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Mord inclusive

Mord inclusive

Titel: Mord inclusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janice Hamrick
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unbedingt ausschließen. Aber Gewalt und Mord? Das konnte ich mir nicht vorstellen.
    Flora und Fiona kamen wie immer als Letzte. Mohamed musste Flora die Stufen hinaufhelfen, Fiona allerdings schob ihn weg und wollte seine Unterstützung nicht. Sie machte den Eindruck, als hätte sie am liebsten vor ihm ausgespuckt. Ich fragte mich, was er ihr wohl getan hatte. Sieben Tage ununterbrochenes Sightseeing hatten bei uns allen ihre Spuren hinterlassen, aber den beiden verwirrten Alten wohl besonders übel mitgespielt. Flora hatte ihre Polyesterbluse diesmal richtig herum an, sich aber verknöpft, sodass eine Seite weiter herunterhing als die andere. Sie blickte leicht verstört durch die dicken Gläser und murmelte leise etwas vor sich hin, als sie den Gang entlangtappte. Irgendetwas schien sie zu erheitern. Fiona wirkte weniger senil, aber ihr störrisches schwarzes Haar stand nach allen Seiten ab, als hätte sie daran gezerrt. Sie kam mir an diesem Tag tiefer gebeugt und müder vor als bisher. Sicher war es nicht leicht, immer auf ihre Schwester aufzupassen, dachte ich bei mir, und plötzlich tat sie mir leid. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie in ihrer Jugend groß und sportlich gewesen war. Das mochte sogar auf beide zutreffen. Entgegen dem ersten Eindruck waren sie keine kleinen alten Frauen. Sie waren große alte Damen, jetzt ein wenig gebeugt und verschrumpelt, wurden langsam müde und verwirrt. Alt zu werden ist eine Plage. Ich hoffte, wenn ich so lange leben sollte, könnten Kyla und ich dem Alter ein Schnippchen schlagen und immer noch mit dem Bus in der Welt umherreisen.
    Jetzt stiegen Anni und Mohamed ein. Die Tür wurde geschlossen, und wir fuhren los.
    »Wo ist Alan?«, fragte ich Kyla, bemüht, leise zu sprechen.
    Sie erhob sich ein wenig von ihrem Sitz und ließ den Blick über die Kopfstützen schweifen. »Er muss Anni gesagt haben, dass er nicht mitkommt. Sie würde ihn nie einfach so zurücklassen.«
    »Aber wo mag er sein? Warum sollte er nicht mitfahren?«, fragte ich. Ich hatte ein schlechtes Bauchgefühl, das ich nicht recht erklären konnte. Alan hätte im Bus sein müssen.
    »Woher soll ich das wissen?«, fragte jetzt Kyla. »Außerdem denke ich, du vertraust ihm jetzt.«
    »Das schon. Meistens.« Ich schaute aus dem Fenster, ohne etwas zu sehen. »Es kann doch nicht normal sein, dass er gerade Karnak auslässt.«
    »Vielleicht fühlt er sich nicht wohl. Oder er hat etwas anderes zu tun.«
    »Zum Beispiel?«, fragte ich. Er wollte etwas klären. Etwas, worauf ihn Millies Notizbuch gebracht hatte. Aber was konnte das sein?
    »Okay, vielleicht hat er wirklich nichts anderes zu tun«, lenkte Kyla ein.
    »Das ist es ja gerade. Ich mache mir Sorgen um ihn. Warum ist er nicht hier?«
    Kyla schaute mich an und schüttelte den Kopf. »Dich hat’s ja erwischt!«
    Ich wollte mich nicht ablenken lassen. »Vielleicht. Doch darum geht es nicht. Ich denke, bei alldem, was hier läuft, sollte niemand von uns allein sein. Immerhin hat es schon zwei Morde gegeben.«
    »Oh, oh. Aber daran kannst du jetzt auch nichts ändern. Zu blöd. Du kannst dich nur auf deinen Urlaub konzentrieren.«
    Ihren Sarkasmus ignorierte ich. »Nein«, sagte ich langsam, weil ich einen Entschluss gefasst hatte. »Ich werde mich an Mohamed hängen. Ich bin sicher, er führt etwas im Schilde. Du bleibst bei den Carpenters.«
    Sie starrte mich entgeistert an. »Das soll doch wohl ein Witz sein!«
    Darauf sagte ich nichts.
    »Hör mal«, fuhr sie fort. »Selbst wenn du recht hättest, geht uns das nichts an. Die Carpenters sind nette Leute. Okay, sie kleben ständig an ihrer Nichte. Na und? Ihr geht  es  nicht gut, klar, bleiben sie da in ihrer Nähe. Und Mohamed.« Sie prustete empört. »Du meine Güte! Selbst wenn er irgendein krummes Ding dreht, was hast du damit zu tun?«
    »Er könnte derjenige sein, der mich niedergeschlagen und meine Halskette gestohlen hat«, antwortete ich. »Dann geht es mich schon etwas an. Und was ist, wenn er echte Antiquitäten schmuggelt?«
    »Ich dachte, das macht DJ. Außerdem bin ich sicher, dass die Ägypter sehr gut selber aufpassen können. Und du hast keinen einzigen Anhaltspunkt, zu glauben, dass Mohamed dich niedergeschlagen hat. Zuerst hast du Alan verdächtigt. Beide können es ja nun nicht gewesen sein.«
    Da hatte sie auch wieder recht. Ich wusste jetzt, dass Alan es nicht gewesen war, doch das konnte ich im Bus nicht vor ihr ausbreiten. »Hab trotzdem ein Auge auf die Carpenters«,

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