Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
war vergessen. Ihre beste Chance lag darin, das nußgroße Gehirn des Tiers mit Reizen zu überfordern.
    Doch nun war dessen Aufmerksamkeit fest auf jemanden gerichtet, so daß es alles andere vergaß. Es wollte Eisenholz. Die Kiefer des Behir öffneten sich erneut, und sein Kopf am Ende des langen, muskulösen Halses schoß vor. Mit einem präzisen Stoß spießte Eisenholz die Zunge des Behir mit seiner Stange auf und nagelte sie so am Unterkiefer fest. Mit einem zischenden Laut peitschte der Kopf des Behir von einer Seite zur anderen, um die Waffe und den Mann abzuschütteln, doch der Söldner hatte die Stange an seine Seite gedrückt und hielt sie fest wie eine Klette.
    Nistur stieß seine Stange gegen die Seite des Monsters. Er legte sein volles Gewicht in den Stoß, aber die Spitze prallte von dem Panzer des Reptils ab. Dann traf ihn der peitschende Schwanz; Nistur wurde durch die Luft geschleudert und landete auf dem Rücken. Die Luft entwich aus seinen Lungen, und seine Eisenstange flog durch den Raum und landete klirrend an einer Wand.
    Mit einem letzten Kopfschütteln rüttelte der Behir die Stange aus dem Maul. Jetzt trieben ihn Wut und Haß ebenso an wie der Hunger, als er erneut auf Eisenholz losging. Dieser hatte es geschafft, auf den Beinen zu bleiben, aber diesmal stand er nicht richtig, und die Spitze der Stange rutschte an eine Seite des Kiefers, anstatt wie zuvor die Zunge zu durchstechen. Verzweifelt stieß er die Eisenstange quer in das Maul und umfaßte sie mit beiden Händen. Als er die Arme nach beiden Seiten der schrecklichen Kiefer ausstreckte, war sein Kopf nur Zentimeter von ihnen entfernt, während sie zuschnappten.
    Außer sich vor Zorn über dieses unerwartet störrische Frühstück hob der Behir den Kopf, bis er gegen die Decke stieß. Eisenholz hing an der Stange wie ein Akrobat an seinem Trapez, als der Reptilienkopf vor- und zurückschwang und die Stange zu einer Art Halbkreis verbog. Dann kam dem winzigen Gehirn des Monsters eine Idee, und es senkte den Kopf, während sein Körper sich leicht vom Boden hochbog, bis das vorderste Beinpaar nach dem Quälgeist greifen konnte.
    Badar half Myrsa auf die Beine, und sie schüttelte den Kopf, während sie seinen Worten lauschte und die Sterne aus ihrem Blickfeld verschwanden. Sie sah, wie die Vorderbeine sich um Eisenholz legten, wie die Klauen an seiner harten Rüstung entlang kratzten und daß der Bauch des Tieres jetzt ungeschützt war. Sie schob Badar beiseite und rannte los, um die Eisenstange aufzuheben, die Nistur aus der Hand geflogen war. Dann stürmte sie mit einem Barbarenkriegsschrei auf das Untier zu und schleuderte aus drei Meter Entfernung ihre Waffe. Die Stahlstange drang über ihre halbe Länge in die kleineren, weicheren Schuppen des Behirbauches ein.
    Badar folgte dem Beispiel seiner Schwester, eilte herbei und warf seine eigene Stange. Das Monster kreischte, und Eisenholz fiel zu Boden. Seine Stange war jetzt grob in zwei Teile zerbissen. Das spitze Ende hatte Eisenholz noch in der Hand, doch jetzt war es nicht einmal mehr einen Meter lang.
    Nistur stand wieder und rannte mit gezücktem Schwert an die Seite des Monsters. Er schlug zu. Da dieser Schlag keine Wirkung zeigte, stieß er mit der Spitze zwischen die großen Schuppen. Er legte sein ganzes Gewicht in den Stoß, doch die schöne Zwergenklinge bog sich lediglich zu einem perfekten Bogen durch, ohne einzudringen. Fluchend sprang Nistur zurück, um einem Schwanzschlag auszuweichen.
    »Man könnte genausogut ein Schloß mit einem Zahnstocher angreifen!« schrie er, während er sein Schwert wegsteckte, ohne den Hirschfänger auch nur eines Blickes zu würdigen. Er sah sich nach einer wirkungsvolleren Waffe um.
    Trotz ihrer Anstrengungen war der Behir mit reptilhafter Besessenheit auf Eisenholz fixiert. Der Söldner war wieder auf den Beinen, die kurze, spitze Stange in beiden Händen. Seine Wut hatte einen Pegel erreicht, der dem seines Feindes gleichkam. Die beiden waren wild darauf versessen, einander umzubringen.
    Der Kopf des Behir hob sich, und mit einem lauten Brüllen senkte er sich mit unglaublich weit aufgerissenem Maul auf Eisenholz herab, so daß er die obere Hälfte seines Körpers umschloß. Während die anderen in fassungslosem Unglauben wie gelähmt dastanden, sprang Eisenholz hoch, als wäre er darauf versessen, verschluckt zu werden. Die schrecklichen Kiefer klappten zu, die Zähne bissen in die Rüstung, hoben den Mann vom Boden und drängten dieses

Weitere Kostenlose Bücher