Mord ist der Liebe Tod
Dann nickte sie. „Gut, danke.“
Logo nah m ihr den Koffer ab und ging voran zum Auto. Sie war ihm dankbar, dass er nicht versuchte, ihr bei der Treppe oder beim Einsteigen zu helfen.
„ Hast du noch arge Schmerzen?“, fragte er nach dem Losfahren.
„ Nein, fast gar nicht mehr. Nur manche Bewegungen tun noch weh.“
„ Gut.“
Ungemütliches Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, während sie über die Autobahn von Bad Homburg nach Frankfurt fuhren.
„ Du, Jenny? “
„ Nein“, fuhr sie auf. „Bitte“, sie blickte ihn entschuldigend an. „Ich will nicht darüber sprechen. Ich kann nicht, noch nicht.“
Logo zögerte einen Moment. „Gut, klar. Ich verstehe. Ich lass dich in Ruhe. Aber vielleicht ist es besser, wenn du darüber sprichst? Also wenn du soweit bist, meine ich.“
Mehr als ein Nicken brachte sie nicht zustande.
Logo wechselte mehr oder weniger elegant das Thema. „Wer hat sich denn um deine Wohnung gekümmert in den letzten sechs Wochen?“
„ Niemand.“
„ Niemand?“, echote Logo erschrocken. „Aber die Post. Und Wilma, deine Spinne?“
„ Wilma habe ich schon vor dem Urlaub zu Sandra gebracht, einer Bekannten. Und die Post ...“ Sie zuckte die Schultern. Doch dann fiel es ihr wieder ein. „Sandra wollte sich auch darum kümmern. Sie hat am Anfang in der Klinik angerufen. An die Zeit erinnere ich mich aber nur verschwommen.“
Logo schaute jetzt wirklich besorgt, sagte aber nichts. Nach einer halben Stunde hielten sie vor dem Haus in Sachsenhausen, in dem Jenny eine kleine Eigentumswohnung mit Garten hatte.
Bevor er ihre Seite des Autos erreicht hatte, war sie schon mühsam allein ausgestiegen und kramte in ihren Taschen nach dem Schlüssel. Unaufgefordert folgte Logo ihr in die Wohnung, die leicht muffig roch. Einen Moment blieb Jenny hilflos im Flur stehen und blickte sich um. Hier hatte Paul sie zum ersten Mal geküsst. Schnell verscheuchte sie den Gedanken wieder und trat an den Tisch.
„ Siehst du“, sagte sie, „Sandra hat sich wirklich um die Post gekümmert.“
„ D a liegen zwei Stapel mit Zetteln oben drauf. Zu erledigen und Werbung. Und ein Brief.“
Jenny griff langsam danach. „Willkommen zu Hause Jenny. Ich hätte dich gerne abgeholt, aber ich konnte nicht herausfinden, wann du entlassen wirst. Für alle Fälle hab ich schon mal deinen Kühlschrank mit haltbaren Sachen aufgefüllt. Bitte melde dich, sobald dir danach ist. Sandra.“
„ Logo, sei mir nicht böse. Ich muss jetzt alleine sein.“
Er zögerte, nickte aber dann. „ Verstehe, klar, wenn ich wirklich nichts mehr für dich tun kann?“
Sie sch üttelte den Kopf. „Und Logo?“
„ J a?“
„ Bitte, ich will niemanden sehen. Kannst du das den Kollegen irgendwie schonend beibringen?“
Er seufzte. „ Ich werde ihnen die Wahrheit sagen, dass es dir noch nicht gut geht.“
Kurz wollte sie etwas antworten, überlegte es sich dann aber und nickte nur dankbar.
„ Tschüs s dann.“ Logo wollte ihr zum Abschied über den Arm streichen, aber sie zuckte zurück.
„ Tschuldigung.“
Er ging und zum ersten Mal seit langem war sie in ihrer Wohnung allein.
Langsam humpelte sie durch alle Zimmer. Immer standen ihr die Bilder von Paul vor Augen. Wie er ihr in der Küche half, sich auf ihrer Couch räkelte, sie die Treppe ins Schlafzimmer hinauftrug. Sie verbot sich, weiter zu denken.
Im Schlafzimmer setzte sie sich aufs Bett und strich mit der Hand über die Kissen. Ihr Blick fiel auf ein Bild auf dem Nachttisch, das sie und Paul bei einem Ausflug an den Rhein zeigte. Sie nahm es und warf es gegen die Wand, so dass das Glas in tausend Stücke zersprang. Dann schlug sie die Hände vors Gesicht und weinte das erste Mal seit jenem Moment, als sie erkannt hatte, dass Paul, ihr geliebter Paul, der Serienmörder war, den sie so lange gesucht hatten.
Am nächsten Morgen erwachte sie angezogen auf ihrem Bett. Irgendwann, während sie geweint hatte, war sie wohl eingeschlafen. Müde rappelte sie sich auf und humpelte ins Bad, um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Hoffentlich war noch Kaffee in der Küche. Ein Glück, die Dose war noch halb voll, auch wenn das Kaffeepulver nicht mehr viel Aroma aufwies, und sie kochte sich eine große Kanne.
Mit der Tasse in der Hand setzte sie sich an den Küchentisch und starrte in den Garten.
Erstaunlicherweise fühlte sie sich etwas besser. Das Weinen war wohl nötig und schon lange überfällig gewesen. Das würde der Psychologin bestimmt
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