Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)
da will ich dich gar nicht erst anlügen. Aber sagen wir mal so – wenn du Gefallen daran findest, dann wärst du nicht mehr von Arschlöchern wie dem Araber abhängig.«
»Ich bin es Jake schuldig, uns aus dieser Scheiße wieder rauszuziehen«, meinte Harry. »Von was für Summen reden wir denn hier?«
»Fünfundzwanzigtausend Dollar.«
»Heilige Scheiße!«, rief Harry, doch trotz Gras und billigem Rum war ihm sofort klar, dass bei so einer unverschämt hohen Summe auf jeden Fall irgendwelche illegalen Handlungen im Spiel sein mussten. Trotzdem konnte er ja erst mal so tun, als würde er sich dafür interessieren. »Erzähl mir mehr.«
»Kann ich nicht, Harry. Nicht, wenn du nicht hundert Pro sicher bist, dass du mitmachen willst.«
»Soll heißen, du könntest es mir erzählen, aber hinterher müsstest du mich töten, stimmt’s?« Harry schlug einen verschwörerischen Ton an, nahm Tug den Joint wieder aus der Hand und nahm einen tiefen Zug von der kräftigen Mischung.
Tug sah ihn seltsam an. »So was in der Art, Harry. So was in der Art.«
27
W ährend das Twin-Turbo-Fountain-Schnellboot nordwärts jagte, spürte Martha, wie sie einen klaren Kopf bekam. Fast vergessen war dieser frustrierende Morgen, an dem sie sich damit herumgeplagt hatte, Dokumente vom Buchhalter ihres Vaters in Mombasa sich zusenden zu lassen. Oder dieser ölige Conrad Getty. Seit ihrem ersten Tag hatte sie jedes Mal, wenn sie das Hotel betrat, den Inhaber am Hals. Er war so lästig wie ein hartnäckiger Ausschlag.
Nun saß sie auf der Achterbank und hielt sich mit beiden Händen am gepolsterten Sitz vor ihr fest. Wann immer das Boot mit der schmalen Nase über die nächste Woge zischte, schien sein Rumpf einen Moment in der Luft zu schweben. Nach einer Zeitspanne, die Martha unwahrscheinlich lang vorkam, klatschte es wieder aufs Wasser und ließ eine schneeweiße Wand aus feinen Tröpfchen hoch in den blauen Himmel steigen.
Sie spürte den Wind im Haar und lächelte zum ersten Mal an diesem Tag. O Gott, das war die reinste Therapie. Für Martha war das Meer wie ein Zuhause, auch nach all den Jahren in der Großstadt mit ihren Hochhäusern. Die langen, scheinbar endlosen Tage mit ihrem Vater – wenn sie von der Morgen- bis zur Abenddämmerung unterwegs sein konnten, ohne einer Menschenseele zu begegnen – hatten ihr tiefen Respekt vor den Launen der See, ihrer Größe und vor allem ihrer Kraft eingeflößt. Sehr früh brachte ihr Vater ihr bei, dass das Meer gerade solche Leute mit Freuden einkassierte, die behaupteten, es souverän beherrschen zu können.
Das Fountain-Boot gehörte dem Marlin Bay und wurde von einem verdrießlich dreinblickenden Angestellten namens Harold gesteuert, einem weißen Kenianer, der das Hochgefühl des Schnellbootfahrens als reines Berufsrisiko zu betrachten schien. Seit sie vom hoteleigenen Yachthafen gestartet waren, hatte er kaum ein Wort gesagt, und jeder höfliche Versuch ihrerseits war nur mit einem Knurren beantwortet worden. Trotzdem bemerkte Martha, dass Harold sich auf seine Arbeit verstand, auch wenn er sie nicht mochte. Fachmännisch manövrierte er das Boot durch die Wellen, und er schien die tückischen Riffe und Sandbänke zu kennen, als wären sie alte Freunde.
Als Harold nun die Geschwindigkeit drosselte, veränderte sich das Motorengeräusch. Vor ihnen lag die breite Mündung des Flamingo Creek, und wo das Süßwasser aufs Salzwasser traf, verfärbte die Strömung des schlammigen Flusses die See. In diesem Moment empfand Martha das erste Mal eine gewisse Angst, eine plötzliche Atemlosigkeit und das Pochen ihrer Halsschlagader. Das Schnellboot beschrieb einen flachen Bogen in den Kanal, und sie ballte die Fäuste, so dass sich ihre Fingernägel in die Handflächen bohrten.
Wenige Augenblicke später wies Harold auf die linke Uferseite. »Dort ist es, Missy«, erklärte er.
Martha blickte auf eine jämmerliche Ansammlung von schäbigen Baracken, die sich um einen brüchigen Holzsteg scharten, und erneut spürte sie, wie ihr die Tränen in den Augen stachen.
Ach, Daddy …
»Freunde von Ihnen, Mr. Moore?«, erkundigte sich Jouma, als er das Fountain-Boot erblickte, das jetzt langsamer wurde und in den Seitenarm einbog.
»Gerade wollte ich Sie dasselbe fragen.«
Traurig schüttelte der Inspector den Kopf. »Ich befürchte, keiner meiner Freunde besitzt so ein teures Schnellboot.«
»Meine Freunde auch nicht«, erwiderte Jake düster. Dabei kam ihm der Gedanke, dass der
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