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Mord in Mesopotamien

Mord in Mesopotamien

Titel: Mord in Mesopotamien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ordnung hier im Land und können Blutfehden der Araber aufklären, aber diesem Fall werden sie, offen gestanden, nicht gewachsen sein. Mir wäre es sehr lieb, wenn dieser Poirot uns helfen würde.»
    «Sie meinen, ich soll Poirot bitten, uns zu helfen?», fragte Dr. Leidner. «Und wenn er ablehnt?»
    «Das wird er nicht tun», sagte Dr. Reilly.
    «Wieso sind Sie so sicher?»
    «Weil ich auch ein von meinem Beruf Besessener bin. Wenn ich zu einem wirklich schweren Fall, sagen wir einer Hirnhautentzündung, hinzugezogen werden sollte, wäre ich nicht imstande abzulehnen. Und das hier ist kein alltägliches Verbrechen, Leidner.»
    Dr. Leidner verzog schmerzlich die Lippen. «Würden Sie die Freundlichkeit haben, Reilly, und Poirot in meinem Namen um Beistand bitten?»
    «Gern.»
    Dr. Leidner sagte langsam: «Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Louise wirklich tot ist.»
    Nun konnte ich nicht mehr länger an mich halten. «Ach, Dr. Leidner», rief ich, «ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie elend ich mich fühle. Ich habe so schmählich versagt. Es war meine Pflicht, Ihre Frau vor Unheil zu bewahren.»
    Er schüttelte ernst den Kopf. «Nein, Schwester, Sie haben sich nichts vorzuwerfen. Ich muss mir Vorwürfe machen… ich habe es nicht geglaubt… ich habe mir nicht einen Augenblick träumen lassen, dass wirklich Gefahr drohte…» Er stand auf, sein Gesicht zuckte. «Ich bin an ihrem Tod schuld… jawohl, ich bin schuld… ich hatte es nicht geglaubt …» Taumelnd verließ er das Zimmer.
    Dr. Reilly sah mich an.
    «Ich fühle mich auch schuldig», sagte er. «Ich dachte, die gute Dame spiele mit seinen Nerven.»
    «Auch ich nahm es nicht sehr ernst», gestand ich.
    «Wir hatten alle drei Unrecht», sagte Dr. Reilly trübe.
    «Es macht ganz den Anschein», bestätigte Hauptmann Maitland.

13
     
    N ie werde ich den Eindruck vergessen, den Hercule Poirot zuerst auf mich machte. Zwar gewöhnte ich mich bald an ihn, aber zunächst empfand ich ihn als unangenehm, und ich glaube, dass es allen anderen ähnlich erging.
    Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, wahrscheinlich so ähnlich wie Sherlock Holmes… als einen schlanken großen Mann mit einem ausdrucksvollen gescheiten Gesicht. Dass er ein Ausländer war, wusste ich natürlich, aber so ausländisch hatte ich ihn mir doch nicht vorgestellt; Sie werden verstehen, was ich damit sagen will.
    Zuerst wirkte er einfach lächerlich. Er sah aus wie ein Bild aus einem Witzblatt. Er war höchstens ein Meter fünfzig groß und ziemlich korpulent. Mit seinem eiförmigen Kopf und dem enormen Schnurrbart glich er einer Figur aus einem Lustspiel. Und dieser Mann sollte herausfinden, wer Mrs Leidner umgebracht hatte?
    Ich glaube, meine Enttäuschung muss sich in meinem Gesicht widergespiegelt haben, denn er sagte sofort mit leichtem Zwinkern: «Ich gefalle Ihnen nicht, ma súur? Vergessen Sie aber nicht, dass man erst merkt, ob der Pudding gut ist, wenn man ihn isst.»
    Das stimmte, aber er flößte mir trotzdem nicht mehr Vertrauen ein. Dr. Reilly kam am Sonntagnachmittag mit ihm an, und als Erstes bat er uns alle ins Esszimmer. Wir ließen uns um den Tisch nieder. Monsieur Poirot saß am Kopfende zwischen Dr. Leidner und Dr. Reilly.
    «Ich nehme an, Sie haben alle schon von Monsieur Hercule Poirot gehört», sagte Dr. Leidner in seiner freundlichen, zögernden Art. «Er kam heute zufällig durch Hassanieh und unterbricht liebenswürdigerweise seine Reise, um uns zu helfen. Die irakische Polizei und Hauptmann Maitland tun ihr Möglichstes, aber es sind… es ist in diesem Fall…» Er hielt inne und blickte Dr. Reilly hilfesuchend an,«…es kann, scheint es… Schwierigkeiten…»
    «Oh, man muss ihn bekommen!», rief Mrs Mercado. «Es wäre unerträglich, wenn er davonkäme.»
    Ich merkte, dass der kleine Ausländer sie prüfend betrachtete. «Wer? Wer ist er, Madame?», fragte er.
    «Der Mörder natürlich.»
    «Ach so, der Mörder!» Er sprach, als ob der Mörder völlig unwichtig sei!
    Wir starrten ihn an, und er betrachtete uns alle der Reihe nach. «Mir scheint, dass keiner von Ihnen bisher mit einem Mord zu tun gehabt hat?»
    Alle schüttelten den Kopf. Hercule Poirot lächelte. «Dann ist es natürlich klar, dass Sie das Abc eines Verbrechens nicht verstehen. Es ist unerfreulich. Es wird eine Menge unerfreulicher Dinge geben. Zuerst der Verdacht…»
    «Verdacht?» wiederholte Miss Johnson fragend. Monsieur Poirot blickte sie nachdenklich

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