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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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immer mehr zu beunruhigen, und sie rief den Maler an.
    »Herr Hoffner hatte sich doch nicht über irgendwas aufgeregt, oder?«
    Als Antwort kam ein unbestimmtes Grummeln. »Glaube ich nicht.«
    »Oder vielleicht über irgendjemanden?«, bohrte Honey weiter. Sie wollte eigentlich eine Antwort auf die brennende Frage, ob Herr Hoffner Streit mit seiner Frau gehabt hatte. Doch damit würde sie einem Zeugen die Antwort in den Mund legen, entschied sie. Und außerdem wäre es lediglich Klatsch und Tratsch.
    »Könnte ich nicht sagen«, erwiderte der Mann schließlich. »Mit uns war auch alles in Ordnung«, fügte er noch mit seiner grummeligen Stimme hinzu. »Was soll ich denn jetzt mit seinem Lohn machen?«
    Da überlegte Honey, dass doch wohl niemand auf sein sauer verdientes Geld verzichten würde. Nach Kreditkarten und Bargeld hatte sie nicht gesucht. Wie blöd kann man denn sein?, tadelte sie sich. Jeder, der tatsächlich abgehauen war, hatte doch bestimmt beides mitgenommen.
    |120| Nachdem sie aufgelegt hatte, ging Honey schnurstracks ins Zimmer der Hoffners zurück, um dort die Finanzlage zu sondieren. Es war kein Geld da. Auch keine Brieftasche.
    Peter, der Maler, mit dem sie vorhin gesprochen hatte, kam gegen fünf Uhr nachmittags noch einmal vorbei. Er hatte Herrn Hoffners Lohn mitgebracht.
    »Schade, dass er so einfach gegangen ist«, meinte er. Er legte dabei den Kopf ein wenig schief. Einen Augenblick lang meinte Honey, er musterte die frisch gestrichene Decke. Doch dann begriff sie, dass das wohl seine Denkhaltung war, so wie manche Leute sich setzen und den Kopf in die Hand stützen, wenn sie nachdenken.
    »Er war total zuverlässig, der gute alte Wilhelm. Aber so ist es eben mit der älteren Generation. Die kann man völlig ohne Aufsicht arbeiten lassen. Das geht mit den jungen Kerlen nicht mehr. Die würden sofort nur noch rumhängen, laute Musik anstellen und den Mädels nachglotzen, kaum dass du ihnen den Rücken zugekehrt hast.«
    Er reichte ihr einen braunen Umschlag, auf dem »W. Hoffner« stand. Honey nickte ein wenig trübselig und dankte ihm. Das Verschwinden der Hoffners machte ihr Sorgen. Sie hätte nie gedacht, dass die beiden der Typ Gast waren, der abreiste, ohne die Rechnung zu bezahlen. Das war einfach nicht …
    Da ging ihr ein Licht auf.
    »Wollen Sie damit sagen, dass Herr Hoffner allein auf der Baustelle war? Haben Sie das gemeint?«
    Sie merkte gar nicht, dass sie in ihrer Aufregung Peter fest am Pulloverkragen gepackt hatte, so fest, dass er schon unruhig zappelte.
    »Ist das so wichtig?«, japste Peter.
    »Natürlich ist das wichtig! Er war allein da. Wer weiß, was er dort gesehen hat. Ein Mann würde doch seinen Lohn abholen, nicht wahr? Ja! Ja! Natürlich würde er das! Er würde doch auf seinen gerechten Lohn nicht verzichten.«
    »Meinen Sie …«, krächzte Peter, der verzweifelt versuchte, |121| mit den Fingern ihren Klammergriff um seinen Hals zu lösen.
    Da fiel Honey endlich auf, dass sie ein wenig übers Ziel hinausgeschossen war. Sie ließ die Hände sinken und entschuldigte sich.
    Peter räusperte sich und strich sich den Pullover glatt.
    »Ich bin wohl zu weit gegangen«, sagte Honey schuldbewusst.
    Peter akzeptierte ihre Entschuldigung.
    »Also war er allein da – im St. Margaret’s Court, meine ich?«, hakte Honey nach.
    Peter nickte vorsichtig.
    »Ja. Das stimmt. Es war kein großer Job. Er hat einen langen Flur im hinteren Teil des Hauses gestrichen, den allein die Angestellten und die Lieferanten benutzen.«
    »Das Unterhaus, wie man so sagt«, meinte Honey.
    »Genau. Es war nur ein bisschen was zu malern. Nicht viel. Sie haben gemeint, das könnte locker einer allein schaffen. Jemand, der diskret ist. Ich sagte ihnen, dass Wilhelm höchst diskret sein würde, da er doch kein Wörtchen Englisch spricht. Darüber waren sie sehr froh. Sie haben gemeint, dass ihnen das sehr recht wäre. Na ja, was das Englisch angeht, habe ich ein bisschen geflunkert. Ich habe ihnen nicht erzählt, dass er jedes Wort versteht, was man sagt.«
    »Seltsamer und seltsamer«, murmelte Honey.
    »Wie bitte?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ach nichts, ich habe nur manchmal das Gefühl, ich wäre in einen tiefen Brunnen gefallen, als ich hinter einem großen weißen Kaninchen hergerannt bin.« 3
    Der Mann schaute sie an, als hätte sie nun völlig den Verstand verloren. »Aha. Ich verstehe.«
    Sie konnte ihm an der Nasenspitze ablesen, dass er kein |122| Wort verstanden hatte. Nach seinem

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