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Mord in Mesopotamien

Mord in Mesopotamien

Titel: Mord in Mesopotamien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Tatsache verheimlicht.»
    «Es hätte aber auch ein Unbefugter sein können?»
    «Möglicherweise.»
    «Wenn es ein Fremder gewesen wäre, hätte er sich während der nächsten Tage im Haus verstecken können?»
    Er wandte sich mit dieser Frage sowohl an Pater Lavigny wie an Dr. Leidner. Beide überlegten lange.
    «Ich glaube kaum, dass das möglich gewesen wäre», sagte schließlich Dr. Leidner widerstrebend. «Ich wüsste nicht, wo er sich hätte verstecken sollen, nicht wahr, Pater Lavigny?»
    «Nein, ich wüsste es auch nicht.»
    Poirot fragte nun Miss Johnson: «Und Sie, Mademoiselle, halten Sie das für möglich?»
    Miss Johnson dachte einen Augenblick nach und schüttelte dann den Kopf. «Nein. Wo könnte sich jemand verstecken? Alle Schlafzimmer sind belegt und spärlich möbliert. Die Dunkelkammer, der Zeichensaal, das Laboratorium, alle wurden am nächsten Tag benutzt. Und es gibt nirgends Schränke oder sonstige Verstecke. Vielleicht, wenn das Personal einverstanden wäre…»
    «Das könnte sein, ist aber nicht anzunehmen», sagte Poirot. Wieder wandte er sich zu Pater Lavigny. «Da ist noch etwas. Neulich hat Schwester Leatheran Sie mit einem Mann sprechen sehen. Vorher hatte sie denselben Mann gesehen, wie er versuchte, durch ein Fenster ins Haus zu spähen. Es schien, als lungere der Mann mit einer bestimmten Absicht hier herum.»
    «Das wäre möglich», entgegnete Pater Lavigny nachdenklich.
    «Haben Sie den Mann angesprochen oder er Sie?»
    Pater Lavigny zögerte einen Augenblick. «Ich glaube… ja, ich bin sicher, dass er mich ansprach.»
    «Was hat er gesagt?»
    Pater Lavigny strengte sich sichtlich an nachzudenken. «Er fragte, glaube ich, ob hier das Haus der amerikanischen Expedition sei. Und dann sagte er, dass die Amerikaner viele Leute beschäftigen. Ich verstand ihn nicht sehr gut, bemühte mich aber, die Unterhaltung in Gang zu halten, um mein Arabisch an den Mann zu bringen. Ich hoffte, dass er als Städter mich besser verstehen würde als die Arbeiter der Ausgrabungsstätte.»
    «Sprachen Sie über irgendetwas Bestimmtes?»
    «Soweit ich mich erinnere, sagte ich, dass Hassanieh eine große Stadt wäre… Bagdad aber größer, dann fragte er mich, ob ich ein armenischer oder syrischer Katholik sei, so etwas Ähnliches.»
    Poirot nickte. «Können Sie ihn beschreiben?»
    Pater Lavigny runzelte die Stirn und antwortete schließlich. «Ziemlich klein, stämmig, von heller Gesichtsfarbe, und er schielte auffallend.»
    Monsieur Poirot wandte sich zu mir. «Stimmt das mit Ihren Beobachtungen überein?»
    «Nicht ganz», antwortete ich zögernd. «Ich würde ihn eher als groß bezeichnen und dunkelhäutig. Er kam mir sehr schlank vor, und dass er schielt, habe ich nicht bemerkt.»
    Monsieur Poirot zuckte verzweifelt die Achseln. «Immer das gleiche Lied! Wenn Sie von der Polizei wären, wüssten Sie das. Nie stimmt die Beschreibung, die zwei Menschen von ein und derselben Person geben, überein. Jedes Detail ist genau entgegengesetzt.»
    «Ich bin ganz sicher, dass er schielte», erwiderte Pater Lavigny, «in den anderen Punkten mag Schwester Leatheran Recht haben. Und wenn ich sage hellhäutig, so meine ich, für einen Iraker, während die Schwester ihn immer als dunkel bezeichnen wird.»
    «Sehr dunkel», widersprach ich hartnäckig, «von schmutzig dunkelgelber Farbe.»
    Ich sah, dass Dr. Reilly sich auf die Lippen biss und lächelte. Poirot hob die Arme zum Himmel. «Weiter», sagte er. «Dieser Fremde kann wichtig, kann aber auch ganz unwesentlich sein. Auf jeden Fall muss man ihn finden. Wir wollen fortfahren.» Er zögerte einen Augenblick, betrachtete die verschiedenen Gesichter und wandte sich dann schnell Mr Reiter zu. «Kommen Sie, mein Freund, erzählen Sie, was Sie gestern Nachmittag getan haben.»
    Mr Reiters rosiges Vollmondgesicht rötete sich. «Ich?» fragte er.
    «Ja, Sie. Wie heißen Sie, und wie alt sind Sie?»
    «Carl Reiter, achtundzwanzig Jahre.»
    «Amerikaner?»
    «Ja, aus Chicago.»
    «Sie sind das erste Mal hier?»
    «Ja, ich bin Fotograf.»
    «Aha. Und was taten Sie gestern Nachmittag?»
    «Ich war fast die ganze Zeit in der Dunkelkammer.»
    «Fast die ganze Zeit?»
    «Ja, zuerst entwickelte ich einige Platten. Dann stellte ich ein paar Gegenstände zur Aufnahme zurecht.»
    «Im Hof?»
    «Nein, im Fotoatelier.»
    «Die Tür der Dunkelkammer führt ins Atelier?»
    «Ja.»
    «So verließen Sie das Atelier nicht?»
    «Nein.»
    «Haben Sie irgendetwas bemerkt, was im

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