Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)
surrealen Moment in Kilis Büro erinnern, als Omu völlig verblüfft die mörderische Spitze seiner Messerklinge anstarrte – sie war so verbogen, als hätte er versucht, sie in eine Steinmauer zu rammen. Als er den stupsnasigen Revolver entdeckte, der plötzlich in Joumas Hand aufgetaucht war, weiteten sich seine Augen hinter den Brillengläsern.
In Kilis Büro dröhnte der Schuss des abgefeuerten Achtunddreißigers so laut, als wäre eine Bombe detoniert. Als Omu einen Satz zur Tür machte, schlug das Geschoss in den entblößten Streifen zwischen dem Saum seiner Khanzu und seiner Leinensandale. Blut und Knochensplitter aus seinem Fußknöchel spritzten gegen die Wand. Omu stieß einen gequälten Schrei aus, drehte sich zweimal um die eigene Achse und sackte dann neben Kilis Leiche zu Boden. Jouma zeigte mit dem immer noch rauchenden Revolverlauf auf den sprachlosen Nyami, der sich unter dem Anna-Kournikowa-Poster zusammengekauert hatte und sich die Ohren zuhielt.
»Na, was ist, Sergeant Nyami?«, sagte der Inspector, während er sich bemühte, seine Atemlosigkeit und das Zittern seiner Hand zu verbergen. »Legen Sie dem Gefangenen jetzt Handschellen an oder muss ich auch noch auf Sie schießen?«
Auf seinem Krankenbett in einem bewachten Zimmer des Hospitals von Mombasa hörte Omu geduldig zu, während Jouma ihm genüsslich auseinandersetzte, wie sich die Lebensbedingungen für einen gebildeten Mann in einem kenianischen Hochsicherheitsgefängnis gestalten dürften.
Der Inspector schilderte zunächst den obligatorischen Mangel an Lebensmitteln, sauberem Trinkwasser und Kleidung, die Überbelegung der Zellen und die nicht existierende Krankenversorgung. Dann erklärte er, dass jedes dieser Gefängnisse eine Latte von Verstößen gegen die Menschenrechte zu bieten hatte, inklusive Folter und Vergewaltigung bis hin zum institutionell gebilligten Mord.
»Wollen Sie mir Angst machen, Inspector?«, erkundigte sich Omu müde. Er zuckte schmerzlich zusammen, als er versuchte, die Zehen zu bewegen, die aus dem voluminösen Gips an seinem zerschmetterten Knöchel herausschauten.
»Ich lege nur Tatsachen dar, Mr. Omu«, erwiderte Jouma. »Diese Gefängnisse existieren, und in nicht allzu ferner Zukunft werden Sie in einem landen. Wie man dort mit Ihnen umgehen wird, steht allerdings auf einem anderen Blatt.«
»Verstehe. Und wenn ich Ihnen jetzt alles sage, was ich weiß, kann ich eine Vorzugsbehandlung erwarten – stimmt’s?«
»Sie können überhaupt nichts erwarten«, schnauzte Jouma ihn an. »Sie vergessen wohl, dass ganz oben auf der umfangreichen Liste Ihrer Verbrechen der versuchte Mord an einem Polizisten steht.«
Omu winkte verächtlich ab. »Wenn eine Anklage zu einem Urteil führen soll, braucht es schon mehr, Inspector Jouma.«
»Sie bezahlen also nicht nur Polizisten, sondern auch Richter?«
»Ich lege nur Tatsachen dar. Da fällt mir ein – wie geht es Sergeant Nyami?«
»Er hilft uns bei unseren Ermittlungen.«
Omu lachte. »Nyami ist so dämlich, der muss sich doch morgens von seiner Frau die Schnürsenkel binden lassen. Ich weiß alles, was er weiß, und ich kann Ihnen versichern, Sie verschwenden Ihre Zeit und Ihre Energie. Lassen Sie ihn in Ruhe, Jouma. Versetzen Sie ihn zur Verkehrspolizei, aber bestrafen Sie ihn nicht als Verräter. Er kann eben nicht aus seiner Haut.«
»Sehr großherzig von Ihnen, Mr. Omu. Ich werde selbst dafür Sorge tragen, dass Ihre Empfehlungen an Superintendent Teshete weitergeleitet werden.«
»Teshete!«, zischte Omu verächtlich. »Wenn Sie nach den Gründen suchen, warum Kenia bis ins Mark verrottet ist, dann brauchen Sie sich nur Teshete anzusehen oder die tausend anderen in diesem Land, die so sind wie er. Untätig, selbstgefällig, gierig, ignorant – wegen Menschen wie Teshete kommen solche Leute wie Kili doch erst an die Macht.«
Ungläubig starrte Jouma ihn an. »Wie bitte? Auf einmal sind Sie also der große Patriot? Sie distanzieren sich einfach so von Kili? Wie eine Schlange, die ihre alte Haut abstreift?«
»Verschonen Sie mich mit Ihrer moralischen Entrüstung, Inspector. Kili war ein gemeiner Straßenräuber, der wie ein Hund gestorben ist. Ich habe genauso wenig mit ihm gemeinsam wie Sie, und das wissen Sie auch.«
»Vergleichen Sie sich nie wieder mit mir.« Jouma konnte seinen Zorn kaum im Zaum halten, und richtete seinen Zeigefinger drohend auf den Mann im Bett. »Vergleichen Sie sich …«
»Warum? Weil Sie Polizist sind? Weil
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