Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Titel: Mord in Mombasa: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
Vom Netzwerk:
den Kiefer traf und von seinem Stuhl schleuderte, träumte Harry davon, die British Open in Carnoustie mit einem letzten genialen Putt zu gewinnen. Das ärgerte ihn viel mehr als die Prügel, die er nach dem unsanften Erwachen bezog. In den letzten zehn Jahren waren Harrys Träume um Juliet und die Jungs gekreist, das große Haus, das sie gemeinsam in England bewohnt hatten, und sein sechsstelliges Gehalt, das fast ein siebenstelliges wurde, wenn man die Bonuszahlungen und die jährlichen Dividenden dazuzählte. Diese Träume begannen als strahlende Schnappschüsse einer glücklichen Familie – bevor sie unerbittlich in den immergleichen Alptraum übergingen. Jene dunkle Nacht, in der Juliet die Jungs von ihrem Schultheaterauftritt abholte, weil Harry Überstunden machen musste, und frontal mit einem kleinen Wichser zusammenstieß, der sich mit Hasch zugenebelt und Papis teuren Sportwagen auf die falsche Straßenseite gelenkt hatte.
    Eine Zehntelsekunde. Drei Leben ausgelöscht. Vier, wenn man Harrys mitzählte.
    Sein Niedergang verlief rasch und spektakulär. Es dauerte nicht einmal ein Jahr, bis sein Job weg und das Haus verkauft waren, und eine Welle aus Alkohol und Schuldgefühlen schwemmte ihn zu dem einzigen Ort auf Erden, an den er nur gute Erinnerungen hatte: Kenia. Hier hatte er als Junge mit seinen Diplomateneltern gewohnt.
    Es hatte Jahre gedauert, aber neuerdings hatte Harry angefangen, auch mal von anderen Dingen zu träumen.
    Doch der Araber war nicht für seine rücksichtsvolle Art bekannt. Vor allem nicht, wenn es um unbezahlte Schulden ging.
    »Hallihallo, Mr. Philliskirk, aufwachen!«, säuselte er, während einer seiner Schläger Harrys Nieren mit seinen stahlkappenbewehrten Springerstiefeln traktierte.
    »Sind Sie das, Abdul?«, stöhnte Harry auf dem Betonboden des Büros. »Sie hätten doch nur klopfen müssen.«
    »Das habe ich auch – aber Sie haben fest geschlafen. Und dazu geschnarcht wie ein Schwein. Sie sollten mittags nicht so viel trinken, das schmälert Ihre Produktivität. Ach, das hab ich ganz vergessen zu erwähnen – wenn Sie in Ihrer Branche erfolgreich sein wollen, brauchen Sie Diesel.«
    Der Araber begann ein Wiegenlied zu summen, als der Stiefel auf Harrys Mund landete und seine Unterlippe auf den Schneidezähnen explodierte. Er hörte den Araber etwas sagen, und das Nächste, woran er sich erinnerte, war, dass er vom Boden gezerrt und auf seinen Stuhl geworfen wurde. Auf seiner Netzhaut explodierten Supernovä, und als die Lichtgarben erloschen, stellte er fest, dass seine Arme auf seinem Rücken gefesselt waren und das schweißglänzende Gesicht des Arabers nur einen Fingerbreit von seinem entfernt war.
    »Haben Sie das Geld aufgetrieben, das Sie mir schulden, Mr. Philliskirk?«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich«, erwiderte Harry mit aller Empörung, die er in seiner Situation aufbringen konnte. »Sie hatten gesagt, dass ich fünf Tage Zeit habe, bei einem Zinssatz von zwölf Prozent.«
    »Ja. Aber als ich an die Ausreden dachte, die ich mir nach fünf Tagen anhören muss, wenn Sie mich wieder nicht bezahlen können, war ich es auf einmal so leid. Deswegen frage ich Sie jetzt noch einmal: Haben Sie die siebzehntausend Dollar, die Sie mir schulden? «
    »Nein.«
    Der Araber nickte und richtete sich wieder auf. »Dachte ich’s mir doch«, sagte er.
    Harry machte sich auf die nächsten Faustschläge gefasst, wenn nicht sogar die kalte Liebkosung einer Revolvermündung auf seiner Stirn. Doch als er vorsichtig die Augen öffnete, sah er nur, wie der Araber eine seiner überdimensionalen Hinterbacken auf den Schreibtisch schob.
    »Ich erzähle Ihnen jetzt mal eine Geschichte aus der Zeit, als sich noch ein junger Mann im Jemen war«, begann er.
    Harry stöhnte. »Es wäre mir lieber, wenn Sie mich gleich umbrächten, Abdul.«
    Die fleischige Faust des Schlägers zischte durch die Luft und landete auf Harrys Solarplexus.
    »Ich erzähle Ihnen jetzt eine Geschichte aus der Zeit, als ich noch ein junger Mann im Jemen war«, wiederholte der Araber, während Harry kehlige Würgelaute von sich gab. »Darin kommt auch ein Cousin von mir vor, Karim. Er besaß eine ganze Reihe von Ständen auf dem Markt von Sanaa, an denen Gemüse und Gewürze verkauft wurden. Das Geschäft lief gut, und er konnte seine Familie bequem davon ernähren. Wir alle waren sehr zufrieden mit ihm.«
    »Bitte, Abdul … hören Sie auf.«
    »Eines Tages kam Karim zu mir und fragte, ob er sich mein Auto

Weitere Kostenlose Bücher