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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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diesen Anzug für mich gemacht. Er brauchte nur die halbe Haut dafür und behielt die andere Hälfte als Lohn für seine Arbeit. Er war so zufrieden mit dem Geschäft, daß er noch einen Helm, ein ordentliches Schwert und ein anständiges Pferd dazugab.
    Von jenem Tag an habe ich mir mein Brot mit dem Schwert verdient, als gewöhnlicher Söldner, der gegen Bezahlung für andere in den Krieg zieht. Das ist alles andere als ein Ritter, aber solchen Träumen jage ich nicht mehr nach.«
    »Es ist eine Geschichte, die ein großes Gedicht verdient hätte«, meinte Nistur.
    »Wann hast du von deinem… äh, deinem Zustand erfahren?« fragte Muschelring zaghaft.
    »Das war ungefähr zwei Jahre später«, antwortete Eisenholz. »Ich bemerkte gelegentlich ein Kitzeln in meinen Fingern. Ich dachte, ich würde nur zuviel mit Schwert und Schild trainieren, und achtete nicht darauf. Dann fing es in den Zehen an. Dann wurden meine Hände und Füße völlig taub. Wenn meine Hände zitterten, versuchte ich das vor meinen Kameraden zu verbergen, aber mit der Zeit fiel es einigen von ihnen auf.
    Eine Armee ist eine enge, kleine Welt, meine Freunde. Jeder weiß alles über jeden oder glaubt, daß er alles weiß. Gerüchte werden wie göttliche Enthüllungen behandelt. Ich war bereits eine ungewöhnliche Erscheinung in der Gesellschaft der Söldner, ein Mann, der vielleicht einen Drachen getötet hatte, aber ganz und gar kein Held war. Dann wurde meine Krankheit bekannt, weil sie zuschlug, während wir in der Schlacht waren. Mehr als einmal wurde ich deswegen verwundet, obwohl sie nicht annähernd so schwer verlief wie jetzt. Die Gerüchte begannen sich auf mich zu konzentrieren. Ich war ein Mann, auf dem ein Fluch lag. Ein Gott oder ein böser Geist schwebte über mir und wartete darauf, mir Schaden zuzufügen. Ich war ein Mann, den man nicht um sich haben wollte.
    Wenn einem Soldaten ein solcher Ruf vorauseilt, sind Tapferkeit, Loyalität und geschickter Umgang mit der Waffe nichts mehr wert. Die Männer meiden ihn. Kein Hauptmann will ihn in seiner Schar haben. Ein Mann mit Pech bringt jedem Pech, der in seiner Nähe ist. Und dann war da noch etwas.« Die Augen des Söldners wirkten gejagter denn je.
    »Als ob du nicht schon Probleme genug hättest!« sagte Nistur.
    Muschelring brachte ihn mit einem Rippenstoß zum Schweigen. »Was denn?«
    »Ich begann einen Drachen zu sehen, manchmal in meinen Träumen, manchmal im Wachzustand. Zuerst dachte ich, diese Visionen wären nur Ausgeburten meines verwirrten Verstandes, denn ich konnte ihn nur bei Nacht oder bei Dunkelheit in großer Entfernung ausmachen. Ich dachte, es wäre vielleicht der Geist dessen, den ich auf dem Berg erschlagen hatte, nur war dieses kein Jungtier. Es war ein großer Wyrm; soviel erkannte man selbst von weitem. Aber dann sahen ihn auch andere. Er war echt.
    Irgendwann kam ich zufällig wieder durch die Stadt, in der meine Rüstung entstanden war. Zu meinem Entsetzen war sie restlos zerstört, und zwar erst vor so kurzer Zeit, daß die Ruinen noch rauchten. Das war nicht das Werk des Krieges. Dieser Ort war von einem Drachen angegriffen worden, und kaum jemand war davongekommen. Männer, Frauen und Kinder waren zu Hunderten gestorben, und die Überlebenden waren halb wahnsinnig vor Angst. Ich wußte, daß dies kein Zufall war. Seit vielen Generationen hatte man in dieser Gegend keinen Drachen mehr gesehen. Alle, die sprechen konnten, waren sich in einem Punkt einig: Der Drache war schwarz gewesen.
    Ich suchte einen Zauberer der Roten Roben auf, der in Drachenkunde beschlagen war, und erzählte ihm meine Geschichte. Er hielt den Fall für hochinteressant. Er sagte, es wäre äußerst selten, daß ein Schwarzer Drache in kalten Gegenden auftaucht, denn diese Rasse liebt die heißen Länder und lebt in tiefen Dschungeln und schrecklichen Sümpfen. Er schloß daraus, daß der junge Drache das Nest zu früh verlassen haben mußte und sich wohl auf der Suche nach einer eigenen Höhle in die kalten Berge verirrt hatte. Die heiße Quelle hatte ihn an den Ort gezogen, wo wir ihn fanden. Er wäre bald auf der Suche nach wärmeren Gefilden weitergezogen.« Er hielt inne, als ob der nächste Teil besonders schmerzhaft wäre.
    »Weil er sein Nest so jung verlassen hat, hat seine Mutter nach ihm gesucht. Sie muß die Höhle gefunden haben, bald nachdem ich von ihr weggetaumelt war.« Er deutete auf die Schuppen über seiner Brust. »Irgendwie hat sie mich über diese Rüstung

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