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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Als sie damit fertig waren, liefen Muschelring und Badar durch den Tunnel zurück und brachten weitere lange Eisenstangen mit. Dann gab es nichts mehr vorzubereiten.
    Nachdem Eisenholz seinen Entschluß gefaßt hatte, zögerte er nicht mehr. »Gehen wir!« Er führte sie an, eine Stahlstange mit beiden Händen umfaßt. Muschelring hielt jetzt sein Schwert, um es ihm schnell geben oder im äußersten Notfall selbst benutzen zu können. Keiner von ihnen hatte großes Vertrauen in die Wirksamkeit von Schwertern gegen die gepanzerte Haut des Reptils.
    Als sie aus dem Tunnel rannten, fuhr der Behir, der die Bewegung bemerkte, mit überraschender Geschwindigkeit auf seinen zahllosen Beinen herum. Der schlangenartige Schwanz knallte peitschend gegen die Wände, als der Kopf sich auf dem langen Hals aufrichtete, um einen besseren Überblick zu gewinnen. Aus Kronleuchterhöhe sah er herunter, drehte seinen Kopf von einer Seite zur anderen, die Schuppen flach an den Hals gelegt, während er erst aus der einen schlitzäugigen Pupille und dann aus der anderen herunterschielte, nacheinander auf jeden Gegner. Alle waren ungefähr gleich weit entfernt und gleich aktiv. Das schreckliche Tier schien an dem Problem aller primitiven Reptilien zu leiden: Es konnte sich nicht entscheiden.
    Eisenholz, Myrsa, Badar und Nistur, die jeder eine Eisenstange hielten, rannten zu viert von den Fackelhaltern. Muschelring hüpfte herum und schwang das Krummschwert, um den Behir abzulenken. Hitzschmied schwenkte seinen Hammer und schrie den jungen Zwergen hinter dem Fallgitter Anweisungen zu. Diese begannen sofort herumzuspringen und dem Tier Beleidigungen zuzuschreien. Stunbog hatte betont, daß das Eisengitter den Blitzschlag schnell und sicher erden würde.
    Aber der Behir war nur an den verlockenden Wesen interessiert, die im selben Raum waren wie er. Es war zum Verrücktwerden. Und er war hungrig. Da ihm jedes andere Urteilskriterium fehlte, konzentrierte sich seine Aufmerksamkeit auf das, was wie das befriedigendste Futter aussah. Ohne die anderen weiter zu beachten, schwenkte sein Kopf zwischen Eisenholz und Myrsa hin und her. Die beiden riefen ihm einfallsreiche Flüche zu, drückten ihre Stangen gegen die Halterungen hinter sich und bissen die Zähne zusammen, um gegen das Entsetzliche, das kommen würde, gewappnet zu sein.
    Myrsa wurde still und blaß, als der riesige Kopf aufhörte, sich zu bewegen. Die großen, gelben Augen zogen sich beiderseits vom Kopf zusammen und fixierten sie mit einem Blick, der kaum weniger schrecklich war als der eines Basilisken. Sie hielt die Stange mit weißen Knöcheln umklammert, während sie ihr Ende in eine Lücke in den schmiedeeisernen Halterungen hinter ihr wand. Sie wußte, wenn sie die Stange losließ, würde sie nur für den Bruchteil einer Sekunde dort feststecken, bevor sie auf den Boden fiel. Myrsas Leben hing von diesem Moment ab.
    Der lange, schmale Unterkiefer des Behir klaffte auf und enthüllte reihenweise haifischartige Zähne und eine zitternde, doppelt gespaltene Zunge. Die schmalen Schuppen stellten sich auf, bis sie hinter dem Krokodilkopf einen Halbkreis bildeten.
    »Jetzt!« schrie Stunbog.
    Dieses Wort, Myrsas verzweifelter Sprung, der Blitz und der Donnerschlag – alles schien zur gleichen Zeit zu passieren. Hitzschmied und die Zwerge hinter dem Fallgitter heulten auf, als der gleißend helle Blitz ihre empfindlichen Augen blendete. Die übrigen waren einen Moment wie gelähmt. Als sie wieder etwas erkennen konnten, sahen sie, daß die Stange und die Halterung dunkelrot glühten und jetzt fest miteinander verschmolzen waren. Myrsa lag mit offenen Augen etwa drei Meter entfernt, aber ob sie tot, bewußtlos oder nur desorientiert war, war unmöglich festzustellen.
    Einen langen Augenblick hielt der Behir still, denn diese unerwartete Entwicklung hatte ihn anscheinend zutiefst verunsichert. Dann rannte Badar mit einem Aufschrei zu seiner Schwester, und der Behir richtete sich auf, um zuzuschlagen.
    Eisenholz sah sich zu Nistur um und grinste. »Nun, mein Freund, so verdient sich ein Held sein Geld.« Brüllend ergriff er seine Eisenstange mit beiden Händen und griff an.
    Der schreckliche Kopf ließ sich sofort von ihm ablenken. Er peitschte zu Eisenholz hinüber. Nistur schrie und griff ebenfalls an, jedoch mit weniger Inbrunst. Muschelring wirbelte herum und kreischte wie eine Irre, und selbst Stunbog sprang hoch, wedelte mit den Armen und ließ seine Robe flattern. All seine Würde

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