Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
schlug einen milden Ton an. »Er hat ausgezeichnete Referenzen, aber er gehört anderen Leuten.«
    »Leuten in Rom?«
    »Es ist kein Geheimnis.« Entweder hatte Frontinus zu viel getrunken, oder er war wütender, als wir gedacht hatten, dass ein Offizier ohne die entsprechende Genehmigung hergeschickt worden war. Bevor ich ihn aufhalten konnte, kam er damit heraus: »Er ist ein Mitglied der Vigiles.«
    »Dann«, gab der Anwalt zurück, als hätte er einen brillanten Punktgewinn gemacht, »hat er hier keine Zuständigkeit.«
    »Das ist richtig«, stimmte Frontinus zu, suchte sich die besten noch übrig gebliebenen Mandelkuchen heraus. Er war ruhig, sagte fast satirisch: »Ich bin empört, dass er in meiner Provinz arbeitet. Wenn er irgendwelche schmutzigen Geheimnisse aufdeckt, werde ich die Beweise konfiszieren, und wenn er jemanden belastet, werde ich den Ruhm dafür einstreichen.« Mit rausgestrecktem Kinn beugte er sich auf dem Sitz vor, auf den er sich hatte plumpsen lassen. Bevor er sich einen Mandelkuchen in den Mund steckte, teilte er Popillius in viel härterem Ton mit: » Jeder , der mir die Möglichkeit gibt, kriminellen Elementen den Garaus zu machen, ist in Londinium willkommen.«
    Popillius konnte kaum Julius Frontinus, Legat des Augustus, dafür zurechtweisen, eine saubere Stadt führen zu wollen. Der Anwalt dankte Aelia Camilla für das Essen und ging nach Hause.
    Norbanus hatte mit gewissem Amüsement zugeschaut. »Ein Zuständigkeitsproblem?«, fragte er.
    Frontinus fühlte sich bemüßigt, seiner bisherigen Aussage noch etwas hinzuzufügen: »Ich kenne Petronius Longus. Ich würde ihn gerne fest hierher versetzen lassen, aber der Präfekt der Stadtkohorten lässt ihn nicht gehen; er ist zu gut!«
    »Ach, das macht er also«, rief Norbanus in seidigem Ton aus. Ich hatte ein ungutes Gefühl, aber er wandte sich wieder Maia zu.
    Petronius stand auf. Er kam zu uns zurück, ging direkt an Maia vorbei, ohne sie anzuschauen. Aelia Camilla sprang auf, trat zu ihm und nahm ihn kurz in die Arme. Sie reichte ihn an Helena weiter, die immer noch weinte, ihn auch nur kurz umarmte und zu mir weiterschob. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, und mir entging nicht, dass seine Wangen nass waren. Er nahm unser Mitgefühl entgegen, war aber ganz woanders, verloren in seiner Trauer; er hatte andere Bezugspunkte und andere Prioritäten.
    Er setzte seinen Weg zum Haus fort. »Bleiben Sie hier bei uns, zumindest für heute Nacht«, drängte ihn Aelia Camilla, rief es ihm nach. Er schaute zurück und nickte kurz, ging dann allein hinein.
    Norbanus musste diese kurze Szene mit noch mehr Neugier beobachtet haben. Ich hörte Maia erklären: »Ein enger Freund der Familie, der einen Trauerfall hatte. Wir mögen ihn alle sehr gern.«
    »Armer Mann.« Wir konnten nicht erwarten, dass Norbanus echtes Mitgefühl zeigte. Zum einen musste er sich fragen, wie eng dieser Freund, den Maia sehr mochte, mit ihr befreundet gewesen war. Es war klar, dass ein guter Gast sich in einem so traurigen Augenblick verabschieden würde, was Norbanus auch tat. Maia war so taktvoll, ihn an die Tür zu begleiten.
    Sobald sie außer Hörweite waren, schlug ich Hilaris vor, Norbanus beschatten zu lassen. Ich war ihm gegenüber immer noch misstrauisch. Es war unmöglich für ihn, im Dunkeln zu seiner flussabwärts gelegenen Villa zurückzukehren, denn ein Boot zu nehmen war zu gefährlich. Daher wollte ich rauskriegen, wo er in der Stadt übernachtete. Ein diskreter Beobachter wurde Norbanus’ Tragestuhl, den er hatte kommen lassen, nachgeschickt. Zum Glück hatte Norbanus noch an der Tür im Gespräch mit Maia herumgetrödelt, daher war unser Mann zur Stelle, als Norbanus die Residenz verließ.
    Ich ging auf einen Schlummertrunk mit Hilaris in sein Arbeitszimmer, wo wir Notizen verglichen und uns ein wenig entspannten. Wir waren immer gut miteinander ausgekommen und unterhielten uns viel länger, als mir bewusst war. Als ich ihn verließ, um zu Helena in unser Zimmer zu gehen, lagen die Flure verlassen da, schwach beleuchtet von Steingut-Öllampen auf Beistelltischen oder in Abständen auf dem Boden verteilt. Die Sklaven hatten schon längst aufgeräumt.
    Müde machte ich mich auf den Weg zu den Räumen, in denen Hausgäste untergebracht waren. Zu meinem Verdruss begegnete ich selbst zu dieser Stunde noch dem verdammten Harfenisten, der hier mit seinem pickeligen Jungen rumlungerte. Ich sagte ihnen, sie sollten verschwinden, und nahm mir vor, sie von Maia

Weitere Kostenlose Bücher