Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)
Preis für eine fünfzehn Jahre alte Schüssel wie die Yellowfin heute wahrscheinlich so hoch sein dürfte wie einer der beiden Turbos dieses Fountain-Bootes.
Langsam schaukelte das Boot auf den Steg zu, und Jake fing das Tau auf. Der Steuermann kam ihm vage bekannt vor, aber nur, weil er so aussah wie ein Steuermann. Er hatte dasselbe unerbittliche, wettergegerbte Aussehen wie einer von Suki Los Stammgästen.
Von seinem Passagier konnte man das allerdings nicht behaupten.
Die junge Frau hatte das honigblonde Haar unter eine Baseballkappe geschoben, versteckte ihre Augen hinter einer teuer aussehenden Sonnenbrille und verströmte die Coolness des Großstädters. Entsprechend war er überrascht, als sie seine ausgestreckte Hand ignorierte und geschmeidig und geschickt auf den Steg sprang.
»Guten Tag«, sagte sie, als sie federnd auf den Zehenballen gelandet war. Obwohl sie lächelte, konnte Jake keine Freundlichkeit entdecken. Es war der harte, kompromisslose Gesichtsausdruck eines Menschen, dessen erster Instinkt grundsätzlich Misstrauen ist. »Mein Name ist Martha Bentley. Das hier ist das Bootshaus meines Vaters.«
Jake war perplex. Dennis hatte eine Tochter?
»Darf ich fragen, was Sie hier tun?«, erkundigte sich das Mädchen.
Jouma räusperte sich und stellte sich vor.
»Man hat mir mitgeteilt, dass die Polizei die Ermittlungen bereits abgeschlossen hat«, kam es in scharfem Ton von Martha.
»Das dürfte die Polizei Malindi gewesen sein, Miss Bentley«, klärte Jouma sie auf. »Ich bin von der Kriminalpolizei Mombasa.«
»Und Sie?«
»Ich habe ihn nur hergefahren«, erklärte Jake und wies auf die Yellowfin .
»Ach, tatsächlich? Tja, sobald Sie mit dem Schnüffeln fertig sind, wäre ich sehr froh, wenn ich ein bisschen für mich sein dürfte.«
»Selbstverständlich«, nickte Jouma, der dankbar die Gelegenheit ergriff, sich dieser Inquisition zu entziehen. Er wandte sich an Jake. »Vielleicht sollten wir jetzt gleich zurückfahren, Mr. Moore. Ich würde gerne vor Einbruch der Dunkelheit wieder in Mombasa sein.«
Aber Jake hörte gar nicht hin. Seine Aufmerksamkeit war völlig in Anspruch genommen von einem zweiten Schnellboot, einem rot lackierten Christ Craft, das gerade in den Creek eingebogen war und nun mit hohem Tempo auf den Nebenarm zuhielt.
»Erwarten Sie noch jemanden, Miss Bentley?«, wollte er wissen.
In dem Boot befanden sich zwei Schwarze in Lederjacken und Baseballkappen – aber erst als sie ganz nah herangekommen waren, entdeckte Jake, dass einer etwas in der Hand hatte, das ganz nach einer Uzi-Maschinenpistole aussah.
» Runter, in Deckung! «, schrie er, und einen Sekundenbruchteil später peitschte auch schon die erste Salve der Automatikwaffe übers Wasser.
Jake sprang mit ausgestreckten Armen über den Steg und riss Jouma und Martha mit einer einzigen Bewegung zu Boden, während die Kugeln über den Pier zischten und die Splitter des dürren Holzes in die Luft wirbelten. Der windschiefe Bau kam ins Schaukeln, als sie landeten, und einen Augenblick dachte Jake, dass er vielleicht sogar unter ihnen zusammenbrechen könnte.
»Jemand verletzt?«, rief er.
Der Steuermann von Marthas Boot fluchte stöhnend. Er lag auf dem Vordersitz des Fountain-Boots mit einer heftig blutenden Kopfwunde. Aber da er noch äußerst lebendig war, durfte man annehmen, dass ihn eher ein herumfliegendes Fragment des Landungsstegs getroffen hatte als eine Kugel. Martha und Jouma schienen unversehrt.
»Was geht hier vor?«, wollte Martha wissen und starrte mit fast kindlicher Faszination auf eine der Holzplanken keine zwei Handbreit neben ihr, die von den Kugeln zertrümmert worden war.
Jake wusste, dass sie keine Zeit hatten, sich mit dem Warum und Wieso aufzuhalten. Er blickte auf und sah, wie das Chris-Craft-Boot in hundert Meter Entfernung eine flache Haarnadelkurve beschrieb. Der Steuermann war erkennbar kein Experte und das Boot war ein altes Modell, das ganz offensichtlich schon bessere Tage gesehen hatte – aber trotzdem kam er zu der Erkenntnis, dass sie nur wenige Sekunden hatten, bevor das Fahrzeug ein zweites Mal vorbeikam, um ihnen endgültig den Garaus zu machen.
»Schnell, laufen Sie rein«, rief Jake. »Sofort!«
Aber zwischen dem Steg und dem Gebäude lagen fünfzig Meter, fünfzig schreckliche Meter ohne weitere Deckung, nur ein paar Büsche und alte Ölfässer. Der Schütze im Chris-Craft-Boot war kein Scharfschütze, aber mit einer Uzi war das auch nicht nötig. Man
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