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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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hindurch, der den uralten Blauregen abstützte. Blätter strichen Honey übers Gesicht. Kurz dachte sie über Spinnen nach. Ihre Stimme hallte laut, als sie noch einmal nach Miss Camper-Young rief. Die Ziegel zu ihren Füßen waren grün vor Moos. Das fand sie seltsam. Irgendwie hatte sie Miss Camper-Young für ziemlich penibel gehalten, für eine Frau, die sich mit Gartenarbeiten gut auskannte. Nicht so eine wie sie selbst. Honey musste nur ein Wort an eine Pflanze richten, und die ging unverzüglich ein.
    Gerade überlegte sie hin und her, als sich zur ihrer Linken ein paar Blätter regten. Etwas strich an ihrem Gesicht vorbei. Sie schrie auf. Sie hob die Hand. Doch der Täter war schon fort.
    Sie schnappte nach Luft, die Hand an die Brust gepresst. »Nur ruhig Blut, mein Herz.«
    |270| Es war eine Amsel gewesen. Nur eine Amsel, die vom Nest aufgeflogen war.
    Aus dem Laubengang trat Honey in einen offenen Bereich, in dem praktische Erwägungen eindeutig den Vorrang über die Ästhetik hatten. Von einem Haken in der Rückwand des Hauses hatte man eine Wäscheleine zu einem Baum gespannt. Ein paar bunte Wäscheklammern hingen an der grünen Plastikleine.
    Aus dem Dickicht irgendeiner Kletterpflanze, die gerade aufblühte, ragte der First eines Schuppens heraus.
    Es gab eigentlich keinen Grund, warum Honey jetzt noch weitergehen sollte. Es war mehr als klar, dass Miss Camper-Young nicht zu Hause war. Aber Honey konnte einfach nicht anders. Im Lobelia Cottage war die Zeit stehengeblieben. Es war entzückend, gleichzeitig hübsch und praktisch, und doch von High-Tech-Kameras bewacht. Trotzdem lag über dem Anwesen die Stille der Jahrhunderte, und die kleinen Fenster des Hauses schauten leicht misstrauisch auf die Welt draußen hinaus.
    Honey wäre gern auch im Haus selbst herumgewandert und hätte sich die unendlich vielen alten Sachen angeschaut, die dort drin verstaubten, Dinge, die auf jeder Auktion gute Preise erzielt hätten. Mit diesem Hintergedanken probierte sie es einmal an der Hintertür. Wie erwartet, war sie abgeschlossen. Honey wandte nun dem Schuppen ihre Aufmerksamkeit zu.
    Der war zum Glück nicht abgeschlossen. Honey linste herein und erwartete, nur einen Rasenmäher, Gartenscheren und vielleicht ein paar Geranientöpfe zu finden, die noch nicht in Hängekörbe eingepflanzt waren.
    All das war auch da, mit Ausnahme der Geranien. Ein aufgerollter Gartenschlauch fiel ihr beinahe auf den Kopf. Ein paar Dinge hingen an Nägeln von der Decke: eine Gießkanne, eine Hacke und ein säuberlich zu einer Acht aufgerolltes Tau. Sie erinnerte sich an die Seemannsknoten, die eingerahmt bei Miss Camper-Young an der Wand hingen. |271| Honey hatte damals angemerkt, dass sie selbst keinen anständigen Knoten hinbekäme.
    »Matrosen, die sind richtig gut mit Knoten«, hatte Cybil geantwortet.
    Honey machte die Schuppentür hinter sich zu. Sie linste noch im hinteren Teil des Hauses zu einem schmalen Fenster hinein. Daneben führten ein paar Stufen hinunter zu einer kleinen Holztür. Honey vermutete, dass es dort vielleicht in einen Keller ging.
    Beim Blick durch das Fenster entdeckte sie nichts Neues, nur viele Spinnen, die ihre Netze überall in den Fensterrahmen gewoben hatten.
    Aber Miss Camper-Young war nirgends zu sehen.
    Honey fand es merkwürdig, dass die Bewohnerin von Lobelia Cottage nicht im Haus war. Sofort kam ihr ein beängstigender Gedanke. Hatten Cybil Camper-Youngs russische Nachbarn die Geduld mit ihrer Schnüffelei verloren und sie beseitigt?
    Honey blieb am Gartentörchen stehen. Eine Wolke war vor die Sonne getreten, während sie die Augen zu dem verzierten Gitter des Tors auf der anderen Straßenseite hob. Sie fröstelte. Die Dinger waren nicht leicht zu finden, aber sie war sich ziemlich sicher, dass sie auch von dort Überwachungskameras beobachteten. Die waren wahrscheinlich in die roten Augen der vergoldeten Drachen eingebaut, die oben auf den Pfeilern saßen. Allein der Gedanke daran machte sie wütend. Sie ballte die Fäuste. Am liebsten wäre sie gleich da drüben hingegangen und hätte den Kies von der makellosen Auffahrt auf die Straße gekickt. Sie hatte alles über diese russischen Neureichen gehört. Die meisten hatten ihr Vermögen mit üblen Machenschaften angehäuft. Wenn man der Presse glauben durfte, dann waren sie alle Kriminelle, alle miteinander.
    Miss Camper-Young steckte vielleicht in großen Schwierigkeiten. Honey musste Nachforschungen anstellen, je früher, desto besser. Sie

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