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Mord ist kein Geschäft

Mord ist kein Geschäft

Titel: Mord ist kein Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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angefangen hatte, fett zu werden, und da er nun schon
angefangen hatte, war er auch dabei geblieben, so daß er jetzt schlicht
elefantenhaft wirkte. Sein massives kahles Haupt schimmerte babyrosa unter der indirekten Deckenbeleuchtung, und seine Hamsterbacken glitzerten in
einer permanenten Schweißpatina. Die Augen mit den schweren Lidern waren schlau
und sein Mund zugleich sinnlich und erbarmungslos. Meistens redete er zu mir
hin, aber nicht mit mir, und gab sich noch nicht einmal die Mühe, in meine
Richtung zu blicken. Ich nahm es ihm nicht übel. Jason Wagner war ein
Filmindustriekapitän und gewohnt, andere Leute als Bestandteile zu betrachten,
die auf ein Förderband gehörten, um schließlich ein Endprodukt hervorzubringen,
das allgemein unter dem Namen Film bekannt war. Er benutzte Menschen wie
General Motors Preßstahl benutzt, und das seit gut
und gern zwanzig Jahren, schätzte ich.
    Er
hatte eine riesige Zigarre fest zwischen die dicklichen Finger geklemmt und
stach damit gelegentlich in die Luft, um seine Worte zu unterstreichen. Er trug
einen losen japanischen »Happy«-Morgenrock, der sorglos über seinem
gigantischen Wanst zusammengeknotet war. Eigentlich hätte er lächerlich
aussehen müssen, aber es war nicht so.
    »Ich
sage Ihnen, als dieser Polizei-Lieutenant mir erzählte, Sie seien es gewesen,
der angerufen und den Mord gemeldet hat«, erklärte er munter, »da wußte ich
nicht recht, ob ich erfreut oder besorgt sein müßte, Holman .
Ich weiß, es geht Ihnen der Ruf voraus, Sie behandelten Schwierigkeiten in der
Industrie mit Diskretion, aber die Tatsache, daß Sie dort waren, schien darauf
hinzudeuten, daß meine Privatsekretärin bereits in der Bredouille steckte, noch
bevor sie ermordet wurde. Nicht?«
    »Meines
Wissens nicht«, sagte ich der Wahrheit entsprechend. »Ich ging zum Motel, um
den Mann zu sprechen — Westerway . Ich hatte keine
Ahnung, daß das Mädchen bei ihm war, bis sie mir die Tür öffnete .«
    » Westerway ?« Er sprach den Namen aus, als handle es sich um
etwas Unanständiges. »Wer zum Kuckuck ist dieser Westerway ,
von dem ich noch nie etwas gehört habe ?«
    »Ein
Niemand«, sagte ich, »der versucht, mit Hilfe einer schicken kleinen Erpressung
zu einem Jemand zu werden .«
    »Wen
erpreßt er ?«
    »Tut
mir leid«, sagte ich, »das ist die Angelegenheit einer meiner Kundinnen .«
    Die
dicke Zigarre stach ungeduldig in die Luft. »Reden Sie keinen solchen Stuß , Holman ! Ich bin vom
Augenblick an, als Sie hier hereingekommen sind, Ihr Kunde, und einen
wichtigeren Kunden als Jason Wagner gibt es nicht. Oder?«
    »Es
gibt keinen wichtigeren, Mr. Wagner«, gab ich zu, »aber ein anderer ist früher
gekommen. Sie verstehen, was ich meine ?«
    Er
paffte an seiner Zigarre und blies hastig eine dichte blaue Rauchwolke über den
Schreibtisch auf mich zu, als schmeckte sie nach einer Beleichgung .
Die schlauen Augen, tief vergraben in Fettgewebe, blickten mich eine ganze
Weile an.
    »Gladys
Pearson war fünf Jahre lang meine Privatsekretärin«, sagte er langsam, »bis zu
dem Augenblick, als jemand sie heute abend umgebracht
hat. Ich nehme an, sie wurde ermordet, weil sie mit diesem Mann Westerway in irgendeiner Verbindung stand. Entweder hat er
sie umgebracht oder sie wurde seinetwegen umgebracht. Stimmt’s ?«
    »Es
gibt noch eine dritte Möglichkeit«, sagte ich. »Sie wurde aus Versehen an
seiner Stelle umgebracht, als sie dem Mörder die Tür öffnete .«
    »Sie
war nicht ausgesprochen der Typ der femme fatale .« Sein Mund verzog sich ironisch. »Meiner
Ansicht nach würde niemand Gladys aus Leidenschaft ermordet haben! Eine
Privatsekretärin kann innerhalb von fünf Jahren an eine Menge wertvoller — und
vertraulicher — Informationen gelangen, Holman . Und
Sie sagen, der Mann, bei dem sie war, sei ein Erpresser ?«
    Ich
zündete eine Zigarette an und schlug dann leicht nervös die Beine übereinander,
wie ein Starlet im Embryostadium, das nicht recht weiß, ob die Couch des
Produzenten für die Zwecke bestimmt ist, die sie vermutet, oder nur zum Daraufsitzen .
    »Meine
Kundin hat mir die Einzelheiten dieser Erpressung mitgeteilt«, sagte ich
vorsichtig. »Sie wollte, daß ich versuchte, ihn umzustimmen — ihm einen
Bruchteil der geforderten Summe anzubieten oder, wenn er darauf nicht einging,
ihn einzuschüchtern. Ich glaubte nicht, daß ich mit einem von beidem Erfolg
haben würde; aber ich versprach, einen Versuch zu unternehmen. Es wurde ein
lausiger Versuch,

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