Mord in Thingvellir
nicht für die Vorgehensweise des Bezirksverwalters verantwortlich.«
»Wie lautet denn nun das Ergebnis?«
»Die Proben passen nicht zusammen.«
»Was also ein weiterer Hinweis auf die Unschuld meines Mandanten ist.«
»Wie ich eben schon sagte, handelt es sich nur um eine Vermutung im Bericht des Rechtsmediziners, dass diese Blutpartikel vom Mörder stammen.«
»Was käme denn sonst noch in Frage?«
»Zum Beispiel überschwängliche Liebe.«
»Meinst du damit, dass sie ihren Liebhaber beim Geschlechtsverkehr blutig gekratzt hat?«
»Das wäre eine Möglichkeit.«
»Wisst ihr denn, wer dieser Romeo ist?«
»Nein.«
»Hoffentlich habt ihr Steini Steinchen nicht ausgeschlossen?«
Ásleifur zögert.
»Ich weiß, dass er eine Probe abgegeben hat, damit sie mit den Genen des Embryos verglichen werden kann«, füge ich hinzu.
»Ja, das stimmt.«
»Und, das Ergebnis? Unter uns?«
»Thorsteinn können wir in jeder Hinsicht vergessen.«
»Verdammt nochmal!«
Ásleifur lächelt über meine wilde Enttäuschungsbekundung.
»Habt ihr denn keinen anderen Hinweis darauf, wer der Vater sein könnte?«
Er schüttelt den Kopf.
Ich stecke den Brief in meine rotbraune Aktentasche.
»Nirgendwo in den Unterlagen, die ich erhalten habe, wurde erwähnt, dass der Bezirkie persönliche Gegenstände von Soleen untersucht. Wurde das nicht veranlasst?«
»Bei ihr selbst wurde natürlich nichts gefunden, denn sie war nackt«, antwortet Ásleifur. »Aber soweit ich weiß, hat die Spurensicherung ihr Zimmer und ihre Sachen durchsucht, ohne etwas zu finden, was für die Ermittlungen von Nutzen sein könnte. Denkst du an etwas Bestimmtes?«
»Ich wollte nur nachfragen.«
»Aha.«
Ásleifurs Blick gibt zu verstehen, dass er von meiner Ehrlichkeit nicht so recht überzeugt ist. Deshalb füge ich hinzu:
»Ich dachte nur, dass die meisten isländischen Mädchen in diesem Alter Zugang zu einem Computer und natürlich auch einem Handy hätten.«
»Soweit mir bekannt ist, gibt es in diesem Fall keines dieser Geräte, zumal Soleen ja genau genommen auch keine Isländerin war.«
»Sie hat aber immerhin fünf Jahre hier gelebt.«
»Aber durfte sich nicht an die isländische Gesellschaft anpassen. Sie lebte in Verhältnissen, die sich sehr von denen unterschieden, die isländische Jugendliche kennen.«
Ich gehe zur Tür. Drücke die Klinke hinunter. Drehe mich noch einmal zum Abschied um.
»Am besten, ich nerve dich erstmal nicht weiter«, sage ich.
»Wie kommst du darauf, dass Kallis Mädchen mich nerven könnte?«, fragt Ásleifur und lächelt.
Kallis Mädchen?
Ach, du liebe Zeit!
Ich bekomme schon eine Gänsehaut, wenn ich das nur höre.
32
Ich treibe Sigga in der Spielhölle am Hlemmur auf.
Viele versuchen ihr Glück an den Spielautomaten und Flippern, die den Saal der »Goldmine« füllen. Hauptsächlich junge Kerle und Männer mittleren Alters.
Bisweilen gibt’s auch mal einen Kleingewinn. Es klimpert, wenn die Münzen ausgespuckt werden. Die Musik des Geldes übertönt deutlich das Pop-Gedudel aus den Lautsprechern.
Soffía hat mir die Fotos, die mein Cousin Sindri für mich ausgedruckt hat, zurückgeschickt. Nachdem Fjóla die Namen derer, die sie wiedererkannt hat, dazugeschrieben hat.
Ein Foto von Sigga war auch dabei. Ich erkenne sie sofort.
Sie ist noch keine zwanzig. Langbeinig und schmal. Mit langem, dunklem Haar. Stark geschminkten Augen und knallroten Lippen.
Der kurze helle Rock liegt eng an ihren Oberschenkeln und ihrem Hintern an. Ihre dünne, enge Bluse spannt über ihren üppigen Brüsten.
Sigga hat sich für die Männerjagd angezogen.
Ab und zu wirft sie ein Geldstück in einen freien Spielautomaten ein. Aber beobachtet dabei die Männer mittleren Alters, die mit fast automatischer Sicherheit eine Hundert-Kronen-Münze nach der anderen in die Schlitze werfen.
Sie pirscht sich an sie ran. An einen nach dem anderen. Lächelt. Sagt etwas. Aber ihre Bemühungen sind nicht von Erfolg gekrönt.
Die Kerle interessieren sich mehr für Spielautomaten als für Mädchen. Jedenfalls zur Zeit.
Das kann sich ändern, wenn es auf den Abend zugeht.
Ich beobachte sie aus angemessener Entfernung. Bis sie es bemerkt. Und mir böse Blicke zuwirft. Wahrscheinlich, um mich wegzuscheuchen.
Ich gehe zu ihr. Stecke eine Hundert-Kronen-Münze in ihren Automaten.
»Zieh«, sage ich.
Wir gewinnen nichts.
Allerdings habe ich damit auch nicht gerechnet. Weiß natürlich, dass der Mafioso in Las Vegas Recht
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