Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)
den Finger über eine Namensliste wandern, die er in das Auftragsbuch auf seinem Tisch gekritzelt hatte. »Crook Shank, Crook Shank …«
»Du hast heute Morgen selbst angerufen«, sagte Jake gereizt. »Ich war am Apparat.«
»Natürlich, natürlich«, nickte Cyril und leckte sich nervös über die Lippen.
»Tja, diese Buchung war von mir«, ertönte plötzlich eine bekannte Stimme, und zu Jakes Überraschung trat Martha Bentley hinter dem Kiosk hervor.
»Ah! Mrs. Crook Shank!« Cyril klatschte in die Hände. »Jetzt weiß ich’s wieder.«
»Mrs. Cruickshank, ja?« Jake verschränkte die Arme und lehnte sich gegen das Holzhäuschen »Sieht so aus, als hätten Sie die anderen fünf Teilnehmer Ihrer Tour verloren.«
Martha hielt ein Bündel Dollarscheine hoch, das von einem silbernen Geldclip zusammengehalten wurde. »Keine Sorge«, erwiderte sie. »Ich habe dafür gesorgt, dass sie alle im Voraus zahlen.«
42
D er Mann am Empfangstresen des Marlin Bay Hotel strahlte das ungebrochene jugendliche Selbstvertrauen aus, das auf Gesundheit, teurer Ausbildung und zu viel Geld aufbaut. Ein Anblick, der bei Conrad Getty nicht nur enorme Gereiztheit auslöste, sondern auch den blanken Neid in ihm aufwallen ließ. Dieser Mann in der beigen Hose, dem Leinenhemd und der Fliegersonnenbrille, die er lässig nach oben in sein dickes Haar geschoben hatte, verkörperte alles, was Getty verachtete – denn das war alles, was der leichenhaft aussehende, kranke Hotelbesitzer mit dem schütteren Haar selbst gern gehabt hätte.
»Wie heißt er?«, zischelte er und starrte den Mann mit leicht zusammengekniffenen Augen an.
»Mr. Noonan, Sir«, antwortete Loftus.
»Ist er Gast bei uns?«
»Er hat vor zwanzig Minuten eingecheckt, Sir.«
»Und, was hat er dann für ein Problem? Stimmt irgendwas nicht mit seinem Zimmer?«
»Nein, Sir. Er meint, er sollte hier jemanden treffen, kann die Person aber nirgends finden.«
»Wen denn, verdammt noch mal? Wen? «
»Miss Bentley, Sir.«
Mist! Hatte er diesen Moment nicht die ganze Zeit gefürchtet? Hatten amerikanische Investoren plötzlich Interesse an dieser kleinen Ecke von Kenia entwickelt? Während er den Innenhof überquerte, verwandelte sich Gettys ganzes Gebaren im Handumdrehen von dem eines verbitterten Kobolds in das eines liebedienernden Gastgebers.
»Mr. Noonan?«
Der junge Mann blickte auf und lächelte, wobei er – wie Getty schon erwartet hatte – eine Reihe perfekter weißer Zähne entblößte.
»Patrick Noonan«, stellte er sich vor. »Angenehm.«
»Conrad Getty. Ich bin der Besitzer des Marlin Bay. Mein Concierge hat mir mitgeteilt, dass Sie ein Problem haben?«
»Ein Problem nicht unbedingt, Mr. Getty. Ich stehe nur vor einem kleinen Rätsel, das ist alles.«
Getty gefror das Blut in den Adern, und zu seinem Ärger begann ihm ein Muskel im Augenwinkel nervös zu zucken.
Noonan senkte die Stimme. »Ganz unter uns: Ich bin gerade aus New York gekommen, um meine Freundin zu überraschen. Sie kennen doch Martha Bentley? Ihre Empfangsdame hat mir gesagt, dass sie hier wohnt, aber ich habe schon überall gesucht und kann sie nicht finden. Deswegen dachte ich, möglicherweise wissen Sie, wo sie sein könnte? Vielleicht hat sie ja eine Nachricht hinterlassen oder so?«
»Natürlich. Miss Bentley.« Getty gab sich äußerlich ganz gelassen, obwohl ihm die Galle hochkam bei dem Gedanken, dass dieser Scheißemporkömmling Marthas Freund war. Warum nicht gleich ein CIA-Agent? Ihm schoss ein Bild durch den Kopf, wie Noonans perfekt durchtrainierte Hinterbacken zwischen Martha Bentleys Schenkeln auf und ab wippten – zwar nur kurz, aber nichtsdestoweniger eine sehr unangenehme Vorstellung. »Sie ist nach Malindi gefahren«, erklärte Getty und genoss Noonans überraschten Gesichtsausdruck.
»Nach Malindi?«
»Sie ist heute Morgen mit einem unserer besten Boote gestartet. Wenn ich nicht irre, hatte sie dort etwas zu erledigen, in Zusammenhang mit dem Grundstück ihres verstorbenen Vaters.«
»Okay. Kann ich auch eines von Ihren Booten mieten? Ein schnelles? Ich hätte gern ein richtig schnelles.«
Arroganter Arsch . »Überhaupt kein Problem, Mr. Noonan. Wenn Sie sich bitte an den Concierge wenden. Es wird ihm ein Vergnügen sein, Ihnen ein entsprechendes Fahrzeug zu besorgen.«
»Danke, Kumpel. Wirklich sehr nett.«
Kumpel? »Kein Problem, Sir. Genießen Sie den Tag. Und ich darf doch davon ausgehen, dass ich Sie heute zum Abendessen sehe?«
»Verlassen
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