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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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dachte er das.

|128| Kapitel 20
    »Es geht um Cybil«, sagte Honeys Mutter. »Sie ist äußerst bestürzt.«
    Die Frau, von der ihre Mutter sprach, hatte große, knochige, von Altersflecken übersäte Hände. Durch die schimmernde, papierdünne Haut zeichneten sich deutlich die Sehnen ab. Sie wirkten wie die Zweige eines knorrigen Baums.
    Es war unglaublich spannend, die glitzernde, überschäumende Extravaganz ihrer Mutter mit Cybil Camper-Youngs angeborener, wenn auch leicht schäbiger Noblesse zu vergleichen. Honey war ziemlich stolz auf ihre adrette Mutter in ihrem Nadelstreifenanzug mit der frischen weißen Bluse und der grünen Seidenkrawatte. Handtasche und Schuhe passten selbstverständlich zum grünen Schlips. Schimmernder Goldschmuck, der eher mit Dallas und Dynasty zu tun hatte als mit Dior, glänzte wie die Gaslaternen um Mitternacht.
    Cybil Camper-Young war im Gegensatz dazu nicht eigentlich unelegant, nur lang und eckig und unfeminin. An ihren Schultern und ihrem ganzen Körper gab es keine einzige weiche Linie. Sie wirkte eher, als wollte sie sich für einen Posten bei der Wachablösung vor Buckingham Palace bewerben.
    Im Bemühen, ihre ziemlich maskuline Unscheinbarkeit ein wenig zu mildern, hatte sie immer sehr gern Blümchendrucke von Laura Ashley getragen. Sie hatte sie bereits bevorzugt, als die hochmodern waren, und sie trug die Originalmodelle nach wie vor. Ihre brettdünne Gestalt war also in Stoffe mit unzähligen Röschen gehüllt, ihre Schuhe |129| waren flach und elegant, und ihr Haar war zu einem Bob geschnitten, der für ihr kantiges Gesicht viel zu streng war. Verglichen mit dem adretten Schick einer Gloria Cross wirkte Cybil Camper-Young unbeholfen und unansehnlich, doch daneben auch athletisch, ja sogar stark. Sie reparierte ihr Auto selbst und werkelte meist auch allein in ihrem Garten. Nur mittwochs kam ein pensionierter Gärtner, der ihr zur Hand ging. Man munkelte, dass Cybil nach einem besonders schlimmen Wintersturm ihr Dach selbst neu gedeckt hatte. Kurz gesagt: Cybil Camper-Young musste man ernst nehmen.
    Sie lebte im St. Margaret’s Valley, nur einen Steinwurf von St. Margaret’s Court entfernt, eigentlich sogar unmittelbar gegenüber vom Haupttor. Das Cottage, in dem sie wohnte, war in neogotischem Stil aus dem berühmten honiggelben Sandstein von Bath gebaut. Im Laufe der Jahre hatte die Farbe ein wenig an Strahlkraft verloren, aber das Haus war immer noch beeindruckend – wenn auch natürlich nicht annähernd so gigantisch wie das Hotel auf der anderen Straßenseite.
    Im Augenblick saßen sie alle zusammen in dem kleinen Zimmer, das im Second Hand Rose unmittelbar hinter der Ladentheke und neben den Umkleideräumen lag – und wo es stets Tee und etwas Sympathie gab. In diesem Geschäft wurde Designer-Kleidung der absoluten Top-Qualität aus zweiter Hand verkauft. Gloria führte den Laden zusammen mit drei anderen Frauen etwa der gleichen Altersklasse. Cybil Camper-Young gehörte nicht zum Team, war aber mit allen befreundet, allerdings mit Gloria am besten. Die beiden kannten sich schon ziemlich lange.
    Cybil hatte ein seltsames Funkeln im Blick, während sie mit ihnen plauderte und ihren Schokoladenkeks in den Tee stippte.
    Honeys Mutter erklärte, dass Cybil zwar noch Verwandte hätte, diese allerdings ziemlich weit weg wohnten und ihr nicht bei dem Problem helfen konnten, das sie im Augenblick |130| so beschäftigte. Da die Familie nicht leicht zu erreichen war, hatte sie sich an ihre Freundinnen gewandt – die nächstbeste Möglichkeit.
    »Also, hör mal, Gloria! Hilflos bin ich nicht gerade!«
    »Aber meine Tochter kann dir da bestimmt helfen.«
    Honey war eigentlich nur im Laden vorbeigegangen, um die Kleiderständer nach etwas Lässigem zu durchforsten, das sie in ihrer Freizeit tragen konnte – wenn ihr das Hotel überhaupt Freizeit ließ. Sie probierte gerade eine marineblaue Hose von Betty Barclay an, als sie mithörte, dass Cybil erzählte, Ausländer in Anzügen versuchten, sie einzuschüchtern.
    Die schicke Hose glitt ihr nicht gerade mühelos über die Hüften. Sie legte eine kleine Verschnaufpause ein und hörte weiter zu. Cybils vornehme Stimme, die den kultivierten Klang ihrer hochrangigen Geburt und einem hervorragenden Mädchenpensionat zu verdanken hatte, tönte weiter und beschrieb die Ausländer näher.
    »Schrecklich kurze Haare haben die. Und es scheinen keine Gentlemen zu sein.«
    »Du meinst, die haben so einen Bürstenhaarschnitt?«
    Das

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