Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)
ausleihen dürfte, um Freunde im Nachbarort zu besuchen. ›Natürlich‹ sagte ich. ›Auch wenn mein Auto ein deutscher BMW ist, du bist mein Cousin, Karim, und was mir gehört, gehört auch dir.‹ Leider wurde Karim in einen Unfall verwickelt – er blieb zwar unverletzt, aber das Auto hatte einen Totalschaden. Es tat ihm furchtbar leid, und er versprach, mir monatlich hundert Rial zurückzuzahlen, bis er seine Schuld beglichen hatte. Aber ich sagte zu ihm: ›Karim, selbst wenn du mir monatlich tausend Rial zahlen würdest, würde es Jahre dauern, bis du deine Schuld beglichen hast.‹ Wissen Sie, was ich dann getan habe, Mr. Philliskirk?«
»Ich bin sicher, Sie werden’s mir gleich erzählen.«
»Ich habe sein Geschäft an seinen Rivalen verkauft. Obwohl er mein Cousin war, habe ich Karim das angetan, um ihm eine wertvolle Lektion zu erteilen, nämlich wie wichtig es ist, Schulden bis auf den letzten Cent zu begleichen.«
»Ich hoffe, Sie haben ihn auch ordentlich zusammengeschlagen, Abdul«, warf Harry ein. »Nur um Ihren Standpunkt ganz deutlich zu machen.«
Der Araber lächelte. »Karim war ein Verwandter von mir. Sie, Mr. Philliskirk, sind es nicht. Da liegt der Unterschied.« Er nickte kurz, und der Mann hinter Harry ließ erneut Fausthiebe auf ihn niederprasseln. Als er fertig war, war Harrys Nase gebrochen und sein linkes Auge fast vollkommen zugeschwollen.
»So«, fuhr der Araber fort, »und nun zum Geschäft. Sie schulden mir siebzehntausend Dollar, nicht wahr? Ihr Boot muss weit mehr wert sein als siebzehntausend Dollar. Vielleicht fünfzig, obwohl es schon ziemlich heruntergekommen ist. Aber ich lasse ja mit mir reden. Ich werde Ihr Boot nehmen und Ihnen zehn Prozent vom Verkaufserlös geben – abzüglich der Zinsen, die sich bereits angesammelt haben. Einverstanden?«
»Verpissen Sie sich«, erwiderte Harry.
Der Araber machte eine abwehrende Handbewegung. »Ich dachte schon, dass Sie so etwas sagen würden. Aber es ist schon alles arrangiert. Ich habe in Malindi einen Käufer gefunden.«
»Ihr Käufer kann sich auch verpissen. Die Yellowfin steht nicht zum Verkauf.«
Abdul rollte mit den Augen, wie ein Lehrer, der einen besonders begriffsstutzigen Schüler vor sich hat. »Es ist aber schon alles arrangiert , Mr. Philliskirk. Ich habe das Geschäft per Handschlag besiegelt, und ich bin ein Mann, der zu seinem Wort steht. Also – ich nehme an, Ihr Partner Mr. Moore ist gerade mit dem Boot unterwegs. Wann erwarten Sie ihn zurück?«
»Ich werde Ihnen das Geld beschaffen.«
Der Araber schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Das erzählen Sie mir doch ständig …«
»Ich sagte, ich werde es Ihnen beschaffen.«
»Wann?«
»Geben Sie mir eine Woche.«
»Und dann? ›Geben Sie mir noch eine Woche!‹ Ich bin Geschäftsmann, Mr. Philliskirk. Kein Vollidiot. Und meine Geduld ist am Ende.«
»Ich werde Ihnen das verdammte Geld beschaffen. Alles. Hören Sie – im Bodensafe liegen zweitausend, und da drüben liegen die Schlüssel von meinem Landrover. Betrachten Sie das als Anzahlung.«
Der Araber funkelte ihn unter seinen buschigen Augenbrauen an. »Das ist Ihre letzte Chance, Mr. Philliskirk. Wenn Sie diese Abmachung nicht einhalten, werde ich Sie töten lassen, glauben Sie mir.«
31
A ls die Yellowfin anlegte, wurde es langsam dunkel, nicht jedoch am Nordufer des Flamingo Creek, wo die Lichter des neuen Hafenkomplexes immer noch taghell strahlten. Die drei Passagiere sprachen nur das Nötigste, als sie aus dem Boot in das Dingi kletterten. Jeder hing seinen Gedanken über die Ereignisse der letzten Stunden nach. Auf dem Landungssteg brannte kein Licht, und Jake verfluchte Harry, während er das Beiboot Richtung Steg steuerte. Er fluchte noch mehr, als er sah, dass das Bootshaus genauso dunkel war und die Tür zum Gebäude der Britannia Fishing Trips weit offen stand. Allzu viele Wertgegenstände befanden sich zwar nicht darin, aber sie brauchten alles, was sie hatten. Offensichtlich hatte sein Partner vergessen abzuschließen, bevor er aufbrach, um mit seinen Landsleuten im Elephant Club sein flüssiges Abendessen einzunehmen. Ein Glück, dass Jake zurück war, denn diese Feiern zogen sich gerne bis weit in den nächsten Morgen.
»Warten Sie hier«, bat er und ließ Jouma und Martha auf dem Landungssteg zurück, während er auf das Gebäude zuging.
Er tastete eine Weile im Dunkeln herum, bis seine Hand den Lichtschalter streifte und die grellen Leuchtröhren flackernd
Weitere Kostenlose Bücher