Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)
musste einfach nur in die ungefähre Richtung zielen, und dann erledigten die sechshundert Kugeln pro Minute den Rest. Als Martha und Jouma losrannten, fluchte Jake, denn ihm war klar, dass sie sich nicht rechtzeitig aus der Schusslinie bringen konnten.
Er sprang in das Fountain-Boot des Marlin-Bay-Hotels, und nachdem er den blutüberströmten Steuermann von seinem Sitz gezerrt und auf den Boden gelegt hatte, ließ er den Motor an. Die Turbos erwachten sofort brüllend zum Leben, und nachdem er das das Tau über Bord geworfen hatte, manövrierte er das Boot um hundertachtzig Grad herum, so dass es aus dem Nebenarm Richtung Fluss fuhr.
Das Chris Craft schoss inzwischen wieder auf das Bootshaus zu. Der Schütze stand im Heck, hatte ein Bein gegen die Reling gestützt, seine Baseballkappe tief in die Stirn gezogen und fuchtelte mit der Uzi in seiner behandschuhten Hand. Jake drückte den Gashebel nach vorne und gab Vollgas, so dass das Wasser förmlich brodelte. Das Schnellboot schoss in den Kanal hinaus. Dann riss er das Steuer herum, visierte mit dem Bug das Chris Craft an und ließ die PS-starken Motoren alles geben, so dass sie lautstark aufheulten.
Der Mann am Steuer riss die Augen auf, während das Fountain in direktem Kollisionskurs auf ihn zuschoss. Kurz vor dem Zusammenstoß riss er das Steuer nach links, gerade als der Schütze hinter ihm mit der Uzi eine Salve auf Jakes Kopf loslassen wollte. Der Schütze plumpste hilflos hintüber, und Jake hörte, wie die Waffe ihr Magazin ausspie.
Dann war er wieder im offenen Wasser und steuerte sich im Zickzackkurs über das schäumende Kielwasser des Chris-Craft-Bootes. Als er sich auf seinem Sitz umdrehte, sah er, dass das andere Boot jetzt gänzlich außer Kontrolle war und mit vollem Tempo aufs andere Ufer zuraste. Der Steuermann, dem offenbar der halbe Schädel weggeschossen worden war, war über dem Steuer zusammengesackt, während der Schütze panisch versuchte, sich vom Boden aufzurappeln, wo er bei seinem Sturz zwischen der Achterbank und dem Sitz des Steuermanns eingeklemmt worden war. Sein Kopf kam kurz zum Vorschein, aber da pflügte das Boot auch schon durch eine Sandbank und überschlug sich mit einer Leichtigkeit, als wäre es aus Balsaholz. Dann knallte es gegen eine Palme und explodierte in einem riesigen Feuerball.
»Jesus fucking Christ.« Harold hievte sich mit blutüberströmtem Gesicht auf die Achterbank und starrte auf das flammende Inferno am Ufer. »Was zum Teufel geht hier denn ab?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Jake. Aber als er das Boot wendete und wieder auf Dennis Bentleys Bootshaus zuhielt, war er wild entschlossen, es herauszufinden.
28
I rgendetwas an den Krokodilen flößte Tug Viljoen immer ein überwältigendes Gefühl von Unzulänglichkeit ein. Vielleicht war es ihre hypnotische Ruhe, ihr Wissen um ihre Kräfte und die schreckliche Brutalität, zu der sie fähig waren – die aber nur zutage trat, wenn es nötig wurde. Solche Selbstbeherrschung bewunderte er und versuchte, von diesen Tieren zu lernen. Er wusste, dass ihm diese Eigenschaft fehlte und er sie nie erwerben konnte, sosehr er sich auch bemühte.
Trotzdem konnte er sich damit trösten, dass die Krokodile vielleicht schon fünfundsechzig Millionen Jahre existierten – aber im Moment gab es auf diesem gottverdammten Planeten ja wohl nur eine Spezies, die alle anderen dominierte.
Seit drei Tagen beobachtete Viljoen nun schon ein Exemplar von dreieinhalb Metern in der südlichen Lagune. Muskulös und arrogant sonnte es sich auf seinem Felsen, das Maul zu einem wissenden Dauergrinsen verzogen, und reizte Viljoen auf der anderen Seite des Zauns bis aufs Blut. Die anderen Krokodile in der Lagune benahmen sich, wie es sich gehörte: Sie verschafften den wenigen Besuchern von Croc World einen kleinen Nervenkitzel, indem sie miteinander rauften und mit ihren Schwänzen aufs Wasser droschen, wenn er ihnen rohe Fleischstücke zuwarf. Nicht so jedoch dieses eine Tier. Dieses eine – ausnehmend mächtig, unerbittlich gefährlich – war ganz offensichtlich der Meinung, dass es über solcherlei Zirkusnummern erhaben war.
Weswegen es nun, im Hof hinter den Verwaltungsgebäuden, weit weg von den neugierigen Blicken etwaiger Besucher, an seinem Schwanz von einem Stahlgalgen hing.
Es war gar nicht so leicht gewesen, das Biest zu erwischen. Das Krokodil war zu groß und kräftig, als dass man es einfach mit einer Kette hätte einfangen können. Viljoen musste eine
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