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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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überlegte, ob sie sich mit Doherty in |272| Verbindung setzen sollte. Aber St. Margaret’s Valley war ja nicht gerade handyfreundlich. Jetzt war ein bisschen Fußarbeit vonnöten. Ihr brannten gewisse Fragen auf der Zunge.
    Honey stieg wieder ins Auto und machte sich auf den Weg zum Dorf-Pub. Wenn sie irgendwo Antworten bekommen konnte, dann hier.
    Sie fuhr an den Straßenrand. Der Mittagsbetrieb war im vollen Gange. Ein paar alte Stammgäste hockten mit ihrem Cider neben einem riesigen offenen Kamin. An den erdbeerroten, knubbeligen Nasen konnte man ablesen, dass sie schon länger hier Cider tranken. Ein paar Arbeiter saßen über ihr Mittagessen gebeugt. Zwei aßen irgendwas mit Fritten und spülten es mit einer Flüssigkeit herunter, die wie Radler aussah. Der Älteste von ihnen mampfte einen Salat mit Krabben und trank dazu einen Orangensaft.
    Hinter dem Tresen stand ein Mann mit Brille, polierte Gläser und sah aus, als hätte er von allem ziemlich die Nase voll. Er strahlte, als er einen weiteren Kunden zur Tür hereinkommen sah.
    »Was darf’s denn sein?«
    Informationen waren viel wert, aber nicht so viel wie ein volles Mittagessen mit drei Gängen. Honey bestellte eine kalorienreduzierte Limonade.
    »Nichts zu essen?«
    In der Art, wie er fragte, lag eine leichte Anklage, so als müsste sie mehr als nur einen jämmerlichen Drink bestellen, wenn sie schon in seinen Pub kam.
    »Haben Sie vielleicht ein Schinkenbrot?«
    »Wenn Sie wollen.«
    Sie bezahlte. Er hatte eine freche Selbstsicherheit, leider ohne das gute Aussehen, das diese Haltung erträglicher gemacht hätte. Sein strähniges, ergrauendes Haar hatte wohl jahrelang keinen Frisör mehr gesehen und war aus dem dünnen Gesicht gekämmt. Er war so bleich wie viele Kollegen im Gastgewerbe. Sie verbrachten viele Stunden hinter dem Tresen, und ihre einzigen Ausflüge an die frische Luft |273| waren Fahrten zum Großmarkt, um Snacks und Tiefkühlfritten auf Vorrat zu kaufen.
    Eines hatte Honey ja im Hotelgewerbe gelernt: wann sie jemandem Brei ums Maul schmieren musste und wann Angriff angesagt war.
    Der interessantere Teil des Schmeichelns war bereits getan, als für den Drink und ein belegtes Brot Geld über den Tresen gewandert war. Sie meinte, nach ihrer Taktik wäre nun die Zeit für die Attacke gekommen.
    »Ich frage mich, ob Sie mir helfen könnten?«
    Es fiel ihr nicht leicht, das schutzlose zarte Frauchen zu spielen, aber sie tat ihr Möglichstes. Der Wirt schaute von dem Bierglas auf, das er gerade polierte. Die Augen hinter den dicken Brillengläsern blickten immer noch nicht besonders freundlich, eher vorsichtig, als hätte er Angst, dass sie ihn bitten würde, ihr einen 20-Pfund-Schein zu leihen.
    »Eine alte Verwandte von mir wohnt im Lobelia Cottage. Ich habe an die Tür geklopft, aber es scheint, dass sie mich nicht hört. Sie wissen nicht zufällig, wo sie hingegangen sein könnte, oder?«
    »Ah!« Er hielt das Glas ans Licht, nahm es wieder herunter und polierte an einem Fleck weiter, den er wohl bemerkt hatte. »Also. Lobelia Cottage und die alte Dame, die dort lebt! Was weiß ich wohl über die?«
    Sein Tonfall ließ Honey vermuten, dass sie nun gleich einen langen Vortrag hören oder eine Perle der Weisheit vernehmen würde.
    »Sie heißt Camper-Young. Und sie hat Katzen«, sagte Honey
    Das waren zu viele Informationen gewesen! Warum hatte sie bloß die Katzen erwähnt! Die waren doch vollkommen unwichtig. Das schien auch der Wirt zu denken, denn er verengte seine Augen zu Schlitzen, als blickte er durch ein Mikroskop. Und die so betrachtete Mikrobe war Honey.
    »Von den Katzen weiß ich nichts. Alles, was ich weiß, ist, dass sie nie auf einen Drink hierhergekommen ist, geschweige |274| denn, um das kulinarische Angebot zu kosten. Sie war nie Gast hier. Ich interessiere mich nicht sonderlich für Leute, die nichts für das Leben im Dorf tun, das heißt, die die Geschäfte vor Ort nicht unterstützen.«
    Honey fühlte sich verpflichtet, das alte Mädel zu verteidigen. »Ich glaube nicht, dass sie Alkohol trinkt. Sie wissen doch, wie es ist. Ein kleines Gläschen Sherry, und dann fallen die alten Herrschaften um oder schlafen ein.« Sie hängte noch ein leises Lachen dran. In der Absicht, ihr Ziel zu erreichen.
    Der Wirt war keineswegs beeindruckt.
    »Ein, zwei Gläschen haben noch niemandem geschadet. Ganz im Gegenteil, die neueste medizinische Forschung besagt, dass Alkohol, in Maßen genossen, sehr gut fürs Herz sein kann. Ich kann

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