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Mord ist ihre Leidenschaft

Mord ist ihre Leidenschaft

Titel: Mord ist ihre Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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stehen. Auch wenn bisher nichts als Indizien gegen Sie sprechen und das psychologische Gutachten zu Ihren Gunsten spricht, sind Sie noch längst nicht aus dem Schneider.«
    Am liebsten hätte sie ihn dafür geschüttelt, dass er sie derart hasste, dass er sie nicht einmal um Hilfe gebeten hatte in einer Situation, in der ihr keine andere Wahl geblieben wäre, als sie ihm zu geben. »Sie behaupten also, ein anonymer Anrufer hätte Sie an einen Ort gelockt, an dem jemand ermordet werden sollte.«
    »Das ist keine Behauptung, sondern eine Tatsache. Ich konnte das Risiko nicht eingehen, dass noch einmal ein Mensch, an dem mir etwas liegt, zu schwerem Schaden kommt.« Mehr als diese Formulierung in Erinnerung an seine Tochter brachte er nicht heraus. »Ich konnte es nicht tun. Nach dem Anruf tat ich das, was ich für richtig hielt.«
    Es wäre einfacher gewesen, wenn sie ihn nicht so gut verstünde, und so richtete sie sich, um ein wenig Abstand zu gewinnen, entschlossen auf. »Die Methode, nach der bei diesem Mordversuch vorgegangen wurde, weist große Ähnlichkeit mit den Vorgehensweisen bei den drei geglückten Morden auf.«
    Sie zog ein kleines Glas aus ihrer Tasche. Es war nicht Patrick Murrays Auge, das in dem Wasser schwamm. Die Chirurgen hofften, es wieder einsetzen zu können. Doch die Simulation zeigte dieselbe Wirkung.
    Summerset starrte auf das kleine, in der Flüssigkeit schwebende Organ.
    »Glauben Sie an den Spruch Auge um Auge, Zahn um Zahn?«
    »Ich dachte, dass ich daran glaube.« Seine Stimme bebte, dann jedoch hatte er sich sofort wieder in der Gewalt. »Jetzt weiß ich nicht mehr, was ich überhaupt noch glaube.«
    Wortlos zog sie auch die Madonnenstatue hervor. »Die Jungfrau Maria. Marlena war so rein und unschuldig wie sie.«
    »Sie war vierzehn. Erst vierzehn Jahre alt.« Tränen schwammen in seinen Augen und taten ihnen beiden weh. »Ich muss glauben, dass sie ihren Frieden gefunden hat. Um selbst weiterleben zu können, muss ich das einfach glauben. Meinen Sie allen Ernstes, ich könnte derartige Verbrechen in ihrem Namen begehen?« Er schloss die Augen und kämpfte mühsam um Beherrschung. »Sie war sanft und unverdorben. Ich werde keine Fragen über sie mehr beantworten. Zumindest nicht Ihnen gegenüber.«
    Nickend stand sie auf, doch bevor sie sich zum Gehen wandte, bemerkte er ihren mitfühlenden Blick. Er wollte etwas sagen, doch sie kam ihm zuvor.
    »Ist Ihnen bewusst, dass Elektronik eine wichtige Rolle bei den Verbrechen spielt, und dass die Aufzeichnung des Telefongesprächs, selbst wenn es sie tatsächlich gibt, völlig wertlos für Sie ist?«
    Noch einmal klappte er den Mund auf und wieder zu. Was für eine Frau konnte im Bruchteil einer Sekunde heißes Mitgefühl durch einen harten Peitschenhieb ersetzen? Dieses Mal nahm er einen größeren Schluck von seinem Wasser. »Das Gespräch ist abgelaufen wie ich es Ihnen erzählt habe.«
    Eve hatte die Gedanken an Marlena mit aller Macht verdrängt und kehrte mit kühler Miene an den Tisch zurück. »Haben Sie versucht, Audrey Morrell zu erreichen, um zu sehen, ob sie vielleicht, statt wie behauptet gekidnappt worden zu sein, sicher in ihrem Bett liegt?«
    »Nein, ich – «
    »Wie sind Sie zum Mermaid Club gefahren?«
    »Mit meinem eigenen Wagen. Entsprechend der mir erteilten Anweisung habe ich ihn in der Nähe des Seiteneingangs des Lokals in der Fünfzehnten geparkt.«
    »Wie sind Sie in den Club gekommen?«
    »Die Seitentür war auf.«
    »Wie ging es dann weiter?«
    »Ich habe laut gerufen. Niemand gab mir Antwort, aber die Musik dröhnte und alle Lichter haben gebrannt. Ich bin in das Lokal gegangen und habe ihn sofort in dem Bassin entdeckt. Er – ich glaube, er hat sich bewegt. Ich meine, seine Lippen hätten sich bewegt. Sein Auge – sein Auge war verschwunden und sein Gesicht verquollen.«
    Bei der Erinnerung an das Erlebte wich ihm alle Farbe aus dem hageren Gesicht. »Immer noch strömte Wasser in den Tank. Ich hatte keine Ahnung, wo der Hahn zum Abstellen war, und deshalb bin ich in der Hoffnung, ihn rausziehen zu können, die Leiter raufgeklettert. Und dann kamen Sie auch schon.«
    »Wie hätten Sie ihn rausziehen wollen? Schließlich war er am Boden des Beckens festgekettet.«
    »Das hatte ich überhaupt nicht bemerkt. Alles, was ich gesehen habe, war sein zerschundenes Gesicht.«
    »Haben Sie einen Patrick Murray in Dublin gekannt?«
    »Ich kannte jede Menge Leute. Aber an einen Patrick Murray kann ich mich nicht erinnern.

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