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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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nachgewiesen, dass die Entscheidung beträchtliche Zeit früher fällt, als der Mensch handelt. Dies führte zu der Frage nach dem freien Willen und ob unsere bewussten Entscheidungen tatsächlich so bewusst sind. Damals hatte ich mich darüber lustig gemacht, aber nun musste ich feststellen, dass ich wie Mohamed unter der Kette hindurchschlüpfte, während mein Bewusstsein mich noch beschwor, zu der Gruppe zurückzukehren, weil alles andere total idiotisch sei.
    Hinter den hohen zerfallenen Mauern und fern von Touristenpfaden war es nun richtig dunkel geworden. Ich brauchte eine Weile, bis meine Augen sich daran gewöhnt hatten. Im sanften Glanz des aufgehenden Mondes und dem Widerschein ferner elektrischer Lampen konnte ich erkennen, dass die Mauern des Tempels neben dem Obelisken eine zerklüftete Wabe von Räumen bildeten. Herabgefallene Steine und Schutt, die noch keine Restauratoren fortgeräumt hatten, lagen überall herum und machten das Gehen gefährlich. Von fern drangen die tiefen Bässe der Ton- und Lichtshow herüber, die gerade begonnen hatte. Meine Furcht unterdrückend, stolperte ich über das unebene Gelände.
    Ich sah Mohamed nicht mehr, und Kyla würde sich jetzt schon Sorgen machen, wo ich war und ob ich nicht verletzt sei. Ein schlurfender Laut dicht bei meinen Füßen schreckte mich auf. Ich stellte mir Schlangen vor, die jetzt aus ihren Löchern krochen, um die letzte Wärme der Steine zu genießen, bevor sie sich auf die Jagd nach Kleintieren machten. Das gab den Ausschlag. Ich beschloss umzukehren.
    Da drangen plötzlich Stimmen an mein Ohr. Das änderte alles. Hinter einer zerklüfteten Mauer zu meiner Rechten hörte ich zuerst ein leises Stöhnen und dann Mohamed rufen: »Was haben Sie getan?«
    So rasch und geräuschlos, wie ich nur konnte, schlich ich mich näher heran, bis ich über eine zerfallene Mauer spähen konnte. Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, das jedenfalls nicht.
    Mohamed stand bestürzt vor Flora und Fiona. Zu ihren Füßen lag regungslos Alan Stratton. Mir gab es einen Stich ins Herz. Sie hatten ihn umgebracht.
    »Was haben Sie getan?«, fragte Mohamed noch einmal. Seine Stimme klang heiser und fast erstickt vor Angst.
    Der Schmerz in meiner Brust verhinderte, dass ich entsetzt aufschrie. Nur ein leises Stöhnen entrang sich meinen Lippen, das die Bässe der fernen Musik übertönten.
    Flora kicherte kindisch und hielt etwas hoch, das in dem fahlen Licht glänzte. Ich war sicher, dass es sich um ein Messer handelte.
    »Er ist uns gefolgt, der böse Mann.« Sie trat ziemlich kräftig gegen seinen Rücken. Er bewegte sich ein wenig.
    Mohamed stürzte nach vorn. »Er lebt noch!«
    Mein Herz begann wieder zu schlagen, zumindest spürte ich es jetzt. Er war am Leben! Alan lebte. Ich bückte mich tiefer und überlegte krampfhaft, was ich tun sollte.
    »Sie haben gesagt, wir dürften niemanden mehr töten, MoMo«, sagte jetzt Fiona. »Da haben wir beschlossen, dass Sie es tun sollen.« Ihre Stimme klang verdrossen und eiskalt.
    »Was meinen Sie damit? Hier wird niemand mehr umgebracht. Niemand!« Selbst aus der Entfernung konnte ich hören, wie empört er war.
    »Wir denken, Sie werden sich das noch überlegen. Wir haben den Kerl während der ganzen Reise beobachtet. Wir sind ziemlich sicher, dass er von Anfang an von unserem kleinen Plan wusste. Vielleicht hat ihn ja WorldPal beauftragt, uns auf die Spur zu kommen, nicht wahr, Mr. Stratton?«
    Alan antwortete nicht. Ich zweifelte, ob er überhaupt bei Bewusstsein war.
    Fiona fuhr fort: »Er hat bei allen in der Gruppe herumgeschnüffelt. Sehr hartnäckig, das muss ich schon sagen. Uns hat er natürlich nicht verdächtigt. Obwohl er mit fast allen durch war, hat er uns nie genauer unter die Lupe genommen. Ich habe ja gesagt, unsere Tarnung ist perfekt.«
    »Warum konnten Sie ihn dann nicht in Ruhe lassen?«, flüsterte Mohamed.
    »Er war zur falschen Zeit am falschen Ort. Er hat uns nicht verdächtigt, muss aber vermutet haben, dass heute Abend etwas läuft. Ich weiß nicht, wie er das herausgekriegt hat.« Sie runzelte die Stirn und schaute nach unten.
    »Er hätte uns die ganze Sache verdorben«, fügte Flora hinzu. Sie schaute zu dem großen Mond hinauf. Sein Licht spiegelte sich in ihren dicken Brillengläsern. »Jetzt können Sie ihm selber den Garaus machen. Wenn nicht, dann werden wir alle hoppgenommen. Das können wir doch nicht zulassen, nicht wahr, MoMo?«
    »Nennen Sie mich nicht so!«, zischte Mohamed. »Wir

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