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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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an. Er wünschte, er wäre nicht hier. Dann überlegte er, dass er wohl die schlechten Seiten des Jobs genauso akzeptieren musste wie die guten. Sarkow hatte einen reichen Mann aus ihm gemacht – und das forderte eben seinen Preis. Olsen hatte begriffen, dass der Russe ein echter Geschäftsmann war, ein Kerl, der beim Zusammenbruch des Kommunismus skrupellos sein Schäfchen ins Trockene gebracht hatte. Immer wieder hatte er sich eingeredet, bei Sarkows Aufstieg zum Erfolg sei alles vollkommen legal und sauber zugegangen. Diese Illusion verlor er allmählich. Sarkow war furchteinflößend und, was schlimmer war, völlig skrupellos. Er war erst heute Morgen aus Kiew eingeflogen.
    Der Russe sprach Englisch. In seiner Stimme lag eine Schärfe, die an Glasscherben erinnerte.
    »Was hast du dazu zu sagen, Tanja?«
    »Ich konnte sie nicht abwimmeln … Die Buchung hatten noch die Vorbesitzer gemacht …« Die Stimme der jungen Frau bebte. Ihre Augen waren furchtgeweitet.
    Sarkow fiel ihr ins Wort. »Ich spreche nicht von der Busgesellschaft, wenn es auch wirklich besser gewesen wäre, du hättest sie abgewimmelt. Aber die Arbeit hat dir ohnehin die Polizei abgenommen. Das freut mich. Ich spreche von der Sache mit Mr. Fabiere. Du hast der Polizei eine Liste gegeben?«
    »Sie haben darauf bestanden …«
    »Das hättest du nicht tun dürfen. Mir liegt viel an meiner Privatsphäre. Du hättest ihnen diese Liste nicht ohne meine ausdrückliche Zustimmung geben dürfen. Du hättest ihnen nicht erzählen dürfen, dass ich der Eigentümer bin, hättest ihnen nicht meinen Namen nennen dürfen.«
    »Aber ich dachte …«
    »Du wirst nicht fürs Denken bezahlt!«, brüllte er.
    Olsen merkte, wie sehr das Mädchen zitterte. So wirkte |126| Sarkow nun mal auf seine Mitmenschen. Aber er zahlte gut. Und pünktlich.
    Seine Reichtümer hatte er nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion angehäuft. Seine mehr als zweifelhafte Vergangenheit war ihm dabei eher zustattengekommen. Nun bemühte er sich, ein zivilisierter Gentleman zu werden. Die Skrupellosigkeit, mit der er auch mit Hilfe von Verbrechen sein Imperium aufgebaut hatte, war jedoch noch immer deutlich spürbar: in seiner Haltung, seiner Stimme und seinen Handlungen.
    Das Mädchen wurde blass. »Ich habe getan, was ich für richtig hielt. Ich konnte mich nicht weigern. Es war doch die Polizei.«
    Mit einem lauten Klatschen landete Sarkows Handfläche auf der Wange des Mädchens.
    Sie schrie auf. Ihre Hand schoss in die Höhe zu den roten Fingerabdrücken, die sich sofort auf ihrer schneeweißen Haut zeigten.
    Olsen japste nach Luft.
    Die Leibwächter blieben völlig ungerührt.
    Sarkow packte die junge Frau beim Kinn.
    Tanja blickte ihn flehentlich an. »Iwan, du weißt doch, dass ich niemals etwas sagen würde, das dir schaden könnte. Das weißt du doch.«
    Ihre Stimme war nun ein Winseln, und ihr standen die Tränen in den Augen. Olson hörte das jämmerliche Flehen. Ihm wurde klar, dass Tanja mehr war als nur eine Angestellte. Hier spielte noch eine andere Beziehung mit. Seltsam, dass er das nie zuvor bemerkt hatte, überlegte Olsen. Es hätte ihm eigentlich auffallen müssen.
    Sarkow kläffte einen Befehl, der Olsen aufschreckte.
    »Raus!«
    Olsen blieb sitzen, weil er sich nicht sicher war, an wen dieses Kommando gerichtet war.
    Einer der Leibwächter öffnete die Tür. Die beiden gingen hinaus, ließen die Tür aber offen.
    |127| »Raus!«, wiederholte Sarkow, diesmal noch lauter.
    Kein Zweifel, Sarkow wollte, dass auch Olsen ging. Wie der Blitz stand der auf und verschwand durch die Tür.
    Was war mit der jungen Frau?, fragte er sich.
    Er schloss die Tür hinter sich. Ein Hauch von Schuldgefühl veranlasste ihn, an der Tür stehen zu bleiben. Sein Magen krampfte sich vor Angst zusammen. Man hörte Geräusche: noch eine Ohrfeige, einen weiteren Schmerzensschrei, gefolgt von Flehen um Vergebung.
    Da erregte eine Bewegung am Ende des Korridors Olsens Aufmerksamkeit. Die beiden Grobiane, die die junge Frau begleitet hatten, lungerten noch dort herum und schauten ihn unverwandt an. Ihre stumme Botschaft war offensichtlich: Mach, dass du hier wegkommst! Raus! Verpiss dich!
    Er zögerte nicht lange. Hastig ging er fort; ihm war speiübel. Er musste weg. Er musste jemandem erzählen, was hier vorging – oder zumindest, was er vermutete, was hier vorging. Es gab nur eine einzige Person, der er trauen konnte, oder der er glaubte trauen zu können. Dort war er willkommen, zumindest

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