Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Titel: Mord in Mombasa: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
Vom Netzwerk:
suhlten oder friedlich auf flachen Felsvorsprüngen sonnten. »Ich werd’s mir merken«, versicherte er.
    »Und noch was kannst du dir merken: Diesen Viechern ist alles egal«, fügte Viljoen hinzu und hob den Arm, auf dem sich das bleiche Narbengewebe auf seiner gebräunten Haut abzeichnete wie der Fettrand an einem Rindersteak. »Wenn die miteinander kämpfen, reißen sie sich Gliedmaßen und Schwänze ab, aber das ist ihnen egal. Sie verkriechen sich und schmollen ein bisschen, und dann kommen sie wieder raus. Ich hab schon welche weiterkämpfen sehen, nachdem ihnen der Gegner den Kiefer abgerissen hatte. Es ist ihnen einfach egal. Vielleicht überleben sie deswegen schon seit fünfundsechzig Millionen Jahren.«
    Viljoen hörte sich selbst gern reden, das wusste Harry. Aber nach allem, was er bisher von Croc World gesehen hatte, war die größte Gefahr, die auf die arglosen Besucher des südafrikanischen Reptilienparks lauerte, der Tod durch Langeweile. Es gab zwei künstlich angelegte Lagunen und vielleicht zwanzig Krokodile, die reglos wie Statuen im Wasser lagen und ein bisschen so aussahen wie Hundescheiße. Soviel er sehen konnte, war die einzige andere Unterhaltung ein heruntergekommener Kinderspielplatz und ein Imbissstand mit einer Speisekarte auf einer Kreidetafel: Croc Burgers, Croc Ice und Croc-a-Cola.
    Nicht zum ersten Mal fragte er sich, warum Viljoen ihn zu diesem Treffen gebeten hatte. Vielmehr, warum er sich darauf eingelassen hatte. Der Südafrikaner gehörte zu der Sorte Mensch, dem man nicht mal am helllichten Tag auf einer Sommerwiese begegnen wollte, geschweige denn in einem Sumpfland voller menschenfressender Reptilien. Dass Viljoen auf Geheimhaltung bestanden hatte, verstärkte Harrys ungutes Gefühl, sich auf eine gefährlich isolierte Situation eingelassen zu haben. Mittlerweile bedauerte er, dass er Jake nicht gesagt hatte, wo er tatsächlich hinging. In den blöden Elephant Club? Was für eine Scheißausrede war das denn? Der Elephant Club hatte ihm die Mitgliedschaft vor einem halben Jahr gekündigt, nachdem er seine Beiträge nicht mehr gezahlt hatte.
    »Nur mal das Terrain sondieren, Harry«, hatte Viljoen erklärt, als er ihm am Abend zuvor auf den Toiletten in Suki Los Bar beiseitegenommen hatte. »Ein kleiner Deal, der für alle Beteiligten was abwerfen könnte.«
    Tja, Harry war nicht unbedingt uninteressiert an einem kleinen Deal, der etwas für alle Beteiligten abwerfen könnte, vor allem nicht angesichts seiner momentanen finanziellen Misere. Aber je länger er hier war, umso unwohler wurde ihm zumute.
    »Kommen viele Besucher her, Tug?«, erkundigte er sich.
    »Im Durchschnitt um die hundert pro Tag – aber wie du siehst, ist im Moment keine Saison«, erklärte Viljoen fröhlich. Harry mutmaßte allerdings, dass diese Auskunft nicht unbedingt den Tatsachen entsprach.
    »Prima.«
    »Tja – ich hab ja gerade erst angefangen. Da ist noch viel Spielraum für Entwicklungen.«
    Viljoens Park lag acht Kilometer südlich von Flamingo Creek. Man musste vom Highway abfahren und im Zickzack über einen staubigen Pfad durch die Mangrovensümpfe Richtung Küste kurven. Der Park war eine künstliche Lichtung, die mit einem Drahtgitter eingezäunt worden war, innen befanden sich die Lagunen, ein zementierter Hof und ein Haufen hässlicher Verwaltungsgebäude und Schuppen in einer Ecke des Geländes. Das Ganze besaß das Flair eines Konzentrationslagers.
    Tug nahm noch einen Schluck aus seinem Flachmann. Sogar Harry konnte sehen, dass Viljoen bereits gut hingelangt hatte. Selbst wenn man den Alkoholdunst nicht wahrnahm, der ihm aus sämtlichen Poren stieg, wusste man spätestens nach einem Blick auf die verquollenen roten Augen und die fahle Haut Bescheid.
    »Da drüben zieh ich ein Besucherzentrum hoch«, prahlte Viljoen und zeigte mit einem Wurstfinger auf die halb ausgehobene Grube für das Fundament. »Dort kann man sich dann Diashows ansehen, Souvenirs kaufen …«
    »Schuhe und Handtaschen?«
    Viljoen musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen, dann lächelte er und klopfte ihm auf den Rücken. »Ich mag dich, Harry. Ich mag deinen englischen Humor.«
    Wie um es zu beweisen, reichte er ihm seinen Flachmann. Harry spürte das Brennen von billigem Rum in der Kehle.
    »Warum eigentlich Krokodile, Tug?«
    »Krokodile, Fische, ist doch egal. Am Ende ist alles Geschäft. Wichtig ist eben, was man draus macht. Vielleicht sieht das hier für dich nicht nach einer großen Sache aus, Harry,

Weitere Kostenlose Bücher