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Mord in Mesopotamien

Mord in Mesopotamien

Titel: Mord in Mesopotamien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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an, ich glaube, sie gefiel ihm. Er sah aus, als denke er: Das ist eine vernünftige, intelligente Frau.
    «Ja, Mademoiselle», bestätigte er. «Verdacht. Wir wollen uns nichts vormachen. Sie alle in diesem Haus sind verdächtig. Der Koch, die Hausboys, der Küchenjunge, ja, und auch alle Mitglieder der Expedition.»
    Mrs Mercado sprang auf, ihr Gesicht zuckte, und sie schrie: «Das ist ja unerhört! Wie können Sie sich erlauben, so etwas zu sagen? Das ist empörend! Dr. Leidner… Sie können nicht dasitzen und zugeben, dass dieser Mensch…»
    Dr. Leidner entgegnete müde: «Bitte, beruhigen Sie sich.»
    Auch Mr Mercado stand auf, seine Hände zitterten, seine Augen waren blutunterlaufen. «Meine Frau hat vollkommen Recht. Es ist eine Unverschämtheit… eine Beleidigung…»
    «Aber nein», schnitt ihm Monsieur Poirot das Wort ab. «Ich beleidige Sie nicht. Ich bitte Sie nur, sich die Tatsachen vor Augen zu halten. In einem Haus, in dem ein Mord geschehen ist, steht jeder Bewohner unter Verdacht. Ich frage Sie, was für einen Beweis gibt es, dass der Mörder von außerhalb kam?»
    «Natürlich ist er von außerhalb gekommen», fauchte Mrs Mercado. «Das steht außer Zweifel…» Sie hielt inne und fügte dann leise hinzu: «Alles andere wäre unfassbar.»
    «Sie haben zweifellos Recht, Madame», sagte Poirot mit einer Verbeugung. «Ich erkläre Ihnen nur, wie die Sache angegangen werden muss. Erst muss ich mich versichert haben, dass jeder der hier Anwesenden unschuldig ist. Dann suche ich den Mörder anderswo.»
    «Wir sind in Ihrer Hand», mischte sich jetzt Pater Lavigny resigniert ein. «Ich hoffe, Sie werden sich bald von unserer Unschuld überzeugen.»
    «So schnell wie möglich. Es ist aber meine Pflicht, Ihnen die Situation klarzumachen, damit Sie sich später nicht über die Unverschämtheit der Fragen, die ich Ihnen stellen muss, beklagen. Vielleicht, mon père, ist die Kirche bereit, ein Beispiel zu geben?»
    «Bitte, fragen Sie mich», antwortete Pater Lavigny ernst.
    «Sie sind zum ersten Mal hier?»
    «Ja.»
    «Wann sind Sie gekommen?»
    «Vor drei Wochen, am 27. Februar.»
    «Von wo kamen Sie?»
    «Vom Orden der Pères Blancs in Karthago.»
    «Vielen Dank, mon père. Kannten Sie Mrs Leidner, bevor Sie hierherkamen?»
    «Nein.»
    «Würden Sie mir sagen, was Sie zurzeit des Mordes getan haben?»
    «Ich arbeitete in meinem Zimmer an der Entzifferung von Keilinschriften.»
    Ich stellte fest, dass Poirot eine Skizze des Gebäudes vor sich liegen hatte.
    «Ihr Zimmer befindet sich an der Südwestecke und entspricht dem von Mrs Leidner an der Südostecke?»
    «Ja.»
    «Um wie viel Uhr gingen Sie in Ihr Zimmer?»
    «Sofort nach dem Mittagessen, ungefähr zwanzig Minuten vor eins.»
    «Und bis wann blieben Sie dort?»
    «Bis kurz vor drei. Ich hatte unseren Wagen zurückkommen und wieder fortfahren hören. Das wunderte mich, und darum kam ich heraus.»
    «Bis dahin hatten Sie Ihr Zimmer nicht verlassen?»
    «Nein.»
    «Und Sie hörten und sahen nichts, was mit dem Mord zusammenhängen könnte?»
    «Nein.»
    «Ihre Fenster gehen nicht auf den Hof?»
    «Nein, beide gehen aufs Feld.»
    «Können Sie überhaupt hören, was im Hof vor sich geht?»
    «Nur wenig. Ich hörte Mr Emmott ein paarmal an meinem Zimmer vorbei aufs Dach gehen.»
    «Können Sie sich erinnern, um welche Zeit?»
    «Nein, leider nicht. Ich war in meine Arbeit vertieft.»
    «Wissen Sie irgendetwas, das Licht in die Angelegenheit bringen könnte? Haben Sie zum Beispiel in den letzten Tagen irgendetwas Auffälliges bemerkt?»
    Pater Lavigny, der unbehaglich dreinblickte, sah Doktor Leidner fragend an. «Die Frage ist schwer zu beantworten, Monsieur», sagte er würdevoll. «Meiner Meinung nach fürchtete sich Mrs Leidner vor etwas. Sie hatte Angst vor Fremden. Ich vermute, dass sie Anlass dazu hatte, aber ich weiß nichts, sie schenkte mir ihr Vertrauen nicht.»
    Poirot hüstelte und blickte in sein Notizbuch. «Wie ich hörte, wurde sie vor zwei Nächten durch einen Einbruch erschreckt.»
    Pater Lavigny bejahte und erzählte seine Geschichte von dem Licht, das er im Antiquitäten-Zimmer gesehen hatte, und von der darauf folgenden Durchsuchung.
    «Ich weiß nicht, was ich darüber denken soll», antwortete Pater Lavigny offen. «Es fehlt nichts, und es war nichts in Unordnung. Vielleicht war es ein Hausboy…»
    «Oder ein Expeditionsmitglied?»
    «Oder ein Expeditionsmitglied. Aber in diesem Fall bestünde kein Grund, dass der Betreffende die

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