauriges Lächeln, sagte Helena später, verlieh dem Gesagten eine feinfühlige Note.)
    Barsch erklärte ich Norbanus, dass meine Schwester ihre eigenen Entscheidungen traf. Er sah erfreut aus, als hätte ich ihm das Recht gegeben, bei ihr einzuziehen. Ich hingegen glaubte, die einzige Möglichkeit, wie sie ihn durchschauen könnte, läge darin, sich nicht einzumischen. Allerdings hatte ich diese lächerliche Vermutung schon einmal gehabt, bei diesem Schwein Anacrites.
    Norbanus Murena ging zu meiner Schwester zurück, die mir misstrauische Blicke zuwarf. Ich beobachtete ihn, machte ein neutrales Gesicht; er sah gut aus, selbstbewusst und schien, wie die Frauen immer wieder sagten, ein netter Mann zu sein. Ich konnte sehen, dass Maia seine Gesellschaft angenehm fand. Er bedrängte sie nicht. Vielleicht war diese Art höflicher, gut betuchter Mann, der sich aus eigener Kraft hochgearbeitet hatte, genau das, was sie brauchte.
    Auf seinem Weg über die Kiespfade zurück zu Maia war Norbanus an Popillius vorbeigekommen. Sie mussten sich bereits kennen, vom gestrigen Abend, als der Anwalt zum ersten Mal die Residenz besucht hatte (als ich aushäusig war, um meine Schwachstellen von der süßen Chloris testen zu lassen). Jetzt begrüßten sich die beiden Männer mit einem kurzen Nicken. Sie sprachen nicht miteinander, wirkten, als wären sie nur Bekannte.
    Popillius verhielt sich wie der typische Anwalt nach Dienstschluss. Er mischte sich fröhlich unters Volk und schien völlig vergessen zu haben, dass seine beiden Klienten immer noch in genau diesem Haus eingesperrt waren. Er und Frontinus hatten heute Abend miteinander geplaudert, als hätte ihr Streit über Pyro und Spleiß nie stattgefunden. Morgen würde Popillius wieder zum Angriff übergehen, und Frontinus würde die Bemühungen des Anwalts mit derselben Härte zurückweisen, als sei er nie der freundliche Gastgeber des heutigen Abends gewesen.
    Ich

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