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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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Sie persönlich mit Senioren bekannt machen, die drauf schwören, jeden Tag ein Gläschen zu trinken.«
    Sein Blick wanderte zu den zwei älteren Herren mit den roten Schnapsnasen.
    »Frauen sind anders.«
    Der forschende Blick schwenkte wieder zu ihr zurück. »Das habe ich auch schon bemerkt«, murmelte er, und ein Mundwinkel verzog sich zu einem spöttischen Grinsen.
    Eine Blondine in mittleren Jahren kam mit Honeys Sandwich aus der Küche. Sie hatte ein nettes Gesicht mit warmen braunen Augen und trug eine übergroße weiße Schürze. Es war nicht schwer zu erraten, dass sie die Köchin, vielleicht aber auch die Ehefrau des Wirts war. Sie lächelte freundlich.
    »Hallo, meine Liebe. Sind Sie auf der Durchreise?«
    »So ähnlich …«
    »Sie besucht Verwandtschaft«, erklärte ihr Ehemann.
    »Im Dorf? Das ist aber nett. Wer könnte das denn sein?«
    »Miss …«
    »Die alte Dame im Lobelia Cottage.«
    Es war wie bei einem Tennismatch. Die Fragen und Antworten flogen schnell hin und her.
    |275| Die Frau des Wirts schaute überrascht.
    »Die ist in letzter Zeit viel öfter dort gewesen als sonst. Jahrelang scheint niemand sie gesehen zu haben. Wir hatten alle schon vermutet, sie wäre gestorben und die Erben könnten sich nicht einigen oder so was. Manche haben sogar gemeint, es wäre das erste Mal, dass sie sie überhaupt gesehen haben.«
    »Sie lebt sehr zurückgezogen. Und sie hat ja ihre Katzen«, erklärte Honey.
    Der Wirt wies auf eine offensichtliche Tatsache hin: »Aber groß unterhalten kann man sich mit einer Katze nicht.«
    »Ich glaube, sie hat gern ihre Ruhe«, vermutete Honey.
    »Tja, wie wir in diesem verdammten Pub«, schimpfte der Wirt finster und sah den drei Arbeitern nach, die ihr Essen verzehrt und ihre Gläser leer getrunken hatten und nun das Gasthaus verließen.
    Honey verspürte nicht das Bedürfnis, länger als nötig in dieser unfreundlichen Gesellschaft zu verweilen. Außerdem sorgte sie sich noch immer um Cybil. Sie biss in ihr Sandwich.
    Der Wirt ging in den Keller, um ein neues Fass anzuschließen. Die alten Männer mit den Knubbelnasen wollten noch eine Runde.
    Die Wirtin schenkte sich ein Glas Mineralwasser ein.
    »Sind Sie die Nichte der alten Dame?«
    Honey bejahte das. Eine kleine Lüge konnte jetzt nicht schaden.
    »Es ist wirklich ruhig hier«, fügte sie noch hinzu.
    Die Wirtin zuckte die Achseln. »So ist es mittags immer. Es lohnt sich eigentlich kaum, den Pub zu öffnen, meine Liebe. Die Leute sind alle zum Arbeiten in Bath oder Bristol oder sonstwo. Wenn es nach mir ginge, ich würde es sein lassen, aber mein Les, nun der muss alles nach dem Regelbuch tun. Er will es allen recht machen. Will nichts davon hören, nein. Man muss für die Stammgäste offen haben, sagt er.« Sie lehnte sich vor und guckte Honey verschwörerisch |276| an. »Als würden Leute wie die beiden alten Säcke da drüben uns viel Geld in die Kasse bringen. Sehen Sie sich die beiden an. Tweedledee und Tweedledum. Abends ist es natürlich anders, wenn die Leute wieder zu Hause sind. Dann kommen sie hierher, wenn auch nicht so viele, wie Les gern hätte. Dem kann man es einfach nicht recht machen.«
    Den letzten Satz murmelte sie bitter. Das Gastgewerbe brachte bekanntlich mehr Ehen auseinander, als es schmiedete. Das war eigentlich keine große Überraschung. Die Eheleute arbeiteten und lebten vierundzwanzig Stunden am Tag zusammen, das war genug, um auch den winzigsten Fehler so groß erscheinen zu lassen, dass man Mordgelüste verspürte.
    »Kommen die Russen manchmal her?«, fragte Honey. Sie wusste, dass das höchst unwahrscheinlich war, wollte sich aber lieber keine Eheprobleme anhören.
    Die Wirtsfrau verzog angewidert die Lippen. »Die Russen selbst nicht, aber manchmal schauen Leute herein, die für sie arbeiten.« Sie lehnte sich wieder zu Honey herüber. »Ich habe mir sagen lassen, dass da ein paar sehr seltsame Sachen vor sich gehen. Aber was will man anderes erwarten? Ausländer, alle miteinander, und alles Kriminelle, wenn man den Zeitungen Glauben schenken kann.«
    Da war’s wieder! Alle betrachteten die Russen als Gangster. Honey war ja der gleichen Meinung, aber auch ihre Vorurteile beruhten nur auf dem, was sie in der Zeitung gelesen hatte.
    Diesmal war Honey diejenige, die sich über den Tresen lehnte und geheimnisvoll tat, im besten Klatschbasenstil.
    »Also, dann sagen Sie mir mal, passieren da oben wirklich seltsame Sachen?«
    Die Wirtin zog die Stirn in Falten und schaute verwirrt.

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