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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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eine Schande!« stöhnte der Steinmetz. »Ein Skandal!«
    »In Zeiten wie diesen müssen wir Brauch und Sitte übergehen«, sagte Hitzschmied tröstend.
    Nach einem dritten Schlag begannen sich große Steinbrocken zu lösen. Eisenholz selbst rutschte von der Steinplattform ab, wurde aber von Zwergenhänden aufgefangen. Der Staub setzte sich, und ein klaffendes Loch war in der Decke zu sehen.
    »Was ist da los?« dröhnte eine Stimme von hoch oben herunter.
    »Stunbog?« rief Muschelring. »Wir holen euch raus!«
    Ein Kopf lugte durch die frische Öffnung nach unten. Das breite, schöne Gesicht wirkte erstaunt. Lange Zöpfe hingen herunter. »Muschelring?« fragte Myrsa.
    »Kommt schon!« drängte Muschelring, hüpfend vor Ungeduld. »Wir haben nicht viel Zeit. Eine Art Monster ist auf dem Weg zu uns!«
    Noch während sie dies sagte, erfolgte eine neue Erschütterung, begleitet von einem krachenden Geräusch und einem langen, schrillen, zischenden Schrei.
    »Es durchbricht die Barriere!« rief Hitzschmied. Er schnappte einen der jungen Zwerge an seiner Tunika. »Lauf und sag allen Bescheid! Sie müssen raus und das eiserne Fallgitter herunterlassen, das den Bankettsaal abschließt.« Er drehte sich zu den anderen Arbeitern um. »Raus mit euch! Hier haben wir getan, was wir konnten. Wenn das Vieh das Fallgitter durchbricht, zieht ihr euch weiter zurück und laßt die Barrieren runter. Versucht es in eine der Todesfallen zu locken. Los!« Die Arbeiter rannten davon.
    »Was ist mit dir?« fragte Nistur. Eisenholz war schon wieder oben auf der Plattform, wo er fieberhaft an den Steinen über seinem Kopf herumklopfte, um das Loch zu erweitern.
    »Ich bleibe«, versicherte Hitzschmied. »Ich bin alt und kann ebensogut sterben. Wenn wir das Tier nicht umbringen, wird es uns fressen. Dann schläft es ein, und vielleicht können diejenigen aus meinem Volk, die übrig sind, es umbringen.«
    »Keine Angst«, versicherte ihm Nistur, »mein Kamerad, der Drachentöter, wird sich darum kümmern.«
    »Ein Drachentöter mag er ja sein«, grollte Hitzschmied, »aber er ist ein lausiger Steinmetz.« Er beäugte das zerklüftete Loch in der Decke mit tiefem Mißfallen.
    Eisenholz sprang von den Blöcken. »Sie kommen jetzt runter!«
    Myrsa ließ sich zuerst fallen. Sie landete auf den Blöcken so sicher wie eine Bergziege. Eisenholz stützte sie, während sie hinauf griff und Stunbog auffing, der von Badar heruntergelassen wurde. Dann machten die beiden die Plattform frei, damit der junge Barbar herabspringen konnte.
    »Ich würde zu gern erfahren, wie ihr das geschafft habt«, sagte Stunbog, während er sich den Gesteinsstaub von der Robe klopfte.
    »Dafür ist jetzt keine Zeit«, meinte Nistur, der sein Schwert in der Scheide löste. »Etwas, das Behir oder so ähnlich heißt, ist unterwegs zu uns. Angeblich ist es sehr eindrucksvoll.«
    Badar zwinkerte. Auf seinem Gesicht stand eine seltsame Mischung aus Begeisterung und Panik. »Wo sind wir hier?«
    Muschelring eilte an seine Seite. »Wir sind in einer Zwergenhöhle. Keine Sorge, es gibt einen Ausgang. Aber im Augenblick haben wir größere Probleme.«
    »Du glaubst, ich habe Angst?« fragte Badar. »Ich fürchte kein Tier! Ich brauche nur eine Waffe.«
    Nistur lächelte freundlich. »Aus ihm spricht das Selbstvertrauen der Jugend.«
    »Kommt schon!« rief Eisenholz. Er hatte sein Schwert bereits in der Hand. »Laßt uns von hier verschwinden!«
    Hitzschmied hatte bereits die Führung übernommen, und sie folgten ihm durch den schwach beleuchteten Tunnel zum Bankettsaal. Die bisherigen Gefangenen kamen mit dem Licht der Pilze gut zurecht, denn ihre Zelle war noch dunkler gewesen. Am Eingang zum Tunnel blieb Hitzschmied stehen und spähte in den großen Saal.
    »Noch keine Spur von ihm«, wisperte er. »Es ist ein langer Weg bis zum Ausgang, aber wenn wir es schaffen, ziehen sie das Fallgitter hoch, und wir könnten durch sein, bevor der – «
    Unvermittelt schoß etwas durch eine Seitentür, ergoß sich in den Bankettsaal und nahm noch Steine von den Seiten und den Türsturz mit, als es hereinkam. Nachdem der längste Teil durch die Tür gedrungen war, konnten sie sehen, daß das Wesen zwar ein Reptil war, jedoch keine echte Schlange. Es bewegte sich auf zahlreichen kurzen Beinen, die seine gewaltige Länge mit erstaunlicher Geschwindigkeit vorwärts schoben. Sein langer Hals ließ den Krokodilkopf von einer Seite zur anderen pendeln, während die hervorstehenden Augen mit den

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