Mord ist ihre Leidenschaft
vergaß. »Erst wollte ich die Sache der Fahrzeugzentrale melden, dann aber habe ich gedacht, warum?«
»Tja.« Eve pfiff leise durch die Zähne. Auch wenn die Farbe ein unglückliches Erbsengrün war, war der Rest des Wagens super. »Wow. Da ist sicher jemandem ein Irrtum unterlaufen, aber weshalb sollten wir uns nicht über die Kiste freuen, solange wir sie haben? Los, steigen Sie ein.«
»Das brauchen Sie mir nicht zweimal zu sagen, Lieutenant.« Peabody duckte sich unter die nach oben öffnende Tür und rutschte begeistert auf ihrem Platz herum. »Nette Sitze. Sie können das Ding auch auf Ihre Stimme programmieren.«
»Wir werden später damit spielen.« Eve startete den Motor manuell und zog, als er schnurrte wie ein Tiger, beifällig die Brauen in die Höhe. »Kein noch so leises Stottern. Das könnte der Anfang einer neuen Freundschaft sein. Ich hoffe, das Sicherheitsschild und die anderen Diebstahlsperren funktionieren auch.«
»Gibt es dafür einen bestimmten Grund?«
»Ja.« Eve fuhr rückwärts aus der Lücke, wendete und lenkte den Wagen Richtung Ausfahrt. »Wir fahren nämlich noch mal zurück zum Mermaid Club, um zwei Junkies ausfindig zu machen, die ich heute Morgen dort gesehen habe. Und wenn ein Fahrzeug wie das hier – egal, ob von der Polizei oder zivil – dort herumsteht, versucht ganz sicher irgendjemand, es zu klauen.«
»Das Ding hat nicht nur ein Schutzschild und Deflektoren, sondern obendrein noch einen Abschreckungsmechanismus, bei dem jeder, der den Wagen unbefugt berührt, langsam stärker werdende Stromschläge bekommt.«
»Das müsste reichen«, meinte Eve, griff nach dem Link und ihre Assistentin schüttelte fröhlich den Kopf.
»Das Ding kann man freihändig bedienen. Drücken Sie einfach den zweiten Knopf von oben direkt an Ihrem Lenkrad. «
»Ich liebe den technischen Fortschritt.« Eve drückte besagten Knopf und der Monitor des Links erstrahlte in einem leuchtenden Blau. »Audrey Morrell, Luxury Towers, New York City.«
… Suche beendet… Die Nummer steht im öffentlichen Telefonverzeichnis. Wähle…
Bereits beim zweiten Piepsen erschien Audreys Gesicht auf dem Bildschirm. Auf ihrer rechten Wange prangte ein leuchtend gelber Farbfleck und sie hatte einen leicht abgelenkten Blick. »Ms. Morrell, hier spricht Lieutenant Dallas.«
»Oh, ja, Lieutenant.« Audrey hob eine blau gesprenkelte Hand an ihre Haare. »Was kann ich für Sie tun?«
»Könnten Sie mir sagen, wo Sie heute Morgen zwischen fünf und sieben waren?«
»Hier, hier in meiner Wohnung. Ich bin erst nach sieben aufgestanden und habe den ganzen Vormittag gemalt. Warum?«
»Reine Routine. Ich würde gerne noch mal mit Ihnen sprechen. Morgen früh in Ihrem Apartment, falls Ihnen das recht ist. «
»Tja, nun, ich glaube schon. Um neun, wenn es nicht länger als eine Stunde dauert. Um halb elf gebe ich hier eine private Stunde.«
»Neun Uhr ist gut. Danke. Ende des Gesprächs.« Eve musste an einer roten Ampel stoppen, vor der sich schon eine lange Schlange gebildet hatte. »Wer auch immer Summerset heute Morgen angerufen hat, wusste – auch wenn es einem schwer fällt, sich vorzustellen, dass dieser trockene Knochen überhaupt jemanden mag – über seine Schwäche für die kunstsinnige Audrey eindeutig Bescheid. «
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht.«
»Und?«
»Es kann kein Einzeltäter sein – nicht, wenn wir weiter davon ausgehen, dass Summerset unschuldig in diese Sache hineingeraten ist. Ich meine nicht nur die Morde, sondern das ganze Drumherum. Der Killer muss Summersets Routine kennen und er ist ganz sicher, dass er nicht davon abweicht. Jemand muss Summerset im Auge haben, während der Killer handelt. Und der Killer verlangt Miras Profil zufolge Lob, Aufmerksamkeit und Lohn für seine Mühe. Jemand muss ihm also diese Dinge geben.«
»Das ist wirklich gut.«
Peabody schwieg einen Moment, bevor sie leise seufzte. »Aber das haben Sie natürlich alles schon gewusst.«
»Egal. Trotzdem war es gut. Die Hälfte der Arbeit eines Detectives besteht darin, logisch zu kombinieren, und das haben Sie getan.«
»Und worin besteht die zweite Hälfte?«
»Darin, unlogisch zu denken.« Sie parkte den Wagen vor dem Mermaid Club und bemerkte das rot blinkende Polizeisiegel am Eingang sowie die herabgelassenen Gitter vor den Fenstern.
»Typen wie die beiden, die Sie gerade suchen, laufen für gewöhnlich nicht gern am hellen Tag herum«, stellte Peabody fest.
»Der Wagen wird sie anlocken.«
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